Auch Glück gehört dazu: Bei strahlendem Sonnenschein konnte Marlies Keller am Samstag beim Windegghüsli ob dem Heerenberg das 20-jährige Bestehen und den neu hinzugepachteten Stadtberg Diessenhofen feiern.
Von Ulrich Schweizer
Buchthalen Marlies Keller und ihr Partner Beat Schindler hiessen zum Jubiläumsfest, zur Degustation ihrer Weine und zu Helikopterrundflügen willkommen. «Zwanzig Jahre erfolgreich zu bestehen, das ist nicht selbstverständlich. Mir geht es dabei darum, die Freude an der Rebarbeit und der Natur in unseren Weinen an unsere Kunden weiter zu vermitteln», sagte Marlies Keller und begrüsste unter den mehr als hundert Gästen im Festzelt am Heerenberg insbesondere die Festredner, Ständerat Hannes Germann und Beat Hedinger, den Geschäftsführer von Schaffhauser Blauburgunderland und Schaffhauserland Tourismus, der über die Teilnahme des Blauburgunderlands an dem grenzüberschreitenden Projekt «Weinregion Bodensee» von Rheintal bis Klettgau sprach.
Seit 20 Jahren Selbstvermarkter
1993 beschlossen Marlies und ihr Ehemann Fritz Keller, ihre Dörflinger Trauben von 70 Aren Rebberg nicht mehr in der GVS-Kellerei abzuliefern, sondern bei Paul Gasser in Ellikon an der Thur keltern zu lassen und die Weine unter dem Namen «Keller’s Chlosterwy» selber zu vermarkten. Vier Jahre später ergab sich die Gelegenheit, den Heerenberg, das älteste Rebland der Stadt Schaffhausen, zu pachten. Allerdings musste er neu bestockt werden – mit nicht weniger als 13 000 Jungreben. «Wir haben die Rebanlagen komplett neu eingerichtet, dann wurden Pinot gris, Chardonnay, Pinot blanc und Blauburgunder gepflanzt, die uns die Rebschule Auer in Hallau lieferte», erinnert sich Nils, der Sohn von Fritz und Marlies. Im Jahr 2000 kamen die Rebstöcke erstmals in den Ertrag. Seit 2006 sind Marlies Keller und Beat Schindler für Verkauf und Marketing der Weine zuständig, Fritz Keller kümmert sich um die Produktion im Rebberg. 2009 erfolgte der Namenswechsel auf WeinKeller, im Mai 2012 eröffnete Marlies an der Vorstadt 64 ihr Degustierlokal in Schaffhausen.
Schweizer Wein vom deutschen Ufer
Seit letztem März haben Marlies Keller und Beat Schindler von Fritz Orsinger und Urs Roesch 1,3 Hektaren Rebland gepachtet, auf dem der weisse «Bürgerwy» und der rote «Stadtwy» von Diessenhofen wachsen – natürlich auf dem Sonnenufer des Rheins, also auf der deutschen Seite. «Beide sind offiziell als Schweizer Weine anerkannt», versicherte Fritz Orsingers Ehefrau Monika, und Hannes Germann bemerkte in seiner kurzweiligen, exakt auf die Helikopterflüge getakteten Rede philosophisch: «Wer am Fluss lebt, ist gezwungen, Brücken zu bauen.» Gelegentlich jedoch werden Brücken erneuert oder umgebaut: Die letzten 16 Jahre kamen die Trauben aus dem Stadtberg Diessenhofen auf dem Gailinger Ufer über die gedeckte Holzbrücke zu Martin und Brigitte Horber, die mit dem Kellerbetrieb von Fritz Orsinger an der Hintergasse in Diessenhofen auch dieses Rebland gepachtet hatten, und wurden dort gekeltert. Den Pachtvertrag, der Ende 2012 auslief, haben Horbers zwar nicht verlängert; sie werden in Diessenhofen aber in der Nähe weiterhin präsent sein.