Schaffhauser Nachrichten: Jetzt wird es doch noch spannend

von Erwin Künzi

Noch Anfang März schien der Ausgang der Ständeratswahl im Kanton Schaffhausen vom 23. Oktober klar und absehbar zu sein: Die SVP würde ihren bewährten Ständerat Hannes Germann wieder portieren, der für vier weitere Jahre gewählt werden würde. Ihn begleiten würde der FDP-Kandidat Christian Heydecker, der das Rennen um den zweiten Sitz machen würde. Keine Chance hätte bei dieser Majorzwahl im bürgerlichen Kanton Schaffhausen erneut der SP-Kandidat, der, wie wir seit Mittwoch wissen, Matthias Freivogel heisst.

Doch seit dieser Woche ist alles anders, und zwar nicht, weil Thomas Minder sich beim Lavieren um eine Kandidatur endlich entschieden hätte. Am Dienstag liess die CVP mit Bundesrichter Heinz Aemisegger als möglichem Kandidaten einen Versuchsballon steigen. Am Donnerstag gab alt Regierungsrat Herbert Bühl bekannt, er werde sich bei der ÖBS um eine Nomination bewerben, nachdem er vorher erklärt hatte, er stehe nicht zur Verfügung. Die Gründe für diesen plötzlichen Sinneswandel: Zum einen sind es die Ereignisse in Japan, die Verfechtern einer atomkritischen Haltung Aufwind verliehen haben. Zum anderen ist es der Höhenflug der Grünliberalen bei den Wahlen in den Kantonen Baselland, Zürich und Luzern. Letztere zeigten, dass Kandidaten mit der Bezeichnung «grün» im Parteinamen gute Chancen haben, gewählt zu werden. Die Wählerin und den Wähler kann aber, ungeachtet der Motive der Kandidierenden, die Entwicklung der letzten Tage nur freuen: Vier oder vielleicht sogar sechs Kandidaten werden im Kanton Schaffhausen bei der Ständeratswahl zur Auswahl stehen, das Resultat ist nicht mehr so absehbar wie auch schon. Das lässt einen spannenden und engagierten Wahlkampf erwarten, und davon lebt die Demokratie.