Schaffhauser Nachrichten: «Ausbildung als Positivkriterium»

Ständerat Hannes Germann setzt sich für die Lehrlingsausbildung ein.

Interview: Michael Brunner

Schaffhauser Nachrichten: Herr Germann, mit Ihrem Einsatz haben Sie erreicht, dass die Lehrlingsausbildung zu einem Vergabekriterium für öffentliche Aufträge wird. Damit haben Sie einem linken Anliegen zum Durchbruch verholfen. Warum?
Hannes Germann: Das ist kein linkes Anliegen. Zwar stammt die Motion, über welche wir abgestimmt haben, von der Winterthurer SP-Nationalrätin Chantal Galladé. Aber gleichzeitig ist eine parlamentarische Initiative von bürgerlicher Seite mit gleicher Stossrichtung hängig. Das Thema müsste auch ein Anliegen der Wirtschaft sein. Aber die Wirtschaft hat Angst vor einer Überregulierung.

Warum hat die vorberatende Kommission die Motion abgeändert?
Germann: In der ursprünglichen Version hätten wir ein neues Ausschlusskriterium geschaffen. Konkret hätte, wer keine Lehrlinge ausbildet, gar nicht mehr offerieren können. Das wäre nicht WTO-konform und damit unzulässig. Nach unserem Vorschlag soll die Lehrlingsausbildung als Positivkriterium entscheiden, wenn zwei ansonsten praktisch gleichwertige Offerten vorliegen.

Kritiker sagen, die Motion sei zu unklar formuliert.
Germann: Eine Motion muss in meinen Augen offen formuliert sein. Damit hat der Bundesrat genügend Spielraum bei der Umsetzung.

Auch mit der Motion ist das Problem der fehlenden Lehrstellen nicht gelöst. Was ist zu tun?
Germann: Es muss sich wieder lohnen, Lehrlinge auszubilden. Dazu müssen die Lehrmeister von administrativem Aufwand entlastet werden. Es muss wieder möglich werden, dass auch ein kleiner Betrieb Lehrlinge ausbilden kann, ohne dass alles andere im Unternehmen zu kurz kommt.