Schaffhauser Nachrichten: Demokratie braucht Qualitätsmedien

Wie ist es um die Qualität der Medien bestellt? Mit dieser Frage haben sich gestern Politiker und Medienschaffende beschäftigt.

von Erwin Künzi

Bild Fabian Stamm
Bild Fabian Stamm

Ein Vorstoss von Nationalrat Hans-Jürg Fehr hatte dazu geführt, dass der Bundesrat sechs Studien zu Situation und Qualität der Schweizer Medien in Auftrag gab. Seit diese Studien vorliegen, ist eine heftige Diskussion über die Schlussfolgerungen entbrannt, eine Diskussion, die gestern auch in der Reihe «im Saal» unter dem Titel «Medienvielfalt und Qualitätsanspruch» weitergeführt wurde. Dazu eingeladen hatten in den Zunftsaal der «Schaffhauser Nachrichten» die SN selber sowie der Schaffhauser und der Zürcher Presseverein. Einer der Referenten war derjenige, der das Ganze ins Rollen gebracht hatte: Hans-Jürg Fehr zeichnete in seinem Referat ein düsteres Bild des aktuellen Journalismus, der aber, damit die Meinungsbildung in der Demokratie funktionieren kann, von hoher Qualität sein müsste. Stattdessen würden Rudel- (der eine schreibt beim anderen ab) und Thesenjournalismus (das Resultat eines Artikels steht schon fest, bevor er geschrieben wird) sowie Auswahlkriterien wie Skandalisierung, Personalisierung und grösstmögliches Konfliktpotenzial vorherrschen. Die abonnierte Presse gerate wegen der Gratiszeitungen immer mehr unter Druck, was Entlassungen in den Redaktionen zur Folge habe. Die Vielfalt der Titel habe abgenommen, vier Verlagshäuser würden den Schweizer Markt beherrschen. «Ich bin in grosser Sorge, dass unser Mediensystem den Ansprüchen der direkten Demokratie nicht mehr genügt. Das darf nicht geschehen, da muss man eingreifen», meinte Fehr.

Im Vergleich dazu herrschen in Schaffhausen noch fast paradiesische Zustände, denn, so SN-Verleger Norbert Neininger, «es gibt kaum so viele Medien pro Kopf wie in Schaffhausen». Aber auch Neininger beklagte, dass die Medien immer kommerzieller und boulevardesker und die nationalen Monopole immer mächtiger würden. Bestehen könne dagegen nur, wer als Medienhaus alle Medien im Angebot habe. Heute müsse es darum gehen, relevante Informationen aufzubereiten und einzuordnen. «Aber dafür braucht es die entsprechenden Mittel und gut ausgebildete Journalisten», so Neininger.

Ein Geben und Nehmen 
Ständerat Hannes Germann berichtete über seine Erfahrungen mit den Medien: Diese könnten zwar nicht die Meinungen der Leute ändern, aber sehr wohl Themen setzen. Das Verhältnis zwischen Politik und Medien bezeichnete er als ein Geben und Nehmen und stellte zugleich aber auch eine zunehmende Vermischung von Politik und Unterhaltung fest. Als Beispiel nannte er den ehemaligen deutschen Verteidigungsminister Rudolf Scharping, der sich einst mit einer schönen Frau in einem Swimmingpool hatte ablichten lassen und so in der «Bunten» erschienen war.

«Google abkassieren»
Nachdem Kurt Schaad, der während 38 Jahren für das Schweizer Fernsehen tätig war, seinen interaktiven Jugend-TV-Sender «Joiz» vorgestellt hatte (siehe SN vom 2. Februar), diskutierten die Referenten und die AZ-Journalistin Susi Stühlinger unter der Leitung von Marianne Erdin auf dem Podium. Auf die Frage, wie sein Mediensystem der Zukunft aussehen würde, meinte Hans-Jürg Fehr, dass dieses zu einem guten Teil aus allgemein zugänglichen, von Qualitätsredaktionen geführten Internet-Plattformen bestehen sollte. Finanziert würde dieses System von Google. «Die wollen wir, das ist die Vorstellung der SP, abkassieren, denn die profitieren heute von Inhalten, die andere erstellen und finanzieren.»