Ein grandioses Wiedersehen zelebrierte am vergangenen Samstag vorgängig zum Kantonalen Musiktag die Gemeinde Merishausen mit dem Klassentreffen der Jahrgänge 1920 bis 1994. Hunderte kamen und feierten.
Von J.R.
Das Organisationskomitee habe «die Chance gepackt», meinte Ständerat Hannes Germann, auch er ein «Ehemaliger» der Merishauser Schule, und recht hatte er. Schliesslich stand da am vergangenen Samstag alles bereit für den Kantonalen Musiktag, vom grossen Festzelt über Parkplätze, die umfangreiche Infrastruktur bis hin zu wunderschön geschmückten Brunnen. Ja, das Dorf hatte sich herausgeputzt – und weshalb sollten dies nicht auch die «Ehemaligen» erleben? Eine Idee aus dem Organisationskomitee des Kantonalen Musiktages sei es gewesen, stellte dessen Präsident Max Meister fest. Und es war fürwahr die schlechteste nicht. Ganz im Gegenteil.
Denn Merishausen lud zum grossen, generationenübergreifenden Klassentreffen, zum gigantischen Wiedersehen. Rund tausend ehemalige Schülerinnen und Schüler seien eingeladen worden, meinte Meister, eine unglaubliche Arbeit, denn schliesslich mussten sie alle ausfindig gemacht werden. «Und das war, vor allem bei den Damen, teilweise äusserst schwierig», meinte Meister. Dafür wurde Merishausen aber auch mit einem riesigen Aufmarsch belohnt. Hunderte kamen, gegen 400 fluteten die Gemeinde und das Festzelt, und einigen war kein Weg zu weit. Marcel und Armin Russenberger zum Beispiel reisten aus den USA an, Ruth Spaargargen, im Dorf allerdings besser bekannt unter dem Nachnamen Leu, kam aus Amsterdam. «Ist doch selbstverständlich», stellte sie locker-holländisch fest, «ist ja nur ein Katzensprung von Amsterdam bis Merishausen, das machen wir locker.» Zumal hier ja nicht «bloss» eine normale Klassenzusammenkunft stattfand, sondern sozusagen die Olympischen Spiele des Wiedersehens: alle Jahrgänge vereint – wer je einen Fuss in die Merishauser Schule gesetzt hatte –, hier ergab sich die Gelegenheit einer Zeitreise. «Es ist wunderbar, wieder einmal alle zu sehen», schwärmte Max Meister; das Generationenübergreifende war auch für Hannes Germann und Bruder Jakob das Besondere, und derweil diese drei der Region die Treue gehalten haben, wurde es für die meisten anderen Anwesenden auch eine emotional höchst berührende Begegnung mit der alten Heimat. Kaum jemand verzichtete auf den Rundgangs durchs Dorf, alle bestaunten die in einer Fotoausstellung dokumentierten Veränderungen von Merishausen in den letzten Jahrzehnten, vor allem aber liessen sie an Originalschauplätzen Erinnerungen aufblühen. Wo sie nicht 70 Jahre zurückreichten, dann wenigstens zehn oder fünfzehn; fesselnd waren sie natürlich alle. Die Organisatoren dieses denkwürdigen Klassentreffens hatten allerdings auch den Boden perfekt vorbereitet: «Das waren noch Zeiten» – dieses Motto führte durch den Nachmittag und durch die Nacht. Ein grosses Unterhaltungsprogramm verdeutlichte den Lauf der Zeiten – etwa in der Schule, bei beruflichen Tätigkeiten, im alltäglichen Leben. Einen grossen Auftritt hatten ehemalige Schülerinnen und Schüler mit wunderbaren Liedvorträgen, und neben vielen anderen Attraktionen konnten sich die Ehemaligen auch in einem Wettbewerb messen – da stand, natürlich, Merishausen im Mittelpunkt. Auch Gemeindepräsident Erich Tanner hatte einen grossen Auftritt, der ebenso humorvoll wie unerschrocken-pointiert die Entwicklung der Gemeinde skizzierte. Als er, Tanner, zur Schule ging, waren noch drei Hauptlehrer beschäftigt, heute wirken 20 Lehrkräfte an der Schule (allerdings nicht alle mit einem vollen Pensum). Damals zählte Merishausen 500 Einwohner, heute sind es über 800. Trotz dieser Entwicklung konnte Tanner beruhigen: «Wir Daheimgebliebenen haben unserem Dorf gut Sorge getragen.» Ein Blick genügt, um dies zu unterstreichen, aber gerade deshalb kann Tanner nicht verstehen, weshalb die Regierung ein Wachstum mehrheitlich nur noch in den Agglomerationsgemeinden sieht. «Unsere jungen Mitbürger wollen doch auch zu vernünftigen Bedingungen ein Haus bauen können – in Merishausen.» Widersprochen hat da niemand. Denn wie stellte Tanner fest und die Ehemaligen nickten: «Wir haben es gut und schön in Merishausen.»