[BaZ] Resettlement-Programm: Ständerat will in den kommenden Jahren keine Flüchtlingsgruppen

Das derzeit von der Schweiz sistierte Programm der Uno soll nicht so schnell wieder hochgefahren werden. Der Ständerat will den Bundesrat verpflichten, in den Jahren 2024 und 2025 auf die Aufnahme besonders schutzbedürftiger Personen zu verzichten.

Flüchtlinge, die von Grenzwächtern in einen Bus begleitet werden, der sie nach Italien zurückbringt – aufgenommen in Coldrerio TI. (Archiv)
Foto: Francesca Agosta /Ti-Press/Keystone)

Die kleine Kammer hat am Donnerstag im Rahmen einer ausserordentlichen Session zur Migration eine entsprechende Motion von Hannes Germann (SVP/SH) mit 26 zu 18 Stimmen angenommen. Der Vorstoss geht nun an den Nationalrat. Dort war eine gleichlautende Motion am Mittwoch abgelehnt worden

Germann begründete seinen Vorstoss damit, dass die Asylstrukturen derzeit stark ausgelastet bis überlastet seien. «Ein Rekordjahr reiht sich an das nächste.» Würde man das Resettlement-Programm für zwei Jahre aussetzen, würde das der Entlastung dienen.

Laut Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider wird der Bundesrat demnächst über das nächste Zweijahresprogramm entscheiden. Umgesetzt werden soll das Programm aber weiterhin nur dann, wenn ausreichend Kapazitäten vorhanden seien. Zurzeit nimmt die Schweiz keine Resettlement-Flüchtlinge auf.

Mehr Rückführungen gefordert

Der Ständerat fordert weiter eine «Rückführungsoffensive“: Der Bund solle abgewiesene Asylsuchende konsequent zurückschicken. Konkret soll die Landesregierung bis im Oktober 2023 ein entsprechendes Konzept vorlegen, wie die Zahl der Rückführungen und Ausweisungen in den kommenden Jahren deutlich erhöht werden kann.

Werner Salzmann (SVP/BE) kritisierte, dass sich Zehntausende Personen mit einem negativen Asylentscheid in der Schweiz aufhielten. «45’000 Menschen sind vorläufig aufgenommen.» Es brauche eine Lösung für alle betroffenen Länder. Der Rat nahm den Vorstoss mit 28 zu 15 Stimmen bei einer Enthaltung an.

Der Nationalrat hatte einen gleichlautenden Vorstoss am Mittwoch abgelehnt. Justizministerin Baume-Schneider gab zu bedenken, dass die Schweiz zu den europäischen Ländern mit der höchsten Quote bei der Rückführung abgewiesener Asylsuchender gehöre. Im vergangenen Jahr lag diese Quote bei 57 Prozent.

Bundesrat spricht von «gewissen Mängeln»

Keinen Erfolg hatten drei weitere Motionen aus den Reihen der SVP, die eine restriktivere Asylpolitik forderten. So lehnte die kleine Kammer beispielsweise zusätzliche Grenzkontrollen und die Schaffung von künstlichen Transitzonen ab. Diese Vorstösse sind damit erledigt.

Die grösste Bundeshausfraktion nutzte die ausserordentliche Session zur Migration in beiden Räten, um im Wahljahr auf ihr Kernthema hinzuweisen. Das Asylwesen befinde sich in einer Ausnahmesituation, sagte SVP-Ständerat und -Präsident Marco Chiesa (TI). Viele Kantone seien am Anschlag.

Justizministerin Baume-Schneider gab zwar zu, dass es «gewisse Mängel» im Schengen/Dublin-System gebe. Es herrsche jedoch kein Ausnahmezustand, der die Einführung von Notmassnahmen begründen würde. Beispiele im Ausland zeigten zudem, dass etwa die Einführung von Grenzkontrollen keine Wirkung entfaltet hätten.