[Schaffhauser Nachrichten] «Egal, wie es aussieht – beten hilft»

Am Regionalen Bauerntag vom 11. März am Strickhof Wülflingen ­haben sich rund 200 Menschen aus der Landwirtschaft unter dem Motto «Mir gönd wiiter» getroffen. Zwei Schaffhauser Ehepaare haben den Tag mitgeprägt und berichten.

Regionaler Bauerntag ZüriBiet–Schaffhausen

Gemeinsam geht’s besser – auch das ein Thema des Regionalen Bauerntags. Bild Sanna Bührer Winiger
Gemeinsam geht’s besser – auch das ein Thema des Regionalen Bauerntags. Bild Sanna Bührer Winiger

Schaffhauser Bauer: Michaela und René Hiltbrunner, Sie haben den ­Regionalen Bauerntag mitorganisiert. Wie haben Sie den Anlass erlebt?

Michaela und René Hilbrunner, OK-Mitglieder: Wir sind sehr erfreut, dass die Bauern, die zum Bauerntag gekommen sind, mit einem vielfältigen Programm verwöhnt wurden. Das Organisationsteam hat mit unterschiedlichen Gaben den Anlass durchführen können. Jeder packte mit an und brachte Ideen für den Tag, ob für die Dekoration, das Programm oder die Verpflegung. Am Anlass war es bewegend, dass Politiker wie unter ande-rem Hannes Germann Anteil nah- men und wir am Morgen für sie beten durften.

An Gott zu glauben, heisst nicht, pro­blemlos durchs Leben zu gehen. Das kann für Menschen ein Widerspruch bedeuten. Waren Schicksalsschläge und Gott am Bauerntag ein Thema?

Michaela und René Hiltbrunnner: Die Besucher haben Erlebnisse besonders mit dem Inhalt gehört, dass es schwere Zeiten immer wieder mal gibt, aber dass wir uns nicht entmutigen lassen dürfen. Die Bauern redeten sich zu, sagten, dass der Gott aus der Bibel auch heute noch gross ist und uns versorgt. Es war ermutigend zu hören, wie es den anderen ergeht und wie sie mit den Schwierigkeiten umgehen. Wir sind selbständig, aber nicht allein, das verbindet uns miteinander. Gestärkt sind wir wieder in den Alltag gegangen.

Denise und Hansueli Graf, Sie wirkten am Anlass selber mit. Ihr Fazit?

Denise und Hansueli Graf: Wir erlebten den Bauerntag als «die grosse Teilete»: Jeder bringt etwas von dem, was er hat, und nimmt mit, was er will, ob Esswaren, Dekoschuhe mit Frühlingsblumen oder viele gute Erlebnisse. Wir kehrten reicher heim, als wir gegangen waren.

Hansueli Graf, Sie haben am Anlass über Hürden im Leben referiert. Auch andere Redner haben von Schwierigkeiten erzählt. War es für Sie beide trotzdem ein Mut machender Tag?

Denise und Hansueli Graf: Das Mutmachende stand klar im Vordergrund – egal, wie es aktuell aussieht: Beten hilft wirklich! Das zeigten ergreifende Lebensberichte, die von Schwierigkeiten und Herausforderungen geprägt waren – und trotzdem mit Gottes Hilfe gemeistert werden konnten.

Was hat Sie ausserdem beeindruckt?

Denise und Hansueli Graf: Die Vernetzung des Bauernstands, miteinander am Tisch zu sitzen und über den Tellerrand sehen zu können, sind wertvolle Elemente. Wir sitzen im gleichen Boot und tun gut daran, das Verbindende zu sehen und nicht das Trennende in den Fokus zu rücken. Interview: sbw

NACHGEFRAGT:

Glaube in Bundesbern

Ständerat Hannes Germann hat das Morgenprogramm des Regionalen Bauerntags in Winterthur besucht. Er schildert seine Eindrücke dazu sowie zu seinen Erfahrungen in Bezug auf Glaube und Politik in Bundesbern.

Schaffhauser Bauer: Am Bauerntag wurde für Politiker gebetet, auch für Sie. Was bedeutet Ihnen dies?

Hannes Germann, Ständerat Kanton Schaffhausen: Es ist schön, zu sehen und zu spüren, dass un-sere Arbeit geschätzt wird und die Menschen in Gedanken bei und mit uns sind. Der grosse Aufmarsch und die gebotenen Inhalte am Bauerntag waren für mich sehr eindrücklich und bewegend – eine echte Bereicherung.

Politik und Spiritualität, passt das für Sie zusammen?

Sogar sehr gut, auf jeden Fall. In der Politik müssen wir oft und viel entscheiden. Und – so geht es jedenfalls mir – man ist sich nicht immer sicher, das Richtige getan zu haben. Oft liegt eben auch nicht alles in unserer Hand. Letztlich geht es eben nicht nur um Gesetze, Verordnungen oder finanzielle Mittel. Es sind immer auch Menschen direkt betroffen. Und da müssen wir Verantwortung für unser Handeln tragen.

Wie erleben Sie dies in Bundesbern – ist der Glaube ein Thema unter Politikern?

Die meisten halten sich in Bern punkto ihrer Glaubensausrichtung eher bedeckt. Immerhin aber gibt es einmal wöchentlich eine überkonfessionelle Besinnung, jeweils am Mittwoch in der Frühe. Die parlamentarische Gruppe Christ + Politik, der ich angehöre, hatte zusätzlich einen Lunchanlass zum Thema «Christlicher Glaube im politischen Alltag». Die Klingen zu dieser Gretchenfrage haben dabei zwei Parteipräsidenten gekreuzt: Christian Levrat (SP) und Gerhard Pfister (CVP). Auch das gibt’s in Bern.

Hat Religion für Sie einen Einfluss auf Ihren Umgang mit schwierigen politischen Geschäften?

Natürlich lässt man sich nicht nur von der Ratio und der politischen Gesinnung leiten. Oft prägen auch die ethischen und christlichen Grundwerte einen Entscheid. Und letztlich müssen wir stets auch eine gesunde Portion Gottvertrauen haben. Denn auch im Bundeshaus lässt sich nicht alles so lenken und vorhersagen, wie man es gerne haben möchte. Interview: sbw