Ein heisser SN-Wahlauftakt spielte sich gestern im Zunftsaal ab.
«Schaffhausen ist immer für eine Überraschung gut», meinte Philipp Landmark, Chef der SN-Regionalredaktion, zu Beginn des SN-Wahlauftakts von gestern Abend im feuchtheissen Zunftsaal an der Vordergasse: Nicht auszuschliessen, dass einer der Bisherigen von den vier bürgerlichen Kandidaten oder der SP-Nationalratskandidatin oder gar von den zwei Kandidaten der neu gegründeten Alternativen Liste von ihrem Sitz verdrängt werden. Die SN jedenfalls werde so fair wie möglich über den Wahlkampf berichten und liesse sich auf ihre Fairness behaften, betonte Chefredaktor Norbert Neininger in seiner Begrüssung; die Ausnahme bleibe selbstverständlich die SN-Wahlempfehlung.
«Für gute Politiker existiert kein Label», stellte Martin Schläpfer fest: Allein herausragende intellektuelle Fähigkeiten seien nicht ausreichend, sonst wäre jeder Wissenschaftler auch politisch erfolgreich, zitierte der stellvertretende «Bilanz»-Chefredaktor, Bundesrat Pascal Couchepin. Und nach einer von Schläpfer zitierten Aussage des ehemaligen SP-Präsidenten Peter Bodenmann müssten Politiker eigentlich bloss drei Fähigkeiten ausweisen: Sie sollten lesen, schreiben und reden können. Der ehemalige SN-Redaktor Schläpfer würdigte im Anschluss die aktive Politik der amtierenden Ständeräte Peter Briner (FDP) und Hannes Germann (SVP) sowie der Nationalräte Gerold Bührer (FDP) und Hans-Jürg Fehr (SP). Fehr sei mit 18 Vorstössen der aktivste, aber auch der teuerste Schaffhauser Vertreter im Parlament, so eine nicht ganz ernst gemeinte Würdigung Schläpfers: Der «Dialektiker», aber auch «Apparatschik» («Die Partei geht immer vor») habe eine gute Option als Nachfolger Christiane Brunners fürs SP-Parteipräsidium. Bührer habe trotz unglücklicher Rolle im Zusammenhang mit der Swissair-Pleite und dem Rentenanstalt-Skandal gute Chancen zur Nachfolge von Bundesrat Kaspar Villiger und noch bessere zur Wahl zum Nationalratspräsidium im Jahr 2007; damit wäre er nach Bringolf der vierte Schaffhauser, der es zum «höchsten Schweizer» schaffen würde. Briner, der «staatsmännische Brückenbauer», geniesse auch im Rat eine hohe Achtung, was ihm meistens zum Durchbruch seiner Vorstösse verhelfe. Schläpfer monierte einzig den «mangelnden Ehrgeiz» Briners; doch müsse er ja nicht mehr werden, als er bereits sei. Germann schliesslich müsse sich nach einem Jahr und einem Vorstoss erst noch Profil verschaffen, so die Wertung Schläpfers.
Bei der anschliessenden Debatte wurden die Kandidatin und die Kandidaten auch gefragt, was sie für Schaffhausen konkret tun würden. Die Antworten kamen wie erwartet vielfältig heraus (vgl. die Statements auf dem oberen und auf dem unteren Seitenrand). Im Zunftsaal als Zuhörerin dabei war auch Alt-Nationalrätin Ursula Hafner-Meister, unter den Zuhörern sassen die beiden Alt-Ständeräte Ernst Steiner und Bernhard Seiler, die amtierenden Regierungsräte Erhard Meister und Hans-Peter Lenherr sowie Stadtrat Kurt Schönberger. (doe./J.R.)