[Schaffhauser Nachrichten] Einkaufstourismus: Verzollen bald ab 150 ​Franken?

Gegenstände, die man im Ausland einkauft, muss man bisher erst ab 300 ​Franken verzollen. Das könnte sich bald ändern.

Schaffhauser Nachrichten |  18. November 2023

Vor allem an Wochenenden ein oft gesehenes Bild: Schweizer Kofferräume voller Lebensmittel aus Deutschland. Bild: rd

Anscheinend möchte der Bund diese Grenze auf 150 ​Franken herabsetzen. Der Albtraum aller Einkaufstouristen wäre gleichzeitig eine von den Schweizer Detailhändlern langersehnte Änderung. «Wir begrüssen alle Massnahmen. In der Vergangenheit wurde schon viel angekündigt, aber passiert ist bis heute nichts», sagt Ernst Gründler, Präsident von ProCity Schaffhausen. Der Thurgauer Volkswirtschaftsdirektor Walter Schönholzer hätte am liebsten die Wertfreigrenze ganz gestrichen. Gründler ist da etwas vorsichtiger: «Wir nehmen alles, was wir bekommen. Das wird ein harter Kampf und es ist auch kein Wunschkonzert.»

Widerspruch gegen die Massnahmen gab es bisher kaum. Die Stiftung Konsumentenschutz spricht von einer Symptombekämpfung und befürchtet, dass die Einkaufstouristen dann einfach weniger einkaufen und dafür häufiger ins Ausland fahren. Solche Argumente sind für Gründler kompletter Schwachsinn: «Diese Mutmassungen kommen nur immer wieder, weil es keine handfesten Argumente gibt, die gegen Massnahmen sprechen.»

Mutloser Schritt der Regierung

Wirklich viel vom Vorschlag hält der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann nicht: «Es ist ein mutloser Schritt der Regierung, um das Parlament zu beruhigen.» Um eine zufriedenstellende Lösung zu erzielen, müsse man mit den Nachbarländern zusammen etwas ausarbeiten.

Aktuell sei es so, dass Kunden, die in der Schweiz zu höheren Preisen einkaufen, zusätzlich mit der Mehrwertsteuer belastet werden, während Kunden, die über die Grenze gehen, diese geschenkt wird. «Das ist volkswirtschaftlich falsch und unfair. Der Staatskasse entgehen damit jährlich bis zu einer halben Milliarde Franken an Steuereinnahmen.» (jsc)