Schaffhauser Nachrichten: Es blieb bei freundlichen Gesprächen

Hannes Germann zeigte Verständnis sowohl für das Leid von Flüchtlingen als auch für die Ängste der Schweizer. Bild Simon Brühlmann
Hannes Germann zeigte Verständnis sowohl für das Leid von Flüchtlingen als auch für die Ängste der Schweizer. Bild Simon Brühlmann

Die Probleme der Zuwanderung und unsere Willkommenskultur wollte ein Podiumsgespräch in der Schaffhauser Zwingli-Kirche ausleuchten. Die Debatte bot wenig Zündstoff.

Von Martin Edlin

Hannes Germann zeigte Verständnis sowohl für das Leid von Flüchtlingen als auch für die Ängste der Schweizer. Bild Simon Brühlmann
Hannes Germann zeigte Verständnis sowohl für das Leid von Flüchtlingen als auch für die Ängste der Schweizer. Bild Simon Brühlmann

Die Frage, wie viel Migration die Schweiz erträgt, fand eine einfache Antwort: Genau so viel, dass sich alle hier Lebenden wohlfühlen. Dem widersprach niemand an der Podiumsveranstaltung, die in der Reihe «Dialog im Zwingli» als Begleitveranstaltung zu den gegenwärtigen Ausstellungen «MenschenLeben» in der Schaffhauser Zwingli-Kirche und in der Kantonsschule rund ein halbes Hundert Zuhörerinnen und Zuhörer am Donnerstagabend ins Zwingli-Zentrum lockte. Bloss: Hört man auf die politische Auseinandersetzung, konstatiert man kaum durchgehendes Wohlfühlen, wenn über den wachsenden Ausländeranteil diskutiert wird und sowohl Asylbewerber wie Arbeitskräfte vor allem aus dem EU-Raum gemeint sind.

Trotzdem: An der vom «Haus der Kulturen Schaffhausen» mitgetragenen Veranstaltung ging es harmonisch zu («zu harmonisch», befand eine Zuhörerin in der anschliessenden Publikumsdiskussion). Da prallten nicht politisch kontroverse Positionen von SVP-Ständerat Hannes Germann und von Andi Kunz, Schaffhauser Grossstadtrat der Alternativen Liste und Leiter der Abteilung Integration im «Haus der Kulturen», aufeinander. Vielmehr reihten sich ergänzende Sichten auf sich stellende Migrationsprobleme aneinander. Beide Redner hielten ihre Parteiprogramme zugeklappt und zeigten – wenn auch unterschiedlich gewichtetes – Verständnis für das Leid der Flüchtlinge, aber ebenso für die latenten Ängste vor einem Bevölkerungswachstum mit den negativen Folgen für die kleine Schweiz oder vor der – allerdings zu relativierenden – Ausländerkriminalität. Andererseits gab es keine Widerrede, dass nur eine prosperierende Wirtschaft, die ebenso wie etwa das Gesundheitswesen ausländische Fach-Arbeitskräfte braucht, die Mittel generiert, um sozialen und humanitären Beistand im In- und Ausland zu leisten. Zwei von der Thematik Betroffene, der aus der Türkei stammende und hier als Quartier- und Jugendarbeiter tätige Ergön Mustafa und Indika Gamage Gamaralalage, aus Sri Lanka geflohener Journalist und Fotograf, die ihr persönliches Schicksal und ihre (guten) Erfahrungen bei uns schilderten, trugen zur Harmonie bei. Auch sie fühlen sich hier wohl. Moderator Stefan Babic («Schaffhauser Fernsehen») hakte nicht nach: Die migrationspolitischen Positionen und die Sicht auf individuelle Schicksale verwoben sich ungestört zu freundlichen Gesprächen über die «Willkommenskultur, die wir gegenüber den Zuwanderern zeigen» (so Kunz). Selbst die Forderung Germanns, den Steuerungsmechanismus für die Zuwanderung zurückzugewinnen, ohne die Personenfreizügigkeit aufs Spiel zu setzen, lieferte keinen Zündstoff – vielleicht, weil da nichts Neues auf den Tisch gelegt und das Wohlbekannte aus dem harten, politischen Diskurs in viel Konzilianz verpackt wurde. Die Zuhörerin, die sich zum Schluss mit «Gut, dass wir darüber gesprochen haben» zu Wort meldete, meinte es nicht einmal ironisch.