[Schaffhauser Nachrichten] Bisherige bestätigt, Amsler abgeschlagen

Die FDP hat mit Christian Amsler das schlechteste Ständeratsresultat der vergangenen Jahre erzielt. Doch er ist nicht der einzige Bürgerliche, der bluten musste: Auch Hannes Germann (SVP) hat Stimmen eingebüsst, die Wahl aber geschafft. Zulegen konnte Thomas Minder.

Zeno Geisseler

Die neue Schaffhauser Delegation im Ständerat ist auch die alte: Hannes Germann (63, SVP) und Thomas Minder (58, parteilos) sind gestern beide problemlos bereits im ersten Wahlgang

Verlierer und Sieger: Christian Amsler (im Hintergrund) und Hannes Germann im Gespräch mit Journalistinnen im Wahlzentrum gestern im Regierungsratssaal. BILD JULIA LEPPIN
Verlierer und Sieger: Christian Amsler (im Hintergrund) und Hannes Germann im Gespräch mit Journalistinnen im Wahlzentrum gestern im Regierungsratssaal. BILD JULIA LEPPIN

bestätigt worden. Ihre Herausforderer Christian Amsler (55, FDP) und Patrick Portmann (30, SP) blieben chancenlos.

Germann, der seit 2002 im Ständerat ist, ist vom Schaffhauser Volk damit bereits zum sechsten Mal gewählt worden. Für Minder ist es die dritte Wahl. In 25 von 26 Schaffhauser Gemeinden holten Germann und Minder die meisten Stimmen.

Germann verlor über 3400 Stimmen

Im mehrjährigen Vergleich fällt vor ­allem auf, wie stark sich Minder steigern konnte. Noch bei seinen ersten Wahlen 2011 machte er erst in einem zweiten Wahlgang alles klar. 2015 überbot er das absolute Mehr nur relativ knapp mit rund 500 Stimmen. 2019 aber hat er sein bisher bestes Resultat hingelegt. Gegenüber 2015 konnte er fast 1100 Stimmen dazugewinnen. Somit konnte er den Abstand zu Germann verringern und gleichzeitig die Herausforderer von FDP und SP weiterhin deutlich auf Distanz halten.

Germann wiederum ist gestern zwar wie schon seit vielen Jahren als derjenige Kandidat mit den meisten Stimmen hervorgegangen. Doch sein Spitzenresultat von 2015, als er fast 21 000 Stimmen erzielte, hat er bei Weitem nicht mehr erreicht. Er verlor über 3400 Stimmen, eine gewaltige Zahl in einem so kleinen Kanton wie Schaffhausen. Für andere Kandidaten hätte dies das Aus bedeutet – oder wenigstens die Herausforderung eines zweiten Wahlgangs. Doch Germanns Polster war so dick, dass er sogar einen solchen Rückgang verdauen kann. Dennoch wird er – und seine SVP – dieses Minus genau analysieren müssen: Ist es vielleicht ein Signal, dass Germann, der in der kommenden ­Legislatur ins AHV-Alter kommt, langsam neuen Kräften Platz machen sollte?

Portmanns Achtungserfolg

Dass junge Kräfte beim Stimmvolk gut ankommen, hat gestern SP-Kandidat Patrick Portmann deutlich gemacht. Obwohl der Dreissigjährige am linken Rand seiner Partei politisiert und stark gewerkschaftlich orientiert ist, holte er fast 10 000 Stimmen. Auch wenn es ihm nicht gereicht hat, kann die Partei mit diesem Resultat einen Achtungserfolg verbuchen. Wie viele Stimmen wohl eine weniger pointiert auftretende linke Frau geholt hätte?

Sogar die ÖBS war besser als Amsler

Schlecht hingegen hat FDP-Kandidat Christian Amsler abgeschnitten. Auf vier von fünf Wahlzetteln war sein Name nicht verzeichnet. Der Regierungsrat und frühere Bundesratskandidat holte nur rund 6400 Stimmen, und damit rund 1400 Stimmen weniger als vor vier Jahren Parteikollege Reto Dubach, dem der Wechsel vom Regierungsrat in den Ständerat ebenfalls vollkommen misslang. 2011 machte selbst Christian Heydecker, im Volk damals viel weniger bekannt als heute Amsler, noch mehr Stimmen. In einer Gemeinde, Buch, verbuchte Amsler gestern sogar noch weniger Stimmen als jene, die gar nicht kandidiert hatten und deren Stimmen unter den «Vereinzelten» zusammengezählt wurden.

Und noch ein Vergleich, den die FDP und Amsler verschmerzen müssen: 2007 kandidierte der ÖBS-Mann Hans-Jakob Gloor als Aussenseiter. Damals waren es fünf Kandidierende, und die Zahl der Wähler war tiefer. Dennoch holte Gloor 2007 mehr Stimmen als Amsler gestern.

Einen kleinen Trost aber gibt es: In seiner Wohngemeinde Stetten überholte Amsler Thomas Minder. Er erreichte dort sogar das absolute Mehr.

Ständeratswahlen 

Resultate auf einen Blick

Gewählt

Hannes Germann (SVP): 17 333

Thomas Minder (parteilos): 14 813

Nicht gewählt

Patrick Portmann (SP): 9 952

Christian Amsler (FDP): 6 346

Vereinzelte: 3 668

Absolutes Mehr: 13 029

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