Schaffhauser Nachrichten: «Ich will etwas verbessern und dafür kämpfen»

Von Martin Schweizer

Wo andere zappeln und nervös tun, ist er die Ruhe selbst. Zu ruhig womöglich? Manchmal möchte man ihm einen Schubs geben – avanti! Hannes Germann, SVP-Ständeratskandidat und möglicher Nachfolger von Rico E. Wenger, nimmt diese Charakterisierung gelassen und erinnert an eine Qualifikation, die er, inzwischen Major, seinerzeit im Militär erhalten hat: «Ruhig und überlegt», beurteilten ihn seine Vorgesetzten. «Ich bin kein Stürmi, stimmt. Bei einer Abzweigung», sagt Germann, «bleibe ich tatsächlich auch einmal kurz stehen und frage mich ruhig, ob ich nun links oder rechts abbiegen soll.»
Mit dieser eher zurückhaltenden Art habe er gute Erfahrungen gemacht, beteuert er. Andererseits: «Als Redaktor bin ich stresserprobt, habe gelernt, unter hohem Druck zu arbeiten und das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden.» Und zu seinem Engagement in der Politik: «Ich will auch in Bern etwas verbessern und dafür kämpfen.» Seine politischen Vorbilder auf nationaler Ebene: die Bundesräte Wahlen und Villiger.

Wichtige Themen sind für ihn, neben der Finanz- und Wirtschaftspolitik, die Neutralitäts-, Auslands- und Sicherheitspolitik, die Ökologisierung der Landwirtschaft, aber auch und nicht zuletzt die Bildung. Germann, geboren und aufgewachsen in Merishausen, war während Jahren Volksschullehrer in Stein am Rhein und in Oberhallau. Das sensibilsierte ihn für Fragen rund um die Schule und Familie. Und hat unter anderem auch dazu geführt, dass er sich im Erziehungsrat und später im Grossen Rat gegen konservative Strömungen mit Verve für moderne Lernmethoden einsetzte. Informatik, Englisch: Hannes Germann packte die als heikle «Problemfelder» geltenden Themen offensiv an – der Mann lebt auf dem Land, aber nicht hinter dem Mond. Und hat durchaus Biss, wenn es denn sein muss.

«Abgehoben» aber ist er nicht, bleibt nach kurzen Höhenflügen stabil in der Mitte, ohne grosse Ausschläge nach rechts oder links. «Bodenhaftung» nennt man das in bäuerlichen Kreisen. Das schätzt Germann auch an der SVP, die «Nähe zur Basis», zum Volk. Zwar riecht es an Versammlungen seiner Partei nicht mehr so stark wie früher nach Rösslistumpen. Aber in der SVP geht es, sagt Germann, noch immer recht bodenständig her und zu, was heisst: Man spürt, was die Leute umtreibt, beschäftigt. Und was und wen man als Politiker ernst nehmen muss. Ohnehin ist Hannes Germann, Präsident einer Gemeinde mit gerade mal 150 Einwohnern, überzeugt, dass es Zeit ist, in Bern die eher ländlich orientierten Randregionen, also die Kantone der Nord- und Ostschweiz, vermehrt ins politische Blickfeld zu rücken. Man rede heute extrem einseitig immer nur von den Agglomerationen, Germann: «Für viele Parlamentarier hört die Schweiz hinter Zürich auf, liegt Schaffhausen im Niemandsland.»

Dass sich das ändert – dafür steht Hannes Germann ein. Und Fussballer zumal wissen: Der Mann verdient Vertrauen. Er war als Goalie u. a. beim FCS ein verlässlicher Partner zwischen den Pfosten – mit «enormer Sprungkraft», wie der Torwart rückblickend (und lachend) beifügt. Als Feldspieler hat er auch einmal am linken Flügel gespielt, ein Linker ist er deswegen aber nicht. Ganz und gar nicht. Vielmehr bekämpft er energisch «überrissene Forderungen der Sozialdemokraten, die durch keine Leistungen und Einnahmen gedeckt sind».
Innerhalb der SVP gehört Hannes Germann allerdings nicht zur Fraktion der Holzschnitzer. Auch in Zukunft möchte er differenziert politisieren.