Schaffhauser Nachrichten: «Gleichbehandlung mit Splittingmodell»

Der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann (SVP) fordert, dass Verheiratete steuerlich nicht mehr benachteiligt werden.

Interview: Michael Brunner

Schaffhauser Nachrichten: Herr Germann, der Ständerat nahm gestern gleich vier Motionen zur Beseitigung der Heiratsstrafe an. Passiert nun endlich etwas?
Hannes Germann: Weil bisher nichts ging, reichten auch wir von der ständerätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben eine Motion ein. Auch diese wurde nun überwiesen. Entsprechend steht der Bundesrat nun in der Pflicht, rasch zu handeln.

Bundesrat Hans-Rudolf Merz hat letzten Freitag eine Sofortmassnahme vorgeschlagen. Diese sieht vor, dass Doppelverdiener-Ehepaare einen bedeutend höheren Steuerabzug geltend machen können als bisher. Finden Sie das gut?
Germann: Die Reaktion zeugt davon, dass Bundesrat Merz das Anliegen ernst nimmt und den dringenden Handlungsbedarf sieht. Die Stossrichtung mit dem Doppelverdienerabzug finde ich aber nicht gut. Denn damit wären diejenigen Familien die Geprellten, bei denen ein Elternteil alles oder zumindest den grössten Teil des Einkommens beisteuert, der andere unentgeltlich Erziehungsarbeit leistet. Eine Gleichbehandlung lässt sich nur über ein Splittingmodell erreichen, das heisst, die Einkommen werden zusammengezählt und dann durch zwei oder 1,9 geteilt. Viele Kantone haben dieses Splittingsystem bereits eingeführt.

Eine Motion will aber die Individualbesteuerung.
Germann: Ich habe nichts dagegen, wenn dies seriös geprüft wird, auch wenn ich skeptisch bin. So oder so dauert dies aber zu lange. Ein Splittingmodell kann rascher eine zumindest vorübergehende Lösung bringen. Danach haben wir wieder etwas Zeit. Es geht dann darum, jene unbestrittenen Verbesserungen wieder einzubringen, die wegen der Ablehnung des Steuerpakets nicht realisiert wurden.