Schaffhauser Nachrichten: Zuppiger muss mehr zittern als erwartet

Die SVP-Fraktion brauchte zwar länger als geplant, bis sie ihre beiden Kandidaten nominiert hatte. Überraschungen blieben aber aus. Bruno Zuppiger aus Hinwil und der französischsprachige Freiburger Jean-François Rime steigen ins schwierige Bundesratsrennen. Der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann ist trotzdem nicht enttäuscht.

von Michael Brunner

Die SVP liess die Medien gestern lange warten. Doch dann präsentierte sie das zuletzt allseits erwartete Ticket für die Bundesratswahlen vom 14. Dezember. Die Partei schickt die Nationalräte Bruno Zuppiger (ZH) und Jean-François Rime (FR) ins Rennen. Die beiden sollen gemeinsam den Sitz von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf angreifen. Laut Fraktionschef Caspar Baader wird erst der Wahltag zeigen, ob es taktisch richtig ist, in einer so schwierigen Kampfwahl auf zwei Kandidaten zu setzen. Klar ist aber, was die Partei mit dem Zweierticket bezweckt: Sie will dem Parlament eine echte Auswahl und damit keinen Vorwand bieten, die SVP zu übergehen. Das tut sie mit dem als moderat geltenden Zuppiger und dem zumindest gemässigt auftretenden Rime auch tatsächlich. Selbst regional ist das Doppel ausgewogen – mit dem Schönheitsfehler, dass Zuppiger wie der bereits amtierende SVP-Bundesrat Ueli Maurer aus Hinwil kommt. «Wenn mich das Parlament deshalb nicht wählt, dann ist es ihm nicht ernst mit der Konkordanz», sagte Zuppiger nach der Nomination. Und auch Baader zeigte sich überzeugt von der Auswahl. Die Kantonsklausel sei aufgehoben worden. Und mit Rime könne das Parlament auch einen Romand wählen. Drei Lateiner in der Landesregierung seien durchaus denkbar.

Weichen schon vorher gestellt
Die SVP hatte die Weichen schon vor der gestrigen Nomination gestellt. Hardliner aus der SVP-Spitze wie Parteipräsident Toni Brunner oder der Berner Nationalrat Adrian Amstutz waren erst gar nicht ins Rennen gestiegen. Der Grund: In der schwierigen Konstellation hat die Partei nur eine Chance, wenn sie mit moderaten Kandidaten kommt. Entsprechend brachten sich in der Deutschschweiz solche Kandidaten in Position. Ganz wollte die Parteileitung das Rennen aber dann doch nicht einfach laufen lassen. Deshalb wählte sie Zuppiger aus dem Kreis der Moderaten aus und motivierte ihn zur Kandidatur. Damit schien die Sache gelaufen. Für den gemässigten Flügel der SVP-Fraktion gab es keinen Grund, den Aufstand gegen die Parteispitze zu proben. Der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann politisiert zu ähnlich wie Zuppiger, und die Regierungsräte Heinz Tännler (ZG) und Jakob Stark (TG) waren zu unbekannt. Trotzdem hielten die Aussenseiter bei der fraktionsinternen Ausmarchung zunächst gut mit Zuppiger mit. Der Favorit der Parteispitze erreichte daher erst im dritten Wahlgang das absolute Mehr. Hinter im folgte etwas überraschend Tännler, der in der Fraktion offenbar einen sehr guten Auftritt hatte. Dritter wurde Germann, Stark war im zweiten Wahlgang ausgeschieden. Schon zu Beginn der Sitzung hatte die Partei entschieden, den zweiten Platz auf dem Ticket für einen Romand zu reservieren. Und auch hier gab es keine Überraschung. Vizefraktionschef Rime setzte sich gegen den Waadtländer Nationalrat Guy Parmelin bereits im ersten Wahlgang durch. Parmelin hatte im Verlaufe seiner Kandidatur immer wieder selber Rime in den Vordergrund geschoben. Allgemein gilt Zuppiger als der aussichtsreichere der SVP-Kandidaten. Das Rennen gegen Widmer-Schlumpf wird aber schwierig. Und was macht die SVP, wenn sie gegen die BDP-Bundesrätin verliert? Greift sie dann auch Sitze von FDP und SP an? «On verra» (man wird sehen), sagte Rime. «Das war heute kein Thema», Baader. Er bekannte sich aber ein weiteres Mal zur Konkordanz und definierte diese so, dass die grössten drei Parteien zwei Sitze und die vierte einen erhalten solle. Trotzdem glauben viele Beobachter, dass die SVP zur Not auch FDP und SP herausfordern wird. Schliesslich hat sie das bereits letztes Jahr getan. Damals erzielte Rime ein überraschend gutes Resultat. Dass er jetzt, wo die Chancen besser sind, wieder auf dem Ticket steht, ist auch die Belohnung für seinen damaligen Effort.