Die Zollstelle Bargen könnte einer Sparübung beim Bund zum Opfer fallen. Treffen würde das die grenznahen Spediteure, die Wirtschaft der Gemeinde Bargen – und den Zoll in Thayngen.
Von Jean-Claude Goldschmied
BARGENDie Schaffhauser Regierung setzt sich für den Erhalt der Zollstelle Bargen ein und hat sich mit einem entsprechenden Schreiben an die Eidgenössische Zollverwaltung gewendet. Die Schliessung der Zollstelle Bargen hätte schwerwiegende Konsequenzen für den Kanton, heisst es. So müssten dann in Thayngen umso mehr Lastwagen abgefertigt werden – auch auf deutscher Seite.
Die Eidgenössische Zollverwaltung muss insgesamt 20 Millionen Franken einsparen, davon 7 Mio. beim Personal (die SN berichteten). Geschlossen werden sollen auch das Zollamt Buchs sowie die Binnenzollämter Zürich und St. Gallen.
«Schlecht für Wirtschaftsstandort»
«Das Zollamt in Bargen zu schliessen, wäre aus meiner Sicht ein echter Schildbürgerstreich», sagt Ständerat Hannes Germann. «Denn in Thayngen ist man jetzt schon an der Kapazitätsgrenze angelangt.» Es sei für Spediteure auch nicht attraktiv, in Thayngen drei Stunden zu warten, bis sie abgefertigt würden. Und auch der Weg über Waldshut sei keine Alternative. Ausserdem werde die Bundesstrasse nach Donaueschingen auf deutscher Seite demnächst gleich an zwei Stellen ausgebaut und dadurch an Attraktivität gewinnen. Und als Grenzregion sei der Kanton Schaffhausen auf einen funktionierenden Güterverkehr angewiesen. Denn die Schweiz brauche als rohstoffarmes Land die Zulieferung von Gütern – mit der Bahn oder wie in Bargen auf der Strasse. «Eine Schliessung dieses Zollamts wäre sehr schlecht für den Wirtschaftsstandort Schaffhausen», so Germann.
«Die Kantonsregierung steht klar hinter dieser Zollstelle», ergänzt Regierungsrat Christian Amsler. «Nicht zuletzt, weil auch einige Arbeitsplätze von ihr abhängig sind.» Da der Druck auf die Schweizer Grenze generell relativ hoch sei, sei es ein grosser Vorteil, verschiedene Zollstellen im Kanton zu haben – dies nicht zuletzt im Sinne eines funktionierenden Verkehrsflusses. «Eine Hauptfunktion von Bargen ist somit sicher auch, den Betrieb in Thayngen zu entlasten», so Amsler.
Es stehen auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. Gemäss Marianne Imhof, die seitens der Speditionsbranche einen Runden Tisch von Politik und Wirtschaft (siehe nebenstehender Kasten) mitorganisiert hat, geht es allein in Bargen um 22 Arbeitsplätze bei Spediteuren, und beim Zoll auf Schweizer und deutscher Seite um insgesamt rund 80 Arbeitsplätze.
Auch Erich Graf, der Gemeindepräsident von Bargen, hofft sehr, dass es nicht zu einer Schliessung kommt. «Denn dies hätte auch für unser Dorf gravierende Auswirkungen», sagt er. Graf beziffert den Schaden für seine Gemeinde bei einem Wegzug der Speditionsfirmen auf ungefähr sieben Steuerprozente. Dabei liege gerade das Bargemer Zollamt nach wie vor an einer Nationalstrasse, die man zudem erst kürzlich für rund 7 Mio. Franken saniert habe, hebt Graf hervor. «Bargen lebt von dieser Strasse.»
«Gut funktionierendes Zollamt»
Matthias Fischer, der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Blumberg, gibt zu bedenken, dass es auch für seine Gemeinde sehr wichtig sei, dass Spediteure und Handwerker kurze Wege zu ihren Kunden haben. Dass man auf Schweizer Seite ein gut funktionierendes Zollamt schliessen möchte, mute aus seiner Sicht doch etwas seltsam an.
Ständerat Hannes Germann:
«Das Zollamt in Bargen zu schliessen, wäre aus meiner Sicht ein echter Schildbürgerstreich.»