Schaffhauser Nachrichten: «In drei bis vier Jahren droht Inflation»

Am UBS-Wirtschaftsforum von gestern Abend warnte Swiss-CEO Harry Hohmeister, eine zu starke politische Regulierung des Flughafens Zürich könnte die Swiss gefährden. Und UBS-Chefökonom Daniel Kalt gab den dringenden Rat, Staatsanleihen von Industrieländern als Geldanlage zu meiden.

Von Rolf Fehlmann

Schaffhausen Das UBS-Wirtschaftsforum gehört unbestritten zu den gesellschaftlichen Glanzlichtern der Munotstadt – davon zeugte einmal mehr das bis auf den letzten Platz belegte Stadttheater. In entsprechend aufgeräumter Stimmung begrüsste Gian-Rico Willy, Leiter der UBS Schaffhausen, die anwesenden Kunden der Bank. Namentlich erwähnte er Nationalrat Thomas Hurter, Ständerat Hannes Germann, Kantonsratspräsident Richard Bührer, Stadtpräsident Thomas Feurer sowie die Stadträte Peter Neukomm und Raphaël Rohner.

In seiner Einleitung zeigte Willy auf, wie stark seit dem 18. Jahrhundert die Bedeutung der Mobilität zugenommen hat in Bezug auf Arbeitsformen, Lebensmodelle und gesellschaftliche Globalisierung. Nicht nur Menschen und Güter seien heute mobil, sondern auch Unternehmen, sagte Willy mit Blick auf die über 200 Firmen, die sich in den letzten zehn Jahren in Schaffhausen niedergelassen haben. Damit gab er die Bühne frei für den UBS-Chefökonomen Daniel Kalt. Dieser zeigte in seinem faktenreichen Finanz- und Wirtschaftsausblick, wie Mobilität die wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst und wie sich das auf unser Umfeld auswirkt (siehe Interview unten). Bevor er zu seinen Anlageempfehlungen kam («Meiden Sie Staatsanleihen von Industrieländern, die sind nur renditeloses Risiko im Portfolio»; siehe Kasten), behandelte Kalt die grossen Themen: Fiskalklippe in den USA, Staatsschuldenkrise in Europa, Wachstum in den Schwellenländern. Er zeigte, wie die Schwellenländer gegenüber den Industrieländern aufgeholt haben, wie sie letztere überflügeln werden und wie sich ihre Mittelschicht bis 2030 zahlenmässig vervierfachen wird, während sie in den Industrieländern auf dem heutigen Stand bleiben wird. Die Schweiz, so Kalt, sei gut durch die Krise gekommen, während «rundherum Tristesse herrscht und die Wirtschaft implodiert». Trotz der massiven Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken sei in den nächsten ein bis zwei Jahren weltweit noch nicht mit Inflation zu rechnen, sagte er auf eine Frage aus dem Publikum und warnte: «Mit Inflation Schulden abzubauen, ist eine gängige Strategie; und darum rechnen wir damit, dass wir in drei bis vier Jahren enorme Inflationsrisiken haben werden.»

Swiss-CEO rügte Beschränkungen

Gastredner Harry Hohmeister, CEO der Fluggesellschaft Swiss, informierte tagesaktuell über den gestern bekannt gegebenen Entscheid der Airline, ihre Langstreckenflotte für 1,5 Milliarden Franken mit sechs Boeing-777-Fliegern aufzurüsten (siehe Beitrag auf Seite 7). Angesichts der steigenden Treibstoffkosten und des harten Wettbewerbs sei die Swiss auf eine effizientere Flotte angewiesen; es seien aber auch strukturelle Änderungen nötig, wolle die Airline langfristig Geld verdienen. Hohmeister wies auch auf die vorgesehene Modernisierung der Europaflotte hin – auch hier stünden der geringere Verbrauch von Treibstoff, weniger Aussstoss von CO2 und weniger Lärm im Vordergrund. Hohmeister kam aber auch auf die politischen Rahmenbedingungen für den Flughafen Zürich als europäisches und Interkontinental-Drehkreuz zu sprechen: «Die politischen Einschränkungen reduzieren die Kapazitäten des Flughafens Zürich am stärksten in ganz Europa; und im internationalen Vergleich ist Zürich derjenige Interkontinental-Hub mit den stärksten Beschränkungen.» Zusätzlich falle der Flughafen Zürich zurück, weil seine Infrastruktur im internationalen Vergleich am wenigsten effizient sei. Das alles werde noch verschärft durch den Preiszerfall bei den Flugtickets – diese Situation sei für die Swiss «schwierig», warnte er. Angesprochen auf den Fluglärmstreit, hütete sich der Swiss-CEO davor, politisch brisante Aussagen zu machen: «Wünschenswert aus Airline-Sicht wären keine Beschränkungen.» Das Problem sei, dass die Politik auf verschiedenen Ebenen versuche, den Prozess zu beeinflussen: «Das hilft dem Prozess nicht weiter.» Es mache ihn im Gegenteil schwer vorhersagbar.

Langfristige Anlagethemen ESchwellenländeranlagen: Bauen Sie ein zu Ihrem Risikoprofil passendes Engagement in Schwellenländeranlagen auf. Berücksichtigen Sie nicht nur Aktien, sondern auch die Anleihen- und Währungsallokation. Kurzfristige Anlagepositionierung EWährungen: Die Hauptwährungen Euro, Dollar und Yen bleiben schwach; vermeiden Sie Klumpenrisiken! Berücksichtigen Sie Rohstoff- und Schwellenländerwährungen. EObligationen: Meiden Sie Staatsanleihen von hoch verschuldeten Industrieländern. Wählen Sie mittelfristige Anleihen von (Schwellen-)Ländern mit tiefen Defiziten und gesunder Leistungsbilanz sowie hochverzinsliche Unternehmensanleihen aus den USA. EAktien: Bevorzugen Sie defensive, global diversifizierte Titel mit attraktiven Dividendenrenditen; setzen Sie langfristig auf Schwellenländer. EAlternative Anlagen: Halten Sie Gold; Platin ist attraktiv. Schweizer Immobilien sind hoch bewertet – tätigen Sie keine Neukäufe, aber nehmen Sie gezielt Gewinne mit.