Schaffhauser Nachrichten: Personelle Kontinuität – veränderte Stimmkraft

Das Schaffhauser Quartett im Bundeshaus bleibt unverändert. Das Kräfteverhältnis hat sich jedoch erheblich verändert.

Von Walter Joos

Auf den ersten Blick bleibt für den Kanton Schaffhausen nach den eidgenössischen Wahlen vom letzten Wochenende alles beim Alten. Die Wähler haben, wie die SN gestern ausführlich berichteten, die zwei amtierenden Ständeräte Peter Briner und Hannes Germann sowie die beiden bisherigen Nationalräte Gerold Bührer und Hans-Jürg Fehr für vier weitere Jahre bestätigt. Wer das Ergebnis etwas näher unter die Lupe nimmt, stellt im Vergleich zu früheren Wahlen wesentliche Veränderungen fest. So hat sich zum Beispiel die Sozialdemokratische Partei des Kantons Schaffhausen zum ersten Mal seit 40 Jahren voll und ganz auf die Nationalratswahlen konzentriert und auf eine Nomination für den Ständerat verzichtet.

Erfolgreiche Konzentration
Der Entscheid der SP zugunsten einer Konzentration der Kräfte ist vom Souverän mit einem ausgezeichneten Resultat der sozialdemokratischen Nationalratskandidaten Hans-Jürg Fehr und Ursula Hafner-Wipf honoriert worden. Der in den neunziger Jahren auf unter 34 Prozent abgesunkene Wähleranteil schnellte gleichsam über Nacht wieder auf gegen 40 Prozent empor. Dazu haben unter anderem auch viele bürgerlich orientierte Wähler beigetragen, die dem linken Lager zumindest eines von vier Mandaten im Bundeshaus sichern wollten. Dieses durchaus verständliche politische Verhalten des Souveräns wirkte sich für die mit verbundenen Listen angetretenen bürgerlichen Parteien negativ aus. Ihr Wähleranteil ging entsprechend dem Gewinn der SP zurück. Vor allem die FDP, die mit Gerold Bührer und Jeanette Storrer vor vier Jahren mit einem Wähleranteil von über 40 Prozent ein glanzvolles Ergebnis erzielte, musste schon wegen der grösseren Konkurrenz im bürgerlichen Lager einen erheblichen Verlust in Kauf nehmen. Trotz des unangefochtenen Leistungsausweises von Gerold Bührer und den vergleichsweise guten öffentlichen Auftritten von Christian Heydecker büsste das Team der FDP in fast allen Gemeinden an Stimmkraft ein. Einzig in Bargen, Buchberg, Merishausen und Oberhallau vermochte die FDP ihre 1999 erzielte Stimmenzahl zu übertreffen.

Wenig überzeugender Auftritt
Die grösste Schlappe erlitt am Wochenende jedoch die CVP. Sie kam im Vergleich zu ihrem letzten Auftritt bei den Nationalratswahlen auf weniger als die Hälfte der Stimmen. Die Nomination von Christian Eichholzer wurde offenbar selbst von den christlichdemokratischen Stammwählern nicht ganz ernst genommen. Bei lediglich zwei zur Verfügung stehenden Mandaten haben kleine Parteien beim proportionalen Wahlverfahren allerdings von vorneherein einen schweren Stand. Die CVP hat es aber auch verpasst, ihre zentralen Anliegen der potenziellen Wählerschaft verständlich zu machen. Dazu kam neben dem zu wenig überzeugenden Auftritt ihres Kandidaten der oft gehörte Vorwurf an die Adresse der CVP, sie lasse sich wegen der verbundenen Listen als Steigbügelhalter der im rechten Flügel des bürgerlichen Lagers politisierenden SVP instrumentalisieren.

Stammliste auf Krebsgang
Bei näherer Betrachtung vermag auch das Ergebnis der SVP bei den Nationalratswahlen nicht ganz zu überzeugen. Ihre mit Rolf Hauser und Josef Würms besetzte Liste schnitt deutlich schlechter ab, als das vor vier Jahren portierte Duo Karin Spörli/Erhard Meister. Der Stimmenanteil der Stammliste sank im Vergleich zur letzten Wahl in die Volkskammer von 26,02 auf 20,39 Prozent. Rolf Hauser erreichte als Kandidat der ersten Linie – mit Ausnahme des Ergebnisses an seinem Wohnort – in keiner anderen Gemeinde die vor vier Jahren für Erhard Meister ausgezählte Stimmenzahl. Josef Würms schnitt als Kandidat der zweiten Linie in der Mehrheit der Gemeinden besser ab und vermochte seinen Listenkollegen insgesamt um mehr als 300 Stimmen zu überflügeln. Doch auch sein Resultat liegt um mehr als einen Drittel hinter dem 1999 von Erhard Meister erzielten Ergebnis. Im Vergleich zum Engagement der Sozialdemokraten für die Wiederwahl von Hans-Jürg Fehr hielt sich die SVP – von wenigen Ausnahmen abgesehen – im Wahlkampf allzu stark zurück. So lässt sich in Schaffhausen offensichtlich kein zusätzliches Mandat erobern.

Gutes Ergebnis für junge Kräfte
Das wenig berauschende Resultat der SVP wird allerdings durch das selbstständige Auftreten ihres politischen Nachwuchses geschönt. Ueli Kleck und Andreas Gnädinger vermochten auf Anhieb einen Anteil von mehr als acht Prozent der Gesamtstimmenzahl zu erzielen. In Thayngen vermochte das junge Duo sogar das bessere Resultat als Rolf Hauser und Josef Würms zu erzielen. Inwieweit die junge Liste ihre Stimmen auch ausserhalb der traditionell mit der SVP verbundenen Wählerschaft zu sammeln vermochte, lässt sich nicht exakt eruieren. Der Achtungserfolg der Jungen SVP bei den Nationalsratswahlen und das ebenso beachtliche Resultat der jungen Vertreter der Alternativen Liste bei den Ständeratswahlen zeigen jedoch eine vergleichsweise grosse Sympathie der Stimmberechtigten gegenüber unverbrauchten Kräften. Offensichtlich ist aber auch, dass sich die in unserem Kanton vergleichsweise grosse Zahl umweltbewusster Wähler mehr und mehr von den traditionellen bürgerlichen Parteien abwendet. Das uneingeschränkte Engagement der Ökoliberalen Bewegung für die Wiederwahl von Hans-Jürg Fehr hat auf jeden Fall Wirkung entfaltet.