Schaffhauser Nachrichten: Ortszentren sollen lebendiger werden

Die Zentren der Schweizer Städte und Dörfer sollen belebter werden. Dieses gemeinsame Ziel verfolgen Gewerbe- und Gemeindeverband mit ihrer Forderung nach sinnvoller Raumplanung.

«Mehr Arbeits- und Wohnplätze in den Stadt- und Ortskernen bedeuten weniger Zersiedelung», sagte Gewerbeverbandspräsident und Nationalrat Jean-François Rime (SVP/FR) am Montag vor den Medien in Bern. Diese gilt als eine der zentralen Herausforderungen in der Schweizer Raumentwicklung. «In letzter Zeit wurden gewisse raumplanerische Entwicklungen von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern nicht mehr goutiert», erklärte der Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbandes SGV, Ständerat Hannes Germann (SVP/SH). Als Beispiel nannte er das Ja zur Zweitwohnungs-Initiative oder zur Zürcher Kulturland-Initiative.

Die Wiederbelebung von Ortskernen ist eine von zehn Forderungen für eine KMU-freundliche Wachstumspolitik, die der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) im Mai beschlossen hat. Diese Wiederbelebung könne auch das Wirtschaftswachstum fördern, erklärte Rime. Neue Arbeitsplätze entstünden, und die Verdrängung von Fachgeschäften könne gestoppt werden. Konkret müsse bei der Nutzungsplanung angesetzt werden. Eine Vorreiterrolle nehmen dabei die Gemeinden Belmont-sur-Lausanne VD, Köniz BE und Lichtensteig SG ein. Beispielhaft ist die Gemeinde Köniz, die 2012 den Wakkerpreis für besondere Leistungen zum Schutz des Ortsbildes und bei der Siedlungsentwicklung erhielt. Kernelemente der Zentrumsgestaltung waren die Aufwertung und die Verdichtung des Stadtkerns. (sda)

Nachgefragt Hannes Germann, Präsident des Gemeindeverbands und Ständerat (SVP/SH)

«Eine Win-win-Situation anstreben»

Herr Germann, Sie machen sich als Präsident des Gemeindeverbands gemeinsam mit dem Gewerbeverband dafür stark, dass Ortszentren wieder belebter werden. Warum?

Hannes Germann: Weil wir den Druck auf die Gemeinden spüren, bei der Raumplanung eine aktive Rolle einzunehmen. Wir wollen dem Willen des Volks Rechnung tragen, die Zersiedelung zu stoppen. Das kann erreicht werden, indem Ortskerne wieder besser genützt werden.

Wie kam es zur Zusammenarbeit von Gewerbe- und Gemeindeverband?

Germann: Wir vom Gemeindeverband suchten nach Partnern mit gleichen Interessen und gingen auf den Gewerbeverband zu. Die Gewerbler sind lokal besonders stark verankert und bemüht, in Ortskernen präsent zu sein. Das Gewerbe hat grosses Interesse daran, in Zentren zu investieren. Darüber hinaus verfügt beispielsweise ein Schreiner auch über das Know-how, um die nötigen Investitionen umzusetzen. Wir streben eine Win-win-Situation an.

Bis Frühling 2013 wollen Sie in einem Leitfaden aufzeigen, wie diese Revitalisierung aussehen könnte. Können Sie bereits etwas über die wichtigsten Punkte sagen?

Germann: Wichtig ist, dass die Behörden und die Gewerbler ermutigt werden, aktiv nach Lösungen zu suchen. Wir verstehen uns als eine Ideenplattform. Gute Beispiele aus erfolgreichen Gemeinden wie Köniz oder Lichtensteig sollen nachgeahmt und dann gemäss den lokalen Bedürfnissen umgesetzt werden. Zusammen mit der Gemeinde können die Anwohner so zum Beispiel gegen restriktive Bestimmungen, die das Bauen im Zentrum erschweren, eine Lösung finden. Heute ist es viel einfacher, an der Peripherie zu bauen – wir aber wollen Bedingungen schaffen, damit auch ein Bauen im Zentrum wieder attraktiver wird. Beobachten Sie auch im Kanton Schaffhausen ein Wachstum gegen aussen statt gegen innen? Germann: Ja, das kann man so sagen, da bilden die Schaffhauser Gemeinden keine Ausnahmen. Solange die Schweiz dermassen schnell grösser wird, wächst sie in der Peripherie. Dies, obwohl das Potenzial gegen innen noch nicht überall voll ausgenutzt wird! Das wollen wir ändern.

Interview Anna Kappeler