Umweltschutz ja, aber nicht so! Und schon gar nicht, wenn damit die landwirtschaftliche Produktion redimensioniert werden soll. Da zeigt sich der Schaffhauser Bauernverband von der kämpferischen Seite.
Martin Edlin
SCHAFFHAUSEN. «Wer geglaubt hat, es finde ein Umdenken hin zu einer starken, produzierenden Landwirtschaft statt, sieht sich getäuscht», bilanziert Christoph Graf, seines Zeichens Präsident des Schaffhauser Bauernverbands (SHBV). Er bezieht dies – als Beispiel für mehrere politische Entscheidungen – darauf, dass ab 2024 alle Betriebe mit mehr als drei Hektar offener Ackerfläche mindestens 3,5 Prozent als Biodiversitätsförderflächen nutzen müssen. Alle Bemühungen, dies zu verschieben, scheiterten «an der Politik», für ihn «unbegreiflich, dass man so verschwenderisch mit unseren Ackerböden umgeht». Doch in Grafs Worten klingt keine Resignation mit, eher Kampfeslust und Gewissheit, dass «uns die Arbeit nicht ausgeht».
Das war auch der vorherrschende Tenor an der SHBV-Delegiertenversammlung, zu der sich 88 Delegierte und viele Gäste in der GVS-Maschinenhalle im Herblingertal versammelt hatten. Licht und Schatten wechselten im Rückblick auf das vergangene Jahr. Das Wetter hätte die Bauernherzen jauchzen lassen und «es konnten gute Erträge eingefahren werden», hielt Virginia Stoll als SHBV-Geschäftsführerin in ihrem unterhaltsamen Bericht fest und erinnerte an die zahlreichen Aktivitäten des Verbandes, die nicht nur seinen Mitgliedern Interessantes und Informatives vermittelten, sondern unter dem Motto «nööch draa» ebenso dazu dienten, «den vernebelten Blick der Gesellschaft zu öffnen und sie mit der Realität der Nahrungsmittelproduktion zu konfrontieren».
Nein zum Klimaschutzgesetz
Nichts gegen Umwelt-, Natur- und Gewässerschutz, Artenvielfalt, Tierwohl und Kampf gegen den Klimawandel, im Gegenteil! Die Landwirtschaft nehme diesbezüglich sogar «seit Jahren eine Vorreiterrolle ein», so Virginia Stoll. Aber eben keinesfalls so, wie in vielen Volksinitiativen der jüngsten Vergangenheit und der unmittelbaren Zukunft gefordert wird. Denn in all diesen Begehren drohe stets eine Reduktion der landwirtschaftlichen Produktion und damit des Ertrags, stellte als Gast Urs Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizerischen Bauernverbands, in einem flammenden Votum fest und ortete den bäuerlichen Widersacher überall dort, wo es in der politischen Landschaft und bei den Umweltverbänden rot und grün blinkt. Bei diesem «So nicht» war es kaum verwunderlich, dass ein Antrag aus der Versammlungsmitte hochkant abgelehnt wurde, das neue Klimaschutzgesetz, über das im Juni in Folge eines Referendums der SVP abgestimmt wird, zu unterstützen, wie es ja auch der Schweizerische Bauernverband tut. Es bleibt also bei der Nein-Parole des SHBV-Vorstands.
Doch man will nicht nur vehement bekämpfen, sondern auch um Verbesserungen kämpfen, sei es bei der Berufsbildung oder bezüglich der Eigenversorgungssicherheit. Und da trifft man auf Verbündete, wie sich in den Grussworten unter anderem von Ständerat Hannes Germann (SVP) und dem neuen Leiter des kantonalen Landwirtschaftsamtes Hannes Schärer zeigte. Wie gesagt: Die Arbeit geht nicht aus.
Finanzen ins Lot gerückt
Der Schaffhauser Bauernverband krempelte denn auch an seiner Delegiertenversammlung die Ärmel hoch und stellte Weichen. Um den seit Jahren zu verbuchenden Defiziten in der Verbandskasse – 2022 waren es 57 500 Franken Ausgabenüberschuss bei knapp 240 000 Franken Ertrag und 297 000 Franken Aufwand – entgegenzuwirken, wurde eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge von sechs auf neun Franken pro Hektar bewirtschafteten Landes beschlossen… mit allen gegen eine einzige Stimme. Und für die zwei ausscheidenden Vorstandsmitglieder Wilfried Leu und Cyril Tappolet, die gebührend verabschiedet wurden, konnten mit Roger Schlatter, Bargen, und Simon Keller, Dörflingen, engagierte Nachfolger gefunden und gewählt werden.