Am Freitag zelebrierte der Verein der Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber seine 100. Generalversammlung. Dazu trafen sich die Mitglieder im historischen Kantonsratssaal der Rathauslaube.
Theo Kübler
Das war dem Anlass angemessen, tragen doch die Schreiberinnen und Schreiber laut Definition die administrative Verantwortung der Gemeinden, wie Hannes Germann in seinem Referat erklärte. Der ehemalige Gemeindepräsident weiss, wovon er spricht. «Sie sorgen zudem für die Funktionsfähigkeit, die Wirtschaftlichkeit und gleichzeitig für die Weiterentwicklung für die Gemeinde», sagte er weiter. «Das tönet supermässig, aber tatsächlich habt ihr eine Schlüsselrolle inne und ihr seid die zentrale Ansprechperson zwischen der Exekutiven und, wenn vorhanden, dem Parlament, der Legislative und dem Volk», lobte der Ständerat die Jubilierenden. «Sie sind das Gedächtnis, die Vertrauensperson und Berater auf der Kanzlei.» Germann ist der Überzeugung, wenn das Verhältnis zwischen Präsident und Schreiber stimmt, dann stimmt schon relativ vieles in der Gemeinde. «Nicht selten diskutiert der Rat turbulent und heftig. Plötzlich hat man einen Entscheid und alle fragen sich: ‹Weshalb haben wir jetzt so entschieden?› Dann sagen wir: ‹Der Rat hat entschieden, der Schreiber wird die Gründe finden.›» Natürlich entlockt der Spruch ein heiteres Lachen bei den Zuhörern. Weiter erfahren diese, dass der Verein ursprünglich gegründet wurde, um die Weiterbildung zu fördern. Zum 75-jährigen Jubiläum soll der damalige Stadtpräsident von Stein am Rhein gesagt haben: «Der Gemeindeschreiber muss ein juristischer Berater sein, ohne Jurist zu sein, er muss über alles Bescheid wissen und darf an den Sitzungen doch nichts sagen.»
Viel Vertrauen gefordert
Doch Germann ist der Meinung, dass sich in der Zwischenzeit die Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber zu Managern gewandelt hätten, nur ohne Boni. Der Anspruch an diese Tätigkeit sei hoch und vielseitig. Nun konnte ein Eidgenössischer Fachausweis etabliert werden, unter dem Titel «Fachfrau/Fachmann öffentliche Verwaltung» (bisher: Gemeindefachschule). In diesem Jahr gibt es bereits eine Rekordanmeldung für diese Ausbildung von 200 Personen.
Für einen einstigen Schreiber im Kanton habe sich seine Anstellung doppelt gelohnt. Da er freien Zugang zum Archiv hatte, soll er auch eine der grössten Markensammlungen der Schweiz besessen haben, wusste Hannes Germann mit einem Augenzwinkern zu berichten.
Der Stadtpräsident Peter Neukomm brachte die Bedeutung der Gemeindeschreiberinnen in den Verwaltungen zum Ausdruck. Unter anderem werde viel Vertrauen gefordert beim Schreiben von Versammlungs- und Sitzungsprotokollen. Regierungsratspräsident Dino Tamagni richtete ebenfalls lobende Worte an den Verein.
Neue Vorstandsmitglieder
Staatsschreiber Stefan Bilger kam geradezu ins Schwärmen, als er Interessantes über einen der ältesten Ratssäle der Schweiz erklärte. Hier wurde denn auch die Generalversammlung des Verbandes abgehalten. Nachdem Vorstandsmitglied Andrea Metzger die Verbandsrechnung präsentierte und Carolina Bächi aus dem Erbschaftsamt Neuhausen sowie Claudia Schmid-Gebert aus der Gemeindekanzlei Lohn neu in den Vorstand gewählt wurden, lud Verbandspräsident Luc Schelker zum Jubiläums-Mittagessen in den «Güterhof».