Schaffhauser Nachrichten: Naturschönheiten und ein freudscher Versprecher

von Michael Brunner

Die Flimser Naturschönheiten haben es vielen Politikern und Journalisten angetan. Einige blieben übers Wochenende und holten die Familie nach. Andere klaubten sich unter der Woche verstohlen die eine oder andere freie Minute zusammen, um zum Caumasee oder zur Aussichtsplattform Conn zu gelangen. Spätestens seit der montäglichen Lektüre der selbst ernannten «stärksten Zeitung der Schweiz» sinken die Hemmungen, sich dies als Recherchenzeit anzurechnen. Denn hätte der entsprechende Journalist den Aussichtspunkt Conn besucht, hätte er nicht geschrieben, die Parlamentarier würden bei ihrem Besuch nach dem Essen nach Flims hinunterwandern. Von der Aussichtsplattform blickt man zwar auf die spektakuläre Rheinschlucht hinunter, nicht aber auf Flims. Das Dorf liegt gut 100 Meter höher als Conn. Apropos Flimser Naturschönheiten. Diese lassen sich bestens mit den Ereignissen, die Sina Semadeni in den Flimser Märchen beschreibt, erklären. Der Steinteufel Grisch sorgte über die Jahrtausende mit seiner Zerstörungswut für die wilden, rauen Züge der Landschaft. Die gute Waldfee ermöglichte, dass in der zerklüfteten Bergwelt trotzdem liebliche Blumen und Wälder gedeihen. Eigentlich hätten Grisch und die Waldfee an dieser Stelle auch zur Erklärung des politischen Treibens in Flims herangezogen werden sollen. Doch wenig überraschend lässt sich reale Politik selten ins Schema von Gut und Böse pressen.

Wird das Rätoromanische überleben? Diese Frage wird am Rande der Session immer wieder gestellt. Die Antwort muss wohl lauten: Zumindest hier in Flims nicht. Zu vernetzt ist das Tourismuszentrum mit der ganzen Deutschschweiz. Immerhin hält sich bei der Dorfjugend eine andere Bündner Tradition: In einer Bar des Dorfes steht ein Nagelstock. Und so kann in den Bündner Bergen von Samnaun bis Flims weiterhin kräftig um die Wette genagelt werden.

In der Debatte zu den Pensionskassen brachte sich auch der Schaffhauser SVP-Ständerat Hannes Germann ein. Sein Schwyzer CVP-Ratskollege Bruno Frick sprach ihn darauf als Herr Kaufmann an. Der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Kaufmann ist in der Pensionskassenaffäre massiv in die Kritik geraten. Mit einem solchen Beispiel würde man wohl erklären, was ein freudscher Versprecher ist.

Es wurde an dieser Stelle bereits ausgeführt, dass die Soldaten hier in Flims manches Frauenherz höher schlagen lassen. Umgekehrt wird den jungen Soldaten nicht wirklich viel geboten. Erstens sind die Politikerinnen noch immer klar in der Minderheit, und zweitens sind die meisten National- und Ständerätinnen nicht wirklich im für die Soldaten interessanten Alter. Grosses Glück hatte da derjenige Soldat, der vor dem provisorischen Parlamentariercafé Wache schieben durfte. Er kann fast den ganzen Tag mit dem weiblich-jugendlichen Personal flirten.