Das von Krieg und Engpässen geprägte Marktumfeld machte das abgelaufene Geschäftsjahr der Ersparniskasse Schaffhausen zu einer Herausforderung. Auch wenn sich der Geschäftserfolg niedriger als im Vorjahr präsentiert, ist man bei der Bank zufrieden mit dem Resultat.
Kay Fehr
SCHAFFHAUSEN. «Nächstes Jahr sind wir dann hoffentlich nicht mehr hier in diesem Übergangsgebäude», sagte Hannes Germann, Verwaltungsratspräsident der Ersparniskasse Schaffhausen, schmunzelnd. Die alljährliche Medienkonferenz der Traditionsbank fand gestern nämlich, wie schon im Jahr zuvor, im Provisorium an der Frauengasse statt. Der Hauptsitz wird nach wie vor umgebaut. «Die Bauarbeiten laufen plangemäss, voraussichtlich im August dieses Jahres werden sie abgeschlossen sein», sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Beat Stöckli. Das Gerüst sei bereits verschwunden und die voraussichtlichen Kosten seien mit 6,75 Millionen Franken nur leicht über den im Vorfeld kalkulierten 6 bis 6,5 Millionen Franken.
2022 stand im Zeichen eines widrigen globalen Marktumfelds, wie Germann betonte. Das habe sowohl die gesamte Wirtschaft als auch Private betroffen; auch die Ersparniskasse könne sich Themen wie Krieg, Ressourcenknappheit und Lieferengpässen nicht entziehen. «Trotz der Umstände dürfen wir zufrieden auf das Jahr zurückschauen. Die Ersparniskasse konnte ein solides, kein ungestümes Wachstum verzeichnen», so Germann. Das Wichtigste sei aber, dass die Reserven weiter gestärkt wurden – mit 1,2 Millionen Franken. «Das macht die Bank vertrauenswürdig», sagte der Verwaltungsratspräsident. Auch dieses Jahr erhält die damalige Gründerin der Bank, die Hülfsgesellschaft Schaffhausen, 100 000 Franken für den Betrieb der Gassenküche und für Menschen in Not.
Plötzlich positive Zinsen
Stöckli erwähnte im Anschluss die zähe Situation an den Finanzmärkten. «Egal, wo investiert wurde, man hat Geld verloren», sagte er. «Nicht einmal die Obligationen haben Schutz geboten. Dass sowohl Aktien als auch Obligationen so stark nach unten korrigieren, ist ein Ereignis, das nur etwa alle 50 Jahre vorkommt.» Einzig Rohstoffe wie Öl, Gas und Strom stiegen stark an.
Dennoch konnte die Bilanzsumme um ein gutes Prozent auf 968 Millionen Franken gesteigert werden. Die Kundengelder stiegen lediglich um 0,3 Prozent. «Seit 2015 mussten wir uns wegen der Negativzinsen wehren, dass wir nicht als ‹Gratisparkplatz› missbraucht werden. Jetzt gibt es plötzlich positive Zinsen und Geld ist wieder eine eigene Anlageklasse», so Stöckli. Stolz sei er auf den Kundengelderdeckungsgrad: 87,2 Prozent aller Ausleihungen kann die Ersparniskasse mit eigenem Kundengeld finanzieren. Besagte Ausleihungen nahmen um 2,6 Prozent auf knapp 793 Millionen Franken zu.
Weniger erfreulich lief es im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, wo die Bank im Vergleich zum Vorjahr fast zehn Prozent einbüsste. «Dafür gibt es mehrere Gründe: Neben den Korrekturen an den Finanzmärkten hatten wir im Vorjahr auch ein Rekordergebnis, von welchem wir wussten, dass es 2022 kaum zu toppen sein würde», so Stöckli. Das Zinsgeschäft nahm leicht zu, auch der Sach- und Personalaufwand erhöhte sich. Unter dem Strich weist die Erfolgsrechnung einen Geschäftserfolg von 3,8 Millionen Franken (–17,5 Prozent) aus, der Jahresgewinn beläuft sich auf 2,2 Millionen Franken (–4,9 Prozent). In Anbetracht der Umstände sei es ein gutes Resultat, obwohl man im Vergleich zum Vorjahr schlechter abgeschnitten habe.
Ins laufende Jahr sei man gut gestartet, die Aktienmärkte hätten sich wieder leicht beruhigt. Im September könne die Bank voraussichtlich zurück an den Münsterplatz ziehen. Eine Herausforderung sei und bleibe der Fachkräftemangel. «Es ist schwierig, gute und kompetente Leute zu finden, die zu einem Schaffhauser Salär arbeiten wollen», sagte Beat Stöckli.