[Schaffhauser Nachrichten] Pentti Aellig meint …

«Sich an 27 Frauen vorbeidrängen und trotzdem nach mehr Frauen- förderung rufen weist darauf hin, dass auch bei den Junggrünen die toxische Männlichkeit dominiert.» Pentti Aellig ist Gemeindepräsident von Dörflingen und SVP-Kantonsrat

Unüberprüfbar

«Sich an 27 Frauen vorbeidrängen und trotzdem nach mehr Frauenförderung rufen weist darauf hin, dass auch bei den Junggrünen die toxische Männlichkeit dominiert.» Pentti Aellig ist Gemeindepräsident von Dörflingen und SVP-Kantonsrat

Da haben sich die Reporter vom Walther-Bringolf-Platz selbst übertroffen: Im ­Beitrag der Schaffhauser AZ über die vier Schaffhauser Bundesparlamentarier taucht auf vier vollen Seiten nicht eine einzige nachprüfbare Quelle auf. Der gesamte Artikel über die Bilanz der Schaffhauser National- und Ständeräte basiert auf Aussagen von «rund einem Dutzend Personen, mit denen die AZ gesprochen hat». Ob es sich bei den von der AZ befragten Personen um Roger Federer oder um eine Kioskverkäuferin handelt, bleibt ­offen – Hauptsache, einige spannende ­Zitate geben dem Text mehr Schwung. Über den Ständerat Hannes Germann schreibt die AZ: «Aus der SVP ist zu vernehmen, dass der 66-Jährige ans Aufhören denkt». Zwar hatte Germann seit diesem Sommer mehrfach öffentlich gesagt, dass er sich fit fühle und sich eine weitere, letzte Amtsperiode durchaus vorstellen könne. Aber der freihändige, unterhaltsame Meinungsjournalismus sträubt sich gegen die Vorstellung, dass die kommenden Wahlen 2023 mit der völlig unspektakulären Wiederwahl aller vier Schaffhauser Bundesparlamentarier enden könnte. Vier Seiten ohne knackige ­Zitate will man den AZ-Lesern nicht zumuten. Und woher bezieht ein Meinungsjournalist interessantere Zitate als aus ­unüberprüfbaren Quellen? Aus Hannes Germann wird im Bericht der «Amtsälteste». Eigentlich hätte die Schaffhauser AZ noch erwähnen können, dass Germann bis 2048 im Amt bleiben müsste, um die 46-jährige Amtsdauer der Schaffhauser Sozialisten-Ikone Nationalrat Walther Bringolf zu egalisieren. Im AZ-Bericht wird aus Thomas Hurter der «eloquente Choleriker». Aus Thomas Minder wird der «verblasste Robin Hood». Und aus Martina Munz wird die «Schafferin, die sich nicht verkaufen kann». Dass Martina Munz von den vier portraitierten Schaffhauser Bundesbernern mit dem höchsten Alter gesegnet ist, liess der linke AZ-­Meinungsjournalismus unerwähnt. Der journalistische Trick mit unüberprüf­baren Quellen lässt die Grenzen zwischen Journalismus und Literatur zerfliessen – der Leser weiss nie, ob gewisse Aussagen auf realen oder fiktiven Gegebenheiten ­basieren. Falls ich jemals ein Portrait über die Schaff-hauser AZ schreiben müsste, hätte ich ­bereits einen spannenden Einstieg auf ­Lager: «Mehrere Personen aus dem engen Umfeld der Redaktion der Schaffhauser AZ berichten hinter vorgehaltener Hand, dass einige AZ-Redaktoren oft nach zwei oder drei Flaschen Bier die besten Zitate anonymer Quellen in die Tasten hauen.»

Toxische, junggrüne Männlichkeit

Luzia, Salome, Lisa, Lina, Lena, Theresa, Melina, Alena, Julia, Aline, Katja, Anina, Laura, Kathrin, Maria, Meret, Pia, Selina, Mariana, Maria-Emma, Xenia, Stefanie, Hannah, Henriette, Nadja, Noemi, Johanna und Helen. So heissen die 28 jungen Frauen, die 2020 für die Jungen Grünen in den Schaffhauser Kantonsrat einziehen wollten. Von diesen engagierten, jungen Frauen gelang nur Aline Iff der Sprung in den Kantonsrat. Leider musste Aline aus beruflichen Gründen ihr neues Amt bald wieder abgeben. Normalerweise würde eine Ersatzperson der entsprechenden Liste nachrücken. Aber die Jungen Grünen behaupteten, sie können den freien Sitz nicht durch Nachrücken besetzen. Aber wurden tatsächlich alle restlichen 27 junggrünen Frauen seriös angefragt und motiviert? Kaum. Plötzlich wurde der junge Gianluca Looser aus dem Hut ­gezau- bert. Vor zwei Wochen forderte Looser in seiner Kolumne in dieser Zeitung, dass sich Männer zurücknehmen sollen – «Zum Beispiel, wenn es darum geht, Frauen Platz zu lassen und zu geben…». Looser ­erwähnt explizit auch die Politik. Sich an 27 Frauen vorbeidrängen und trotzdem nach mehr Frauenförderung rufen weist darauf hin, dass auch bei den Junggrünen die toxische Männlichkeit dominiert.

Superkleber

Beim Klimaprotest geht der Trend eindeutig weg vom klassischen Schulschwänzen hin zum Superkleber. Besonders nervig sind Klimaprotestler, die sich vor den ­morgendlichen Berufsverkehr festkleben. Als besonders jämmerlich haben sich jene Klima-Chaoten entpuppt, die sich in der Autostadt Wolfsburg vor Porsches klebten. Als nachts aus Energiespargründen Beleuchtung und Heizung abgestellt wurden, forderten sie lautstark mehr Licht und Wärme.

Die An- und Einsichten unserer Kolumnisten publi­zieren wir gerne, weisen aber darauf hin, dass sie selbst­verständlich nicht mit jenen der Redaktion übereinstimmen müssen.