Ein Vorentscheid sei noch nicht gefallen, sagt die Nagra. Doch das nimmt ihr kaum jemand wirklich ab.
Von sk/M.G./zge
Als «krasse Fehlinterpretation» bezeichnet Nagra-Chef Thomas Ernst Medienberichte, wonach ein internes Nagra-Dokument eine heimliche vorzeitige Auswahl der möglichen Standortgebiete für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle darstelle. «Es kommen unverändert sechs Standortgebiete in Frage», sagte Ernst im Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten». Das Papier, das die «SonntagsZeitung» am Wochenende publik gemacht habe, zeige ein grundsätzliches Szenario und diene der Budgetierung. Zudem entscheide gar nicht die Nagra, sondern der Bundesrat. Ernst räumte aber ein, dass es zu einem Vertrauensverlust gekommen sei, «aber dem müssen wir uns stellen».
«Empörung fehl am Platz»
Klar! Schweiz weist die Erklärung der Nagra zurück: «Was wir befürchtet und immer wieder gesagt haben, zeigt nun das geheime Dokument in aller Deutlichkeit: Innerhalb der Nagra ist der Entscheid, wo die Atommüll-Endlager hinkommen sollen, längst gefallen.» Auch Schaffhauser Bundesparlamentarier äusserten sich kritisch. «Den Regionen ist ein faires Verfahren versprochen worden, doch das passiert offenbar nicht», sagte SVP-Ständerat Hannes Germann. SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr wiederum fordert, die Nagra durch eine unabhängige staatliche Organisation zu ersetzen. Für die Benkener Gemeindepräsidentin Verena Strasser muss die Regionalpartizipation nun ihre Rolle überdenken. Marthalens Gemeindepräsidentin Barbara Nägeli erwartet Klarheit betreffend den Stellenwert des Nagra-Dokuments. Das Forum Vera hingegen hat sich auf die Seite der Nagra gestellt: «Emotionalisierung, Empörung und Rücktrittsforderungen sind fehl am Platz.» Das Papier beschreibe bloss ein Szenario, das sei eine Möglichkeit von vielen. Dieses Vorgehen sei im Interesse der betroffenen Regionen, denn in den Regionalgruppen würden Fragen zu den Kosten eines Lagers gestellt.