Gerechtere Lösung für alle Familien mit Kindern
von Hannes Germann
In Feiertagsreden hört man nur allzu oft das Hohelied auf Familien, Kinder und den immensen Wert der unentgeltlich geleisteten Erziehungs- und Betreuungsarbeit. Allein im Steuerrecht wird diesen Werten kaum Rechnung getragen. Die Junge SVP fordert nun mit einer Initiative die «Abschaffung des unfairen Fremdbetreuungsabzugs» und im Gegenzug die «Erhöhung des allgemeinen Kinderabzugs» für alle. Das eingesparte Geld soll allen Familien – ungeachtet der Betreuungsform – zugutekommen. Der Ständerat hat sich in der Sommersession für die einseitige Entlastung von Doppelverdienern ausgesprochen. Aber nur, wenn sie ihre Kinder fremdbetreuen lassen. Sie können künftig bei der direkten Bundessteuer bis zu 12 000 Franken pro Kind und Jahr in Abzug bringen. Daneben ist die Reduktion des Tarifs um 170 Franken pro Kind für alle Verheirateten und Alleinerziehenden nicht mehr als ein Trostpflästerli. Ein einseitiger Fremdbetreuungsabzug exklusiv für Doppelverdiener ist aus meiner Sicht doppelt falsch: diskriminierend und ungerecht! Denn wer seine Kinder selber betreut, verzichtet auf zusätzliches Erwerbseinkommen und auf einen möglichen beruflichen Aufstieg. Dieser Nutzenentgang kann sich später bei AHV, Pensionskasse oder beim Wiedereinstieg in den Beruf negativ auswirken. Die angesprochene Initiative ist nicht das Ei des Kolumbus. Aber die Richtung stimmt: Mit einem generell höheren Kinderabzug stärkt man Familien mit Kindern und deren Entscheidungsfreiheit. Man setzt keine einseitigen staatlichen Anreize! Anzustreben ist eine ausgeglichene und gerechte Lösung im Sinne aller Familien – unabhängig davon, ob die Kinder in einer Krippe oder zu Hause betreut werden.