Schaffhauser Nachrichten: Noch längere Staus in Thayngen befürchtet

Beinahe täglich stauen sich frühmorgens die Lastwagen vor dem Thaynger Zoll auf deutscher Seite über einen Kilometer. Sollte die Zollstelle in Bargen tatsächlich geschlossen werden, dürfte sich die Situation noch verschärfen. Bild Selwyn Hoffmann
Beinahe täglich stauen sich frühmorgens die Lastwagen vor dem Thaynger Zoll auf deutscher Seite über einen Kilometer. Sollte die Zollstelle in Bargen tatsächlich geschlossen werden, dürfte sich die Situation noch verschärfen. Bild Selwyn Hoffmann

Der Bund will das Zollamt Bargen aus Spargründen schliessen. Dies würde zu noch mehr Schwerverkehr zwischen Thayngen und Schaffhausen führen. Und manch eine Lieferung käme später an als heute.

Von Pascal Schmidlin

Beinahe täglich stauen sich frühmorgens die Lastwagen vor dem Thaynger Zoll auf deutscher Seite über einen Kilometer. Sollte die Zollstelle in Bargen tatsächlich geschlossen werden, dürfte sich die Situation noch verschärfen. Bild Selwyn Hoffmann
Beinahe täglich stauen sich frühmorgens die Lastwagen vor dem Thaynger Zoll auf deutscher Seite über einen Kilometer. Sollte die Zollstelle in Bargen tatsächlich geschlossen werden, dürfte sich die Situation noch verschärfen. Bild Selwyn Hoffmann

Grosser Aufmarsch am Zollamt Bargen gestern Nachmittag: Rund 160 Personen aus Wirtschaft, Politik und Gewerbe trafen sich am nördlichsten Grenzübergang der Schweiz zu einem «Aktionstag». Mit dem Schulterschluss von deutschen und Schweizer Interessenvertretern sollte ein Zeichen gegen die geplante Schliessung des Zollamts Bargen im Rahmen des Stabilisierungsprogramms 2017–2019 des Bundes gesetzt werden (siehe Box).

Bis zu 250 Lastwagen werden dort täglich für den Warenimport abgefertigt – und nochmals so viele für den Export. Würde das Zollamt vom Bund wie geplant aufgehoben, käme es zu einer Umlagerung des Verkehrs. «Verkehr ist wie Wasser, er findet immer seinen Weg», sagt Philipp Muster, Stellvertretender Direktor des Verbands schweizerischer Speditions und Logistikunternehmen, Spedlogswiss. «Statt über Bargen kommen dann die meisten Lastwagen über Thayngen in die Schweiz – respektive verlassen sie dort.» Die Folge: noch mehr Ver-kehr am Grenzübergang Thayngen und vor allem auf der J15 zwischen Herblingen und Thayngen.

Diese Meinung teilt auch der Schaffhauser Regierungsrat Reto Dubach. «Die mögliche Schliessung des Zollamts Bargen ist vom Bund nicht zu Ende gedacht», sagt er. Die Achse zwischen Thayngen und Schaffhausen sei schon heute massiv belastet. Laut Dubach verkehren dort täglich 16 500 Fahrzeuge – 5000 mehr als noch vor 16 Jahren. Ohne Doppelspurausbau sei es schlicht nicht sinnvoll, die Zollstelle Bargen zu schliessen und noch mehr Verkehr über Thayngen und somit auch über die Kantonsstrasse J15 zu leiten, sagt Dubach. Doch ein Ausbau sei weit entfernt – mindestens 15 bis 20 Jahre werde es noch dauern, bis man in beide Richtungen auf je zwei Spuren fahren könne. Hinzu komme, dass sich wegen des Nachtfahrverbots in der Schweiz die Lastwagen auf deutscher Seite nachts oft bis zur Autobahn A81 stauten. «Die Schliessung der Zollstelle Bargen brächte beim Zoll Thayngen noch mehr Stau für den Warenverkehr.»

Ein Problem, das auch Kurt Wyss, Leiter des Zollinspektorates Schaffhausen, hervorhebt. «Wenn noch mehr LKW über Thayngen fahren müssen, wird die Schlange umso länger», sagt er. Bereits heute brauche es in Thayngen für die Zollabfertigung viel Geduld, sagt Muster. Denn pro Tag und Fahrtrichtung passieren dort 1100 Lastwagen die Grenze. Für den Schweizer Zoll sei aber die Abfertigung von zusätzlichen 250 Lastwagen pro Fahrtrichtung kein Problem – dank eines kontinuierlichen Ausbaus der Anlagen am Zoll Thayngen. «Das Sorgenkind ist die J15», sagt Wyss.

Bargen als Ausweichstelle

Ein Problem wäre die Schliessung des Zollamts Bargen aber auch für die Speditionen, wie Peter Erne, Regionalmanager der Rhenus Contract Logistics AG, sagt. Für die Spediteure der Region sei Bargen zwar ein kleines, aber sehr wichtiges Ausfalltor in den süddeutschen Raum. «Heute werden Waren immer später produziert und angeliefert», erklärt er. Deshalb müssten täglich mehrere Lastwagen kurz vor der Schliessung des Zollamts noch über die Grenze fahren, um die Anschlüsse für den Weitertransport in Deutschland und in europäische Destinationen zu erreichen. Über Thayngen sei dies bereits heute wegen des Verkehrsaufkommens nicht mehr möglich. Deshalb weiche man auf Bargen aus, um die Anschlüsse an die deutschen Hubs beispielsweise in Singen oder Villingen-Schwenningen zu erreichen. «Müssen wir alle Sendungen über Thayngen fahren, so kommt es zu Lieferverzögerungen», sagt er.

Am gestrigen «Aktionstag» in Bargen machten sowohl Schweizer als auch deutsche Vertreter der Politik klar, dass sie gegen einen Leistungsabbau an der Grenze sind. Eine dabei Ständerat Hannes Germann überreichte Resolution soll nun auch in Bern für Druck sorgen.