Schaffhauser Bock: Die Ehe kommt zustande

UNTERER REIAT. Altdorf, Bibern, Hofen und Opfertshofen fusionieren mit Thayngen. Dies wurde mit einem überwältigenden Ja in allen Gemeinden angenommen.

von Ursula Litmanowitsch

Dynamisch in die Zukunft: René Clausen, Hannes Germann, Heidi Fuchs, Bernhard Müller, Max Kuhn (bild Ursula Litmanowitsch)
Dynamisch in die Zukunft: René Clausen, Hannes Germann, Heidi Fuchs, Bernhard Müller, Max Kuhn (bild Ursula Litmanowitsch)

Die Mitgift für die Einheirat beträgt 6 Millionen vom Kanton. Dieses Geld stammt aus der Ausschüttung des Jubiläumsfonds der Kantonalbank. Der Ehe mit Thayngen steht, so fern der Kantonsrat am 15. September dem Fusionsvertrag zustimmen wird, nichts mehr im Wege. Die Brauteltern freut es, dass die Hochzeit bei den Thayngern so wohlgelitten ist, was von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 69 Prozent signalisert wurde. Die Zustimmung fiel in allen Gemeinden überdeutlich aus. Mit 69 bis 94 Prozent Ja-Stimmen. Die weitaus höchste Beteiligung hatte Hofen mit 94 Prozent Ja-Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 97,7 Prozent. Der Kanton Schaffhausen besteht nun neu ab Januar 2009 nur noch aus 27 Gemeinden.

Rückblende ins Jahr 2005: Es ist das erste von insgesamt sieben ursprünglich mal vorgesehenen und teilweise bereits geplatzen Ostereiern, aus dem ein flügge gewordenes Küken schlüpft. Dieses «Küken» ist neu eine 5000- Seelen-Gemeinde und somit gewichtige Stimme in unserm Kanton.

Rückblende ins Jahr 1861: Damals wurde Bibern von Hofen getrennt. Die geschichtliche Entwicklung fügte es, dass innerhalb desselben Gemeindebannes zwei Gemeinden enstehen konnten, welche dieselbe Allmend und die gleichen Wälder nutzten. Daraus entstand oft Streit. Und Streit gab es auch, weil die Bibermer die Armenlasten zu tragen hatten.

Rund 150 Jahre später sind sowohl René Clausen , Gemeindepräsident von Bibern, wie Max Kuhn, Gemeindepräsident von Hofen, heilfroh, dass die Gemeinden erstens wieder vereint und mit Thayngen verheiratet werden. Ob die beiden für den neu zu bildenden Einwohnerrat antreten, lassen beide noch offen. Max Kuhn hat sich, eigenen Aussagen zufolge, in der Fusionsphase vom Saulus zum Paulus gewandelt. Aus dem einstigen vehementen Fusionsgegner wurde ein ebensolcher Befürworter. Heidi Fuchs, Gemeindepräsidentin aus Altdorf ist überzeugt, dass man sich im Schoss von Thayngen wohl fühlen werde. Urs Gassmann, Projektleiter der Fusion zeigte seine riesige Freude un Erleichterung über das übrdeutliche Resultat ebenfalls. Für den Thaynger Gemeindepräsidenten Bernhard Müller ist das überwältigende Ja ein «Meilenstein». Er zeigte sich erleichtert nach zwei bachab gegangenen Vorlagen.

Eine neue Dimension tut sich für den Gemeindepräsidenten und Ständerat Hannes Germann aus Opfertshofen auf. Der nationale Politiker ist vor kurzem Präsident im Schweizerischen Gemeindepräsidenten-Verband geworden. Nun ist er wohl innert absehbarer Zeit sein lokales Exekutivmandat los, behält aber das schweizerische Präsidium. Dies sei kein Anachronismus, sagt er: «Voraussetzung für dieses Präsidium ist ein Amt in einer Gemeindeexekutive oder aber ein eidgenössisches Mandat.» Er habe die Kollegen im Vorfeld informiert, dass es zu diesem Wechsel kommen könnte:«Diese waren einhellig der Meinung, dass es dem Verband mehr bringe, wenn man eine landesweite Ausstrahlung habe als wenn man Präsident einer Kleingemeinde sei.» Germann setzte sich an vorderster Front für die Gemeindefusion ein. Und gegenüber der «Basler Zeitung» äusserte er, dass ihn auch das Amt des Bundesrates reizen würde. Dass die Gemeindefusion im unteren Reiat sogar für die «Basler Zeitung» ein Thema ist, findet der den SVP-Ständerat Germann beachtlich: «Es freut mich natürlich, dass diese Fusion in die Schweiz hinaussstrahlt, vielleicht strahlt sie ja auch in den Kanton hinaus,» meinte er und lobte Erhard Meister, der« frühzeitig die Weichen gestellt» habe sowie entsprechende Gespräche führte:«Das war matchentscheidend.»

Erhard Meister seinerseits lobte, dass die Fusion mustergültig und behutsam angegangen und nichts «übergaloppiert» wurde: «Es ist ein Entscheid der Herzen», sagte er fast philosophisch rührselig: «Die Behörden habe ihre Verantwortung wahr genommen, ein grosses Lob gebührt auch allen Verwaltungsangestellten.» Das deutliche Ja in Thayngen wertet Meister als «Zeichen der Solidarität» und hofft, dass der Funke nun auch im oberen Reiat springe sowie Neuhausen und Schaffhausen erfassen werde. Meister drückte am Rande nochmals seinem Bedauern aus, dass ähnliche Projekte im Klettgau scheiterten und kam zum Schluss:«Wir haben im Klettgau einfach andere Menschen.» Stefan Zanelli, der das überparteiliche Komitee anführte, schloss: «Ich habe in meiner politischen Karriere noch nie einen solch krönenden Abschluss erlebt wie den heutigen Tag.» So gesehen wurde denn allen Unkenrufen zum Trotz bei der Unterzeichnung des Vertrages nicht von einer Sterbeurkunde, sondern eben von einer Hochzeitsbescheinigung sowie vom schönsten Osterei in der Historie der Gemeinden.

So stimmten die Gemeinden:

Altdorf: Ja 120 / Nein 7
(Ja-Stimmenanteil 94%)

Bibern: Ja 121 Nein 27
(Ja-Stimmenanteil 81%)

Hofen: Ja 68 Nein 17
(Ja-Stimmenanteil 79%)

Opfertshofen: Ja 52 Nein 19
(Ja-Stimmenanteil 69%)

Thayngen: Ja 1341 Nein 504
(Ja-Stimmenanteil 69%)

Im Anschluss an die Stimmenauszählung wurde der Vertrag gleich vor Ort im Gemeindesaal unterschrieben (Bild: Ursula Litmanowitsch).
Im Anschluss an die Stimmenauszählung wurde der Vertrag gleich vor Ort im Gemeindesaal unterschrieben (Bild: Ursula Litmanowitsch).