Schaffhauser Nachrichten: „Ein Heydecker-Goal ist nicht auszuschliessen“

Unpolitisches Gespräch“ mit den beiden Ständeratskandidaten (2)

Ein Fussballer tritt gegen den Schützen an: Hannes Germann – der bürgerliche Ständeratskandidat.

Das „Hochpolitische“ in Wahlkämpfen interessiert nach einigen Wiederholungen die Leserinnen und Leser kaum mehr. Deshalb versucht der „Schaffhauser Bock“ durch „unpolitische Gespräche“ mit den zwei Ständeratskandidaten andere Informationen in den Mittelpunkt zu stellen. Nach Hermann Keller hat diese Woche Hannes Germann das Wort.

Schaffhauser Bock: National- und Ständeräte sind zwar durch ihr Amt sehr belastet, können aber von den Grundentschädigungen und Sitzungsgeldern kaum leben. Ist das Mandat eines Ständerates heute noch mit dem eines Redaktors einer Tageszeitung kombinierbar?

Hannes Germann: Ich glaube kaum, dass das gut nebeneinander laufen könnte. Deshalb würde ich nach einer gewissen Übergangszeit eine berufliche Neuorientierung vornehmen.

Bock: Mit welcher Ausrichtung?

Germann: Es laufen gewisse Gespräche, aber Endgültiges kann und will ich heute noch nicht sagen. Ich finde es übrigens vorteilhaft, wenn sich ein berufstätiger Mensch gelegentlich neu orientieren kann. Im Redaktorenberuf bin ich ja auch erst seit 12 Jahren tätig, nachdem ich 1990 aus dem Lehrerberuf „umgestiegen“ bin.

Bock: Was betrachten Sie als grösstes Ereignis in Ihrem bisherigen Leben?

Germann: Neben der Hochzeit war das sicher die Geburt des ersten Kindes. Dieser Eindruck hat sich bei uns verstärkt, nachdem wir später das Mittlere von drei Kindern kurz vor der Geburt verloren haben. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Betreuung und Erziehung unserer beiden Töchter Sarah (6) und Nora (3).

Bock: Ihre Tochter besucht also den Kindergarten. Was sagen Sie – auch als ehemaliges Mitglied des Erziehungsrates – zur Kindergarten-Reform von Regierungsrat Ernst Buschor in Zürich?

Germann: Ja, Sarah besucht den Kindergarten in Büttenhardt. Vielleicht sollte man um solche „Reformen“ nicht so viele Schlagworte produzieren. Aktuelle Kindergärten sind auch heute nicht einfach die Kinderbetreuungsorte, welche unsere Eltern besucht haben, in den sie einfach etwas betreut und am Nachmittag etwas geschlafen haben. Der Wissensdurst der kleinen Kinder von heute ist doch manchmal fast nicht zu bremsen. Aber wahrscheinlich sollten solche Reformen betont „sachte und pragmatisch verkauft“ werden.

Bock: Sie sind vor allem auch Bildungspolitiker. Was hätte Ständerat Germann für bildungspolitische Anliegen an den Bund?

Germann: Die Bildungshoheit liegt bei den Kantonen. Aber mit den Universitäten und Hochschulen betreut der Bund auch den Forschungsbereich. Hier hätte ich den Wunsch, dass zwischen theoretischer Forschung und beruflicher Praxis noch mehr zusammengearbeitet werden könnte. Zudem lege ich grossen Wert auf eine erstklassige Berufsbildung.

Bock: Sie sind in Opfertshofen Gemeindepräsident einer Kleinstgemeinde. Was sagen Sie zur Möglichkeit von Eingemeindungen bei uns, ähnlich wie in der deutschen Nachbarschaft?

Germann: Die kleinen Gemeinden leiden teilweise schon stark an einer mangelnden finanziellen Beweglichkeit. Dies gilt besonders für Gemeinden wie Opfertshofen, wo jüngere Familien
mit Kindern zugezogen sind. Die Schulkosten und die
Ausgleichsbeiträge (zum Beispiel für Sozialversicherungen) belasten uns überdurchschnittlich …

Bock: … konkreter zu den Eingemeindungsmöglichkeiten…

Germann: … das deutsche Modell geht sicher für uns zu weit. Freiwillige Eingemeindungsvorgänge schliesse ich nicht aus. In den Verfassungsratsdiskussionen haben mich die ständigen Drohungen mit Zwangsmassnahmen vor den Kopf gestossen. Im Unteren Reiat als Beispiel findet im Schulbereich (Zentralschulhaus und Kindergarten in Bibern) sowie im Wasser- und Abwasserbereich mit der Gemeinschafts-Kläranlage mit den deutschen Gemeinden der Stadt Tengen (Hegau) schon eine intensive Zusammenarbeit statt. Das Klima für optimale Zusammenarbeit wird bei uns auch gefördert durch die Vereine, welche alle gemeindeübergreifend organisiert sind. Besonders im Klima sind allfällige Eingemeindungen der örtlichen Vernunft und nicht einem kantonalen Zwang zu überlassen.

Bock: Sie gehörten nur vier Jahre dem Kantonsrat an. Sind Sie als amtierender Gemeindepräsident und ehemaliger Regierungsratskandidat, der gewählt wurde, aber als überzählig aus der Wahl fiel, nicht eher in einer Exekutive optimal eingesetzt?

Germann: Zum Ersten sollte man nicht zuviel auf einmal machen. Der Rucksack als Tageszeitungs-Redaktor, Gemeindepräsident und Kantonsrat und der Mitwirkung in der Verfassungskommission war etwas gross. Zum anderen interessiert mich besonders das Verhältnis zwischen der Bundesgesetzgebung und der Ausführung in den Gemeinden und Kantonen. Hier habe ich seit einigen Jahren Gelegenheit, als Mitglied des Vorstandes des Schweizerischen Gemeindeverbandes – ich bin dort übrigens Nachfolger des Thaynger SP-Gemeindepräsidenten Walter Stamm – Zusammenhänge zu erleben.

Bock: Wie kamen Sie zur SVP?

Germann: Bei der Heraustrennung der politischen Aufgaben aus dem Landwirtschaftlichen Verein in Oberhallau wurde ich zur Mitbegründung der dortigen lokalen Sektion der Schweizerischen Volkspartei als Sektretär hinzugezogen.

Bock: Ihr Gegenkandidat Hermann Keller ist in den Schützen -, sie sind in Fussballkreisen bekannt. Was war Ihr grösstes Ereignis im Fussball?

Germann: Zunächst: Ein letzter Schützenkranz liegt bei mir schon drei Jahre zurück. Im Fussball war mein bedeutendstes, emotionales Ereignis der Aufstieg der FCS-Junioren in die Interregional-Liga A. Prägend waren aber auch zwei Jahre im Tor der ersten Mannschaft, nach dem Wiederaufstieg in die erste Liga.

Bock: FDP-Kantonalpräsident Christian Heydecker hat an der Pressekonferenz erklärt, er hätte öfters im Fussball gegen sie gespielt. Hat er gegen Torhüter Germann auch Tore erzielt?

Germann: Ich machte keine Buchführung, welche die Torschützen persönlich ausweist. Aber ein bis zwei Tore von Heydecker bei mir sind nicht auszuschliessen. Übrigens erinnere ich mich daran, wie ich beim FC Neuhausen zusammen mit Vater Heinz Heydecker spielte.