Das Milizsystem gehört zu den Erfolgsfaktoren Schweizer Politik. Aber ist es heute noch praktikabel? Wir haben bei den Schaffhauser Parlamentariern nachgefragt.
Von Jan Hudec
Nationalrat Peter Spuhler ist diese Woche zurückgetreten, weil er sich mehr auf sein Unternehmen konzentrieren will. Nationalrat Christoph Mörgeli wurde an der Universität Zürich gekündigt, weil er sich zu wenig auf seinen Job als Medizinhistoriker konzentriert hat. Und Nationalrätin Natalie Rickli kann sich auf nichts mehr so recht konzentrieren, weil sie unter einem Burn-out leidet; sie macht deshalb ein paar Monate Pause.
Ist ein politisches Mandat auf nationaler Ebene überhaupt noch mit einem Beruf vereinbar? Sind die Zeiten des Milizparlaments gezählt? Wir haben bei den Schaffhauser Parlamentariern nachgefragt, wie sie mehrere Aufgaben unter einen Hut bringen.
Zeit einteilen dank Mandaten
«Das Milizsystem ist eine der grossen Errungenschaften der Schweiz, das bewahrt uns vor vielen Fehlern, die in anderen Ländern gemacht werden», ist Ständerat Hannes Germann (SVP) überzeugt. Sicher sei es eine grosse Herausforderung, Politik und Beruf unter einen Hut zu bringen. Den Aufwand für ein Ständeratsmandat sieht er bei gut 60 Prozent, wobei dies grossen Schwankungen unterlegen sei. Germann geht neben seinem Amt keinem Beruf nach, er hält aber diverse Mandate, so zum Beispiel das Vizepräsidium des Verwaltungsrats der Ersparniskasse Schaffhausen. «Das ist ein Vorteil, weil ich mir die Zeit einteilen und mich auf Führungsaufgaben und auf die strategischen Bereiche konzentrieren kann.» Mit dem anstehende Ständeratspräsidium werde er aber wohl trotzdem beruflich noch etwas reduzieren müssen. Dass es nicht ganz einfach ist, Politik und Beruf gleichzeitig zu betreiben, darin sind sich die Schaffhauser Parlamentarier einig. Wie gross der Aufwand für das Politisieren in Bern aber wirklich ist, darin gehen die Meinungen stark auseinander.