Schaffhauser Nachrichten: Hannes Germann zu Besuch in Deutschland

Der Freitag steht ganz im Zeichen der Politik, der Donnerstag jedoch ist den Schweizer Vertretern an der Messe Hannover gewidmet: Klaus Decking von Georg Fischer und Hannes Germann am Stand von GF Automotive. Bild Vanessa Buff
Der Freitag steht ganz im Zeichen der Politik, der Donnerstag jedoch ist den Schweizer Vertretern an der Messe Hannover gewidmet: Klaus Decking von Georg Fischer und Hannes Germann am Stand von GF Automotive. Bild Vanessa Buff

Hannes Germann war vergangene Woche in Hannover und Berlin zu Gast. Ein Besuch,der nicht nur wegen des prallen Terminkalenders eine Herausforderung war.

Von Vanessa Buff

Der Freitag steht ganz im Zeichen der Politik, der Donnerstag jedoch ist den Schweizer Vertretern an der Messe Hannover gewidmet: Klaus Decking von Georg Fischer und Hannes Germann am Stand von GF Automotive. Bild Vanessa Buff
Der Freitag steht ganz im Zeichen der Politik, der Donnerstag jedoch ist den Schweizer Vertretern an der Messe Hannover gewidmet: Klaus Decking von Georg Fischer und Hannes Germann am Stand von GF Automotive. Bild Vanessa Buff

BERLIN Der Schaffhauser Ständeratspräsident Hannes Germann hat vergangene Woche eine zweitägige Deutschlandreise absolviert. Während am Donnerstag ein Besuch auf der Messe Hannover inklusive Stippvisite bei den Ständen von Georg Fischer Automotive und Weidmüller Interface auf dem Programm stand, war der Freitag den politischen Gesprächen in Berlin gewidmet – nach dem Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative eine durchaus heikle Angelegenheit, wie sich bald herausstellte. Er halte die Entscheidung für falsch, sagte beispielsweise Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, nach seinem Treffen mit Germann. Dieser nahm es indes gelassen: «Wir bleiben freundschaftlich verbunden. Und wenn Sie uns doch einmal ärgern, dann nehme ich einfach einen Schluck von Ihrem Gin.» Kretsch-mann hatte Germann zuvor eine Flasche Schwarzwälder Gin als Geschenk überreicht.

Donnerstag, 11 Uhr, Messe Hannover
Klaus Decking schiebt den Ärmel seines Anzugs zurück. Ein Blick auf die Uhr, dann in Richtung Eingang, der sich irgendwo links hinter dem Stand der Georg Fischer Automotive befindet. «Ich muss um zwölf einen Vortrag in der Halle dort hinten halten», sagt Decking etwas nervös und deutet vage auf einen Ort, der sich ganz am anderen Ende des Messegeländes zu befinden scheint. Die Schweizer Delegation um den aktuellen Ständeratspräsidenten Hannes Germann hätte schon vor einer Viertelstunde hier eintreffen sollen.

40 Minuten Verspätung
Auf Einladung des deutschen Bundesrats – des Pendants des Ständerats – verbringt Hannes Germann einen zweitägigen offiziellen Besuch in der Bundesrepublik. Das Programm ist streng durchgetaktet und dass der Fahrplan eingehalten wird, ist nicht zuletzt deshalb wichtig, weil die Autos der Delegation von der Polizei begleitet und die Strassen dafür rechtzeitig abgesperrt werden müssen. Doch die Maschine aus Zürich hat rund 40 Minuten Verspätung. Ein Helikopter, der sich im Landegebiet auf einer Suchmission befand, zwang den Piloten zum Durchstarten – und das Protokoll des Bundesrats, der als Gastgeber für den reibungslosen Ablauf des Schweizer Besuchs verantwortlich ist, zum Umstellen des straffen Zeitplanes.

