von Hannes Germann
In Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha, hat ein Schweizer fernab der Heimat Grossartiges geleistet. Er hat in dem bis vor wenigen Jahren vom Krieg und von der Holocaust-Vergangenheit geschüttelten Armenhaus zwischen Thailand, Vietnam und Laos ein Kinderspital aufgebaut, in dem täglich rund zweitausend Patienten versorgt werden. Er ermöglicht jenen, die nichts haben, medizinische Hilfe. Alle werden korrekt behandelt, niemand auf Grund seiner Herkunft oder Mittel bevorzugt oder benachteiligt. Allein die Dringlichkeit, die oftmals über Leben oder Tod entscheidet, setzt die Prioritäten. Der Mann ist damit zu einem Hoffnungsträger, ja einer eigentlichen Symbolfigur geworden. Die Rede ist von Beat Richner alias «Beatocello». Wer es bis zu ihm schafft, dem kann oft geholfen werden. So durfte ich vor zehn Monaten berührt die Augen der vor dem Spital wartenden Familienangehörigen und Kinder leuchten sehen, wann immer der «Doktor» auftaucht. Doch das Werk ist bedroht, der Kampf ums tägliche Überleben hat auch jene Institution erreicht, von der sich alle Hilfe oder Heilung versprechen.
Derweil ist man in der Schweiz nach dem dreifachen Abstimmungsnein da und dort mit Wundenlecken beschäftigt – oder aber man kostet den vermeintlichen Triumph vom 16. Mai aus. Der Bundesrat neutralisiert sich durch interne Machtkämpfe selber, wohl weil sich noch nicht alle mit der neuen Zusammensetzung abgefunden haben. Doch das alles sollte nicht zu lange anhalten. Denn im Grunde genommen wissen wir es alle. Kein einziges der drängenden Probleme ist gelöst worden. Alles nur vertagt, auf die lange Bank geschoben. Unser Land tut sich gerade im Vorsorgebereich (AHV, Pensionskassen usw.) schwer mit dem Gedanken, man könnte sich am fernen Tage X etwas weniger leisten als bisher angenommen oder versprochen.
Derweil laufen uns überall die Kosten aus dem Ruder. Um 4,6 Prozent sind die Gesundheitskosten im letzten Jahr gestiegen, mit einem Kostenzuwachs um 9,7 Prozent trugen die Spitalkosten am stärksten zu diesem Wachstum bei. Auf 18 Milliarden Franken belaufen sich unsere Gesundheitskosten pro Jahr. Das sind 2461 Franken pro Kopf im Bereich der obligatorischen Grundversicherung. Wo soll das bloss enden?
Zurück nach Kambodscha. Beat Richner braucht vergleichsweise bescheidene 20 Millionen Franken, um das vom Zerfall bedrohte Kantha Bopha I im Herzen der Millionenstadt Phnom Penh zu ersetzen. Richner bezieht nicht etwa Steuergelder, auch nicht aus der Schweiz. Denn Kambodscha ist kein Schwerpunktland der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.
Darum appelliere ich an alle, den Geist für einmal nicht auf die eigene Vorsorge zu richten, sondern einen konkreten Beitrag für eine gute Sache zu leisten (Kinderspital Kantha Bopha, PC 80-60699-1, 8008 Zürich). Übrigens entsprechen die erforderlichen 20 Millionen exakt jenem Betrag, um den unser eigenes Gesundheitswesen in zehn Tagen teurer wird … Wetten, dass die 20 Millionen für Kantha Bopha mehr bewegen?