Schaffhauser Bock: Schon um 15 Uhr jubelten FDP und Jungfreisinnige

KANTON SCHAFFHAUSEN. Verliererinnen sind die SP und die SVP. Der Parteistimmenanteil der SVP sank gar von 31,8 auf bedenkliche 23,2 Prozent. Beachtlich geht die FDP hervor, deren Wähleranteil von 17,3 auf 19,1 Prozent stieg, sowie die Jungfreisinnigen, die gleich zwei Parlamentssitze eroberten. Zugelegt haben mit je einem Sitz die AL und die JSVP. Die EDU schaffte den Sprung mit einem Sitz.

von Ursula Litmanowitsch

Jan Vontobel von Tele Top mit Ständerat und Gemeindepräs. Hannes Germann (Bild Ursula Litmanowitsch)
Jan Vontobel von Tele Top mit Ständerat und Gemeindepräs. Hannes Germann (Bild Ursula Litmanowitsch)

Kurz vor 22.30 Uhr am Sonntagabend dampfte die Luft im Ratsaal. So viele Kandidaten, Parteien- und Medienvertreter seien noch nie da gewesen, bemerkte der einzige anwesende Regierungsrat Reto Dubach, der wohl auch als ehemaliger Staatsschreiber ein gewisses Interesse am neuen Ausszählungsystem des Doppelten Pukelsheim hatte. Der ebenfalls anwesende Gemeindepräsident von Opfertshofen, Ständerat Hannes Germann, äusserte harsche Kritik am Auszählungsverfahren bezüglich Effizienz.

Die Emotionen ging bereits kurz nach 15 Uhr hoch, als die Auszählung von Neuhausen bekannt war. Und um 17 Uhr dann auch in der Stadt Schaffhausen. Die FDP legte zu, womit sie den Abwärtstrend der letzten Kantonsratswahlen auffängt. Vor 4 Jahren hatte sie kantonsweit fast 5 Prozent Wählerstimmen verloren. Kantonalpräsident Christian Heydecker im Glück. Es wird ein glorreicher Abgang für ihn werden, denn diesen hat er bereits vor den Wahlen angekündigt. Der Weg frei für nach Bern vorgezeichnet? Doch der Dämpfer kommt ganz am Schluss bei Bekanntgabe aller Resultate: Mit nur zwei Stimmen vor dem abgewählten Eduard Joos wird Heydecker wiedergewählt. Der Präsident der Jungfreisinnigen Fabian Käslin verpasst den Einzug in den Rat gegenüber Florian Hotz um rund 50 Stimmen.

Zu den Neuen im Rat gehören Thomas Hauser, Beat Hedinger und Urs Hunziker mit dem besten Resultat in der FDP. Den Jubel über ihr Mandat teilen sie mit den anderen Neuen im Parlament Nihat Tektas und Florian Hotz (beide JFSH), Theresia Derksen und Franz Marty (CVP), Katrin Huber Ott (SP), Erwin Sutter (EDU), Daniel Preisig (JSVP) und mit den grossen Gewinnern von der ALSH Lukas Schönenberger und Matthias Frick.

Abgewählte Bisherige im Wahlkreis Schaffhausen sind: Sabine Spross, Ursula Leu, Osman Osmani, Ruth Peyer, Roger Windler (SP), Eduard Joos, Gerold Meier, Martin Egger, Susanne Günter (FDP), Peter Scheck, Hansueli Scheck, Nelly Dalpiaz (SVP/Seniorenallianz), René Schmidt (ÖBS). Im Wahlkreis Klettgau: Walter Vogelsanger, Susanne Debrunner (SP), Hans-Ulrich Güntert (FDP) Christoph Hafner, Alfred Bächtold (SVP). Im Wahlkreis Neuhausen: Nil Yilmaz (SP), Patrik Waibel (SVP), im Wahlkreis Reiat: Rebecca Forster, Philipp Dörig (SVP). Im Wahlkreis Stein: Richard Mink (CVP), Josef Würms (SVP).

Ein Vergleich zu den letzten Wahlen ist nur bedingt möglich, weil neben der Verkleinerung des Rates von 80 auf 60 Mit- glieder auch das System nach Pukelsheim angewendet wurde. Der neue Kantonsrat, der am 1. Januar 2009 seine Arbeit aufnehmen wird, setzt sich wie folgt zusammen:

SVP 16, bisher 27 Sitze
JSVP 3, bisher 3 Sitze
SP 14, bisher 24 Sitze
FDP 12, bisher 14 Sitze
CVP 3, bisher 3 Sitze
ÖBS 5, bisher 6 Sitze
EVP 1 bisher 1 Sitz
JFSH 2, bisher keinen Sitz
AL 3, bisher 1 Sitz
EDU 1, bisher keinen Sitz

Die Seniorenallianz war auf der SVP-Liste integriert. Ebenfalls nicht mehr vertreten waren die Jungsozilaisten, die auf der Liste der SP kandidierten. Auch die vor vier Jahren eher auf seltsame Art zustande gekommene Liste von Marian Danowski blieb heuer aus.

Laut Werner Bolli, Präsident der SVP, sind die Verluste auf die politischen Querelen und Quängeleien auf nationaler Ebene zurückzuführen. Auch hätten in ländlichen Wahlkreisen die Konkurrenz Stimmen abgeworben. Die kleine Parteien profitierten wie im Vorfeld erwartet. Der politische Nachwuchs hat sich in allen Parteilagern klar hervorgetan und wird eine Verjüngung im Parlament sowie politische Aufmischung bringen.

Wäre bereits vor vier Jahren nach Pukelsheim gewählt worden und die Zahl der Kantonsratsmitglieder von 80 auf 60 verkleinert worden, so hätte sich rein rechnerisch die folgende parteipolitische Zusammensetzung ergeben: Die SVP wä- re mit 19 Sitzen stärkste Fraktion gewesen, vor der SP mit 17 Sitzen und der FDP mit zehn Sitzen. Die ÖBS wäre auf fünf Sitze, die CVP auf drei Sitze und die Junge SVP auf zwei Sitze gekommen. Je ein Mandat wäre auf die vier Parteien EDU, EVP, die Senioren Allianz Schaffhausen (SAS) und die Alternative Liste Schaffhausen entfallen.