Die Nagra startete gestern in Schaffhausen eine Schweizer Informationskampagne über die Entsorgung radioaktiver Abfälle.
«Wir wollen die Bevölkerung dort abholen, wo sie eine Beziehung hat zum Abfall», meinte Nagra-Präsident Hans Issler gestern anlässlich der vorgängigen Eröffnungsveranstaltung für Politik und Medien. Seit gestern stehen nun auf dem Fronwagplatz überdimensionierte Abfallcontainer. Beim Blick durch die Löcher, die ansonsten für das Altglas vorgesehen wären, werden kurze Filme über die Aufgabe der Nagra gezeigt.
«Nagra. Wer sonst.»
Unübersehbar weisen zudem Plakatständer mit abgebildetem Nagra-Personal und dem Hinweis «Die Schweiz hat radioaktiven Abfall. Wir kümmern uns darum. Nagra. Wer sonst.» auf die Informationskampagne der Nationalen Gesellschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle hin. Die Ausstellung zeigt verschiedene Aspekte der Lagerung und Entsorgung, bleibt noch bis zum Mittwoch stehen und wird anschliessend auch in Aarau, Zürich, Luzern und Solothurn Halt machen. «Es geht uns nicht primär um den allfälligen Entsorgungsstandort Benken, sondern allein um die Entsorgung des Abfalls», betonte der Nagra-Präsident gleich zu Beginn der Eröffnungsveranstaltung im Zunfthaus zum Rüden. Nach der Ablehnung der beiden Atominitiativen vor einem Monat sei es klar, dass die Schweiz noch mindestens die nächsten 30 Jahre radioaktiven Abfall produziere – nicht bloss aus den Atomkraftwerken, sonden auch aus Medizin, Forschung und Industrie.
Wie die Schweiz damit umgeht
Die Schritte von der Produktion über die Inventarisierung bis hin zur Entsorgung radioaktiven Abfalls und deren technisch-wissenschaftliche Umsetzung zeigte Markus Fritschi, Projektleiter Opalinuston, in seinem Referat auf. «Die Ausstellung zeigt, wie die Schweiz mit der Entsorgung umgeht und die Nagra das Problem angeht», meinte Ständerat Hannes Germann, der anschliessend zur Verantwortung der Politik bei der Entsorgung Stellung nahm. Der Entscheid dazu müsse national und könne nicht regional gefällt werden: «Trotzdem bin ich überzeugt, dass kein Endlager gegen den erbitterten Widerstand der betroffenen Bevölkerung entstehen kann.»
Auf die Frage bei der anschliessenden Diskussion, ob Schaffhausen bei einer allfälligen Abstimmung denselben Einfluss habe wie die Weinländer Gemeinden, meinte Germann, im Endeffekt müsse das gesamte Schweizer Volk entscheiden. Die Frage von Regierungsrat Herbert Bühl, ob Wellenberg als Standort wieder ein Thema würde, bejahte der Ständerat. Aus Gründen der Gleichberechtigung müsse der Nidwaldner Standort wieder in die Auswahl aufgenommen werden: «Nach zehn Jahren darf man die Frage ja nochmals stellen.» (doe.)