Schaffhauser Nachrichten: «Querschuss» von Edi Joos bleibt ein «Strohfeuer»

Kantonalpräsident der FDP zur Ständeratswahl: FDP wird Kandidat der SVP unterstützen

FDP-Kantonalpräsident Christian Heydecker ist überzeugt, dass die Freisinnigen unisono hinter Hannes Germann stehen.

Der kurz nach dem Nominationsparteitag der Schweizerischen Volkspartei (SVP) vom vergangenen Freitag erfolgte Aufruf des FDP-Mitglieds Eduard Joos, ein Wahlkomitee für die unterlegene SVP-Präsidentin Rosmarie Widmer Gysel auf die Beine zu stellen, wird sich nach Ansicht von FDP-Kantonalpräsident Christian Heydecker als «Strohfeuer» entpuppen (vgl. auch SN vom 8. 7.).

Geschlossen hinter Germann

Heydecker gestern auf Anfrage der SN: «Ich habe für den Querschuss zwar ein gewisses Verständnis. Die Idee stammt aber nicht von der FDP, sondern allein von Edi Joos. Das war ganz klar eine Soloaktion.» Der Kantonalpräsident der FDP geht davon aus, dass seine Partei geschlossen hinter dem offiziellen SVP-Kandidaten Hannes Germann steht. Heydecker selbst gehört bereits dem überparteilichen Wahlkomitee an, das von Kurt Baader geleitet wird. Der Parteitag der FDP findet am 6. August statt. Schon am Wochenende hatte auch die SVP-Präsidentin erklärt, sie unterstütze Parteikollege Germann und sei für eine wilde Kandidatur nicht zu haben.

Liberale Haltung

Der zunächst etwas unvermittelt lancierte und unverständlich anmutende Vorstoss von Edi Joos erfolgte insofern nicht völllig aus heiterem Himmel, als die FDP vor der Nomination durchblicken liess, sie könne wohl mit allen fünf Kandidaturen der SVP «leben», sähe aber am liebsten Rosmarie Widmer Gysel. Auch gestern sprach Christian Heydecker von der freisinnigen «Lieblingskandidatin». Rosmarie Widmer Gysel habe neben «Tatkraft» eine, so Heydecker, betont «liberale Haltung».

Die FDP, die seinerzeit auch Rico E. Wenger unterstützte, respektiere aber selbstverständlich den Entscheid der SVP, versicherte der Kantonalpräsident gestern. Brisante Themen, die von den beiden Parteien allenfalls unterschiedlich beurteilt würden, stünden ohnehin kaum an. Eine Diskussion um den Beitritt zur EU beispielsweise erübrigt sich derzeit, Heydecker: «Das Thema wird sich in den nächsten Jahren kaum stellen.» Mehr zu reden gibt seiner Meinung nach heute die Finanz- und Wirtschaftspolitik – sowohl für Hannes Germann wie für SP-Herausforderer Hermann Keller geeignete Sachthemen, um sich im bevorstehenden Wahlkampf zu profilieren.

Unterschiedliche Beurteilung

Die Chancen der beiden Kandidaten werden im Übrigen allgemein noch unterschiedlich beurteilt. Interessant die Abwägung, die gestern Montag vom Ostschweizer Korrespondenten der «Neuen Zürcher Zeitung» gemacht wurde. Es käme, meint er, einer «Überraschung gleich», wenn die Stimmberechtigten der mittlerweile stärksten politischen Kraft (der SVP) den «einzigen von vier Sitzen in der Bundesversammlung quasi entzögen». Immerhin stelle die Schaffhauser SVP seit 1928 stets einen der beiden Ständeräte, während sie im Nationalrat seit 1935 nicht mehr vertreten sei. Die SP wiederum setze auf die «Popularität» Kellers, der es jedoch in «manchen Belangen – Stichworte Polizei, Steuern – selbst parteiintern nicht allen recht zu machen vermag».

Zitat schliesslich aus dem gestrigen Winterthurer «Landboten», übermittelt von Christa Edlin: Gemäss SVP-Parteipräsidentin Rosmarie Widmer Gysel hätten es «Frauen in der Schaffhauser SVP noch immer schwer, für attraktive politische Ämter nominiert zu werden». (-zer.)