Eine Gruppe von Menschen kommt um die Ecke, umschwirrt von einem Fotografen, der eifrig Blitzlichter abfeuert. Klaus Decking, Chef der Kommunikationsabteilung bei GF Automotive, nimmt Hannes Germann in Empfang und führt ihn zum Gemeinschaftsstand, der dem Leichtbau gewidmet ist. «Unser Ziel ist es, Leute für uns zu interessieren, die bei diesem Thema nicht gerade an GF Automotive denken», beginnt Decking seine Ausführungen. Dann erklärt er, wie GF die sogenannten «steering knuckles», an denen die Räder des neusten VW Golf befestigt sind, je 500 Gramm leichter gemacht hat, welche Stahlteile eines Maserati durch Aluminium ersetzt wurden und dass die Denkarbeit für diese Entwicklungsschritte in Schaffhausen stattgefunden hat. Und Hannes Germann? Lächelt, nickt, stellt interessierte Fragen. Eine Viertelstunde Powerplay, eine kurze Verabschiedung, und schon geht es weiter zum nächsten Stand.

Herausforderung Diplomatie
Die zwei Tage in Deutschland sind für Germann der erste offizielle Besuch in seiner Rolle als Ständeratspräsident. Zwar ist er auch als Präsident der Aussenpolitischen Kommission schon öfter ins Ausland gereist, doch im Unterschied zu diesen Besuchen ist er dieses Mal nicht nur offizieller unterwegs, sondern auch ohne Begleitung seiner Kommissionsmitglieder. «Das ist schon etwas ganz anderes», sagt Germann, als er zwischen ein paar Terminen mal einen Moment Zeit zum Verschnaufen hat. Doch ganz allein ist Germann natürlich auch dieses Mal nicht; er wird begleitet von Claudio Fischer, Chef internationale Beziehungen bei den Schweizer Parlamentsdiensten. Fischers Aufgabe ist es, die Parlamentarier für das internationale Parkett zu schleifen. Er brieft sie dahin gehend, was gesagt werden darf und was eher nicht. Er bereitet die Dossiers vor, über die während des Besuchs gesprochen werden könnte. Und er weiss, wer wann welches Geschenk überreicht bekommt. Ein Umstand, der zwar wie eine Banalität klingt, jedoch alles andere ist als das: Würde die Geschenkübergabe nämlich im falschen Moment angestossen, könnte das Gegenüber plötzlich mit leeren Händen dastehen – eine äusserst peinliche Situation, die es auf diesem Niveau der internationalen Beziehungen zu vermeiden gilt.

Freitag, 9.45 Uhr, Bundesrat, Berlin
Zwischen Deutschland und der Schweiz steht ein Tisch voller Blumen und Fahnen. Dunkel gekleidete Männer servieren Saft, Wasser und Kaffee. Horst Seehofer, bayrischer Ministerpräsident, hat mit seiner Begleitung auf der linken Seite Platz genommen, Hannes Germann mit seiner Delegation – neu dazugekommen ist nun auch Botschafter Tim Guldimann – ihm gegenüber. Eine Kamera knattert, dann schliesst sich die Tür, und die Gespräche beginnen.

9. Februar im Vordergrund
Nach dem Besuch der Messe Hannover und der beiden Schaffhau- ser Stände von GF Automotive und Weidmüller Interface ging es für die Schweizer Delegation am späten Donnerstagnachmittag weiter nach Berlin. Nun stehen die politischen Gespräche an; vorgesehen ist neben dem Treffen mit Seehofer auch eines mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sowie dem Präsidenten des Bundesrates, Stephan Weil. «Das Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative wird die Gespräche vermutlich prägen», hatte Claudio Fischer noch auf der Fahrt nach Berlin gesagt. Und er sollte recht behalten.

Freitag, 15 Uhr, Schweizer Botschaft, Berlin
Hannes Germann lässt sich erleichtert in einen Sessel fallen. «So, nun sind wir ja unter uns», sagt er, als er zu einer Bilanz seines Besuchs ansetzt. «Diese Reise hat mir vor allem gezeigt, wie eng Deutschland und die Schweiz miteinander verbunden sind – auch wenn wir ein paar Dossiers teilen, die nicht ganz so einfach sind.» Er stelle aber fest, dass man der Schweiz viel Goodwill entgegenbringe, sagt Germann. «Zwar nicht unbedingt inhaltlich, aber dafür beim Suchen nach Lösungen.» Etwas Ähnliches hatte zuvor auch schon Winfried Kretschmann in die Kamera des Schweizer Fernsehens gesagt. «Ich halte den Entscheid vom 9. Februar für falsch. Aber es ist ein Entscheid, den wir zu akzeptieren haben.»