Stadt und Land besser vernetzen, Pendlern den Umstieg auf ÖV und Sharing-Angebote erleichtern: Dafür sollen sogenannte Verkehrsdrehscheiben sorgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bund, Kantone und Gemeinden wollen enger zusammenarbeiten.
- Zur Verknüpfung von Siedlungs- und Verkehrsentwicklung haben sie einen Vertrag signiert.
- Die sogenannte «Erklärung von Emmenbrücke».
Die verschiedenen Staatsebenen wollen die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung gezielter aufeinander abstimmen. Dafür unterzeichneten sie am Donnerstagnachmittag in Emmenbrücke LU in Anwesenheit von Umweltministerin Simonetta Sommaruga die «Erklärung von Emmenbrücke».
Neben der Bundesrätin setzten weitere Personen ihre Unterschrift unter das Dokument: der Aargauer Regierungsrat Stephan Attiger, Präsident der Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz (BPUK). Sowie der Luzerner Regierungsrat Fabian Peter, Vorstandsmitglied der Konferenz der kantonalen Direktoren des öffentlichen Verkehrs (KöV). Auch Kurt Fluri, Präsident des Schweizerischer Städteverbandes (SSV) und Hannes Germann, Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbands (SGV) haben unterschrieben.
Für die Verkehrsdrehscheiben stehe Geld aus dem Infrastrukturfonds des Bundes zur Verfügung. Das sagte Simonetta Sommaruga vor den Medien auf dem Seetalplatz. Laut dem Luzerner Regierungspräsidenten Marcel Schwerzmann (parteilos) die «wichtigste Verkehrsdrehscheibe der Zentralschweiz».
Für sie sei Emmenbrücke ein guter Ort, um diese Erklärung zu unterschreiben, sagte Sommaruga. Das Wort «Brücke» im Ortsnamen stehe auch symbolisch für «Verbindung». Alles, was wichtig sei, komme hier, auf dieser Verkehrsdrehscheibe, zusammen.
Simonetta Sommaruga: Eine Verkehrsdrehscheibe sei ein Gesamtkonzept
Mit der Unterzeichnung werde der Wille zur Zusammenarbeit zum Ausdruck gebracht. «Wir alle profitieren von Verkehrsdrehscheiben», sagte Simonetta Sommaruga. Eine Verkehrsdrehscheibe sei mehr als ein Parkplatz oder ein grosser Bahnhof. Sie sei ein Gesamtkonzept, das der ganzen Bevölkerung Mehrwert biete.
Der Bund schaffe die «Grundlagen zur Förderung von Verkehrsdrehscheiben». Er richte seine Strassen- und Schienenprogramm verstärkt auf die Belange dieser Knotenpunkte aus. Das schrieb das Bundesamt für Raumentwicklung (Are) in einer Mitteilung. Die Kantone, Agglomerationen, Städte und Gemeinden ihrerseits seien für die Ausarbeitung und Umsetzung der Projekte zuständig.
Gemäss Are kommen rund 20 Prozent der Pendlerinnen und Pendler aus dem Umland von Agglomerationen. Mangels ÖV benutzten sie für ihren Arbeitsweg oft das Auto.
Dadurch seien die Agglomerationen zunehmend überfordert, das städtische Strassennetz werde immer mehr belastet. Die ländlichen und die städtischen Räume müssten besser vernetzt werden. Das könne mit sogenannten Verkehrsdrehscheiben erreicht werden.
Drehscheiben müssen attraktiv sein
Dort könnten die Reisenden auf «effiziente Verkehrsmittel wie den öffentlichen Verkehr, das Velo oder Sharing-Angebote» umsteigen. Diese Drehscheiben müssten aber auch attraktiv und gut gelegen sein. Zudem sollte es sich dabei im Idealfall um städtebaulich attraktive Orte handeln.
Als gelungene Beispiele bezeichnet das Are die neuen Haltestellen des Léman Express in der Agglomeration Genf. Oder die Bahn- und Bushöfe in Bellinzona TI, Wohlen AG und Emmenbrücke.
In Emmenbrücke beispielsweise entsteht ein neues Regionalzentrum mit über 4000 zusätzlichen Arbeitsplätzen, Wohnungen und Studienplätzen. Täglich passieren rund 50’000 Fahrzeuge und fünf Buslinien den Seetalplatz.
Das Regionalzentrum Wohlen AG seinerseits sei ein wichtiger Ort der wirtschaftlichen Entwicklung im Kanton Aargau in einer eher ländlichen Umgebung. Bis 2027 soll der Bahnhof zu einer Verkehrsdrehscheibe umgebaut und die Siedlungsentwicklung um den Bahnhof gezielt vorangetrieben werden.