Schaffhauser Nachrichten: Nachgefragt

«Ich will nicht zum Spielball werden»

von Daniel Jung

Herr Germann, wie beurteilen Sie die Ereignisse rund um Bruno Zuppiger in den letzten zwei Tagen?
Hannes Germann: Es ist ein gravierendes Ereignis, so kurz vor den Wahlen. Der Kandidat, der von der Parteileitung favorisiert ins Spiel gebracht wurde, ist leider gescheitert.

Wieso ist das passiert?
Germann: Das müssen diejenigen beantworten, die uns diese Hintergrundinformationen vorenthalten haben.

Also die Parteileitung?
Germann: Ja, da hat die Parteileitung sicher einen Fehler gemacht. Aber dazu ist sie ja heute auch gestanden.

Hätte Zuppiger unter diesen Umständen nicht nominiert werden dürfen?
Germann: So leid es mir tut: Ja, das war nicht richtig.

Nun wurde Hansjörg Walter als Deutschschweizer Kandidat auf- gestellt. Warum nicht Sie?
Germann: Caspar Baader hat gestern Vormittag mit mir ein Gespräch geführt. Er wollte mich motivieren, mich zur Verfügung zu stellen.

Das haben Sie aber abgelehnt?
Germann: Ja. Ich bin nach kurzer Bedenkzeit zum Schluss gekommen, dass eine Kandidatur bei dieser Konstellation nicht Erfolg versprechend wäre. Die Weichen sind schon anders gestellt. Wir haben bei den Gesprächen mit den anderen Parteien nicht erfolgreich verhandelt, und die SVP hat nun zu wenig Unterstützung. Für den zweiten Wahlgang gegen Eveline Widmer-Schlumpf haben wir bisher keinerlei verbindliche Zusagen. Nur mit Druck und Oppositionsdrohungen hat die Parteispitze wenig erreicht. Unter diesen Voraussetzungen habe ich verzichtet. Ich wollte nur antreten, um die Konkordanz wiederherzustellen, nicht gegen die SP oder die FDP. Ich wollte nicht zum Spielball der Verantwortlichen für das Zuppiger-Fiasko und der anderen Parteien werden. Dafür habe ich zu viel zu verlieren. Ich spüre eine riesige Akzeptanz, über die Parteigrenzen hinaus.

An der Pressekonferenz sagte Caspar Baader, Sie hätten sich beruflich bereits wieder anders orientiert. Was meinte er damit?
Germann: Ich bin vorgesehen, nächstes Jahr das Präsidium einer Bank zu übernehmen. Das ist eine Herausforderung, auf die ich mich freue. Nun habe ich Klarheit geschaffen. Darüber hinaus freue ich mich auf meine Aufgabe im Präsidium des Ständerats.

Wie schätzen Sie die Chancen der SVP ein, wenn sie einzig gegen Eveline Widmer-Schlumpf antritt?
Germann: Hansjörg Walter hat als Bauern- und Nationalratspräsident im Parlament die grösstmögliche Bekanntheit. Es ist eine starke Kandidatur, über die ich mich freue. So können wir glaubwürdig antreten. Aber selbst mit Hansjörg Walter wird es eine ganz schwierige Aufgabe.