«Ich konnte ein Zeichen setzen»
von Raphaela Birrer
Herr Germann, sind Sie enttäuscht, dass Sie nicht nominiert worden sind?
Hannes Germann: Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, ich konnte mit meiner Kandidatur einiges bewegen und ein Zeichen setzen.
Welche Gründe wurden in der Fraktion für die Entscheidung genannt?
Germann: Ich glaube, ich bin mit meiner Politik für einen Teil der Fraktion etwas zu breit aufgestellt. Das habe ich auch gewusst. Ich musste mich in keiner Weise verbiegen und bin zu meiner eigenständigen Politik gestanden. Ich habe mich zu den Grundsätzen der SVP bekannt, habe aber klargemacht, dass ich ein SVPler Schaffhauser Ausprägung bin. Wenn die SVP einen Schaffhauser Kurs fahren würde, hätte sie mehr Wachstumspotenzial. Ich habe teilweise auch gehört, dass man froh sei, wenn unsere Partei mit mir zumindest noch fünf Ständeräte habe.
Der Schaffhauser Nationalrat Thomas Hurter sagte im Anschluss an die Hearings, Sie hätten einen gelungenen Auftritt vor der Fraktion gehabt. Wie beurteilen Sie ihn selber?
Germann: Ich habe mich kurz gehalten, weil man mich schon relativ gut kennt. Die Atmosphäre war freundlich. Es war eine faire Ausmarchung. Für mich ist entscheidender, dass ich im Vorfeld der Nomination meine Positionen einbringen konnte. Ich hatte die Gelegenheit, für eine SVP einzustehen, die breiter aufgestellt ist und nicht nur einen harten Rechtskurs fährt. Die SVP ist gut beraten, wenn sie diese Korrektur in den nächsten Jahren wahrnimmt.
Es gab mehrere Wahlgänge für die Nomination. Was lässt sich über den Ausgang sagen?
Germann: Am Anfang war es knapp. Danach wurde der Vorsprung der nun Nominierten deutlicher. Die Unterstützung erfolgte vor allem regional; mir haben jene Ostschweizer Stimmen gefehlt, die an Jakob Stark gingen.
Mit der aktuellen Ausgangslage könnten bald gleich zwei Zürcher SVP-Vertreter im Bundesrat sitzen. Waren deswegen kritische Stimmen zu hören in der Fraktion?
Germann: Ich war bei der anschliessenden Diskussion nicht mehr dabei; das weiss ich daher nicht.
SVP-Fraktionspräsident Caspar Baader hat gesagt, wenn ein nicht nominierter Kandidat gewählt und die Wahl annehmen würde, dann würde er aus der Partei ausgeschlossen. Würden Sie eine Wahl dennoch annehmen?
Germann: Ich brauche diese Drohklausel nicht. Für mich ist klar, dass ich für eine Wahl nicht zur Verfügung stehe. Ich habe nie zu solchen Spielen Hand geboten. Man braucht eine starke Fraktion im Rücken.