Schaffhauser Nachrichten: Wahlsplitter

Etwas ganz Neues hat sich SP-Kantonsrat Kurt Fuchs einfallen lassen: Der in Dörflingen wohnhafte Rentner gab zu Beginn der Sitzung vom Montag eine «persönliche Erklärung» ab – zu einer am 10. August in dieser Zeitung erschienenen Wahlempfehlung (vgl. SN von gestern). Es treffe nicht zu, klagte der ehemalige Arbeitsinspektor, dass Regierungsrat und Ständeratskandidat Hermann Keller bei verschiedenen Vorlagen «das gesunde Augenmass» verloren habe, vielmehr seien die Geschäfte aus dem Rathaus jeweils vom Gesamtregierungsrat verabschiedet worden. Auf der Tribüne des Grossen Rates sassen an diesem Montagvormittag die Mitglieder des Walliser Ratsbüros, die nach der Fuchs’schen Erklärung hörbar ins Grübeln kamen und sich, vorsichtig ausgedrückt, sehr wunderten: Im Wallis sei eine derartige grossrätliche Verlautbarung und Einmischung in die Pressefreiheit undenkbar, hiess es.

lll Von einer ähnlichen Seite wie Kurt Fuchs zeigt sich dieser Tage Walter Wolf: Nicht zum ersten Mal bezichtigt er die «Schaffhauser Nachrichten» in einer Zuschrift der «Arroganz», weil sich die Zeitung im Zusammenhang mit der Ständeratswahl gestattet hat, eine Partei, die ÖBS, zu kritisieren. Abgesehen davon, dass die Ökoliberalen selber in der Lage sind, sich zu wehren, müsste Wolf inzwischen eigentlich aufgefallen sein, dass die ÖBS keineswegs mehr die ach so «kleine Partei» ist, die man vor jeder Zugluft schützen müsste. Immerhin sind die Ökoliberalen gut in den Parlamenten, mit Herbert Bühl ausserdem auch im Regierungsrat, und mit Thomas Feurer im Stadtrat vertreten

lll Offenbar völlig übersehen hat Historiker Wolf zudem, dass auch die«az» Kritik am jüngsten Entscheid der ÖBS übt. Die SVP-Parteipräsidentin plötzlich als «liberale Hoffnungsträgerin» zu «verkaufen», sei «absurd», schrieb Bea Hauser. Am Samstag doppelte der «Schleitheimer Bote» nach: Wochen nach der Nomination von Hannes Germann, lesen wir dort, «erkühnte sich die ÖBS, ohne Skrupel die SVP-Präsidentin» auf den Schild zu heben. Der Bote: «Besonders originell oder fair der unschuldigen Präsidentin gegenüber war dies nicht.» In der «Klettgauer Zeitung» von gestern schliesslich wandte sich Rosmarie Widmer Gysel erneutscharf «gegen den Missbrauch meines Namens»; die (von der ÖBS lancierten) «Spiele» verdienten «eine klare Absage».

lll Sind die beiden kandidierenden Parteien, SVP und SP, wenige Tage vor der Wahl vom 25. August nervös? Nicht die Bohne. In einem Streitgespräch bei Radio Munot versicherten gestern sowohl die SVP-Präsidentin wie der SP-Präsident, dass sie guter Dinge seien. Während allerdings Rosmarie Widmer Gysel auf Fragen zum Wahlkampfstil souverän und ruhig reagierte, ging Matthias Freivogel erneut in die Vollen und liess sich einmal mehr zu Behauptungen und Beschimpfungen hinreissen: Schon 1991 hätten die Bürgerlichen eine «Schmutzkampagne» gegen den damaligen SP-Ständeratskandidaten Ernst Neukomm entfacht, Kurt Baader wiederum habe als Präsident des Überparteilichen Komitees pro Germann im jetzt laufenden Wahlkampf «gelogen», die «Schaffhauser Nachrichten» andererseits betreiben «Demagogie» und so weiter und so fort.

lll In der von Radio Munot lancierten Internetwahl ist zwischen Hannes Germann und Hermann Keller seit Tagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Gang, offenbar haben beide Seiten schnell gemerkt, wie man die Abstimmung manipulieren kann. Allerdings: Ein knappes Ergebnis ist am kommenden Sonntag durchaus möglich. Der im Moment vielleicht gescheiteste Kommentar dazu (ebenfalls auf www.radiomunot.ch): «Tja, ja…»
(-zer.)