Die Bevölkerung und die Honoratioren des Kantons haben gestern Hannes Germann, dem neuen Ständeratspräsidenten, einen herzlichen Empfang bereitet.
Von Erwin Künzi
Eine ständig grösser werdende Menschenmenge drängte sich gestern nach 13 Uhr auf dem Perron 1 des Schaffhauser Bahnhofs. Darunter befanden sich Mitglieder der Schaffhauser Regierung, aber auch Weibel der Ostschweizer Kantone, die ihre Regierungsvertreter begleiteten, hohe Militärs, Kantonsparlamentarier, Richter und vor allem eine ganze Schar von Fotografen und Kameramänner. Wer nicht wusste, wem dieser Auflauf galt, dem half ein Blick auf die Anzeigetafel über dem Perron: Diese gab die Ankunft eines Extrazugs aus Bern bekannt und verkündete: «Wir begrüssen unseren neuen Ständeratspräsidenten, Herrn Hannes Germann.»
Gang durch die Stadt
In der Zwischenzeit hatte auch die Knabenmusik Aufstellung genommen und spielte sich mit «Eye of the Tiger» warm, was bei den tiefen Temperaturen auch nötig war. Alexander Blunschi von Radio SRF3, der als Moderator durch die Feierlichkeiten führte, mahnte, man möge doch Platz machen, damit die Passagiere des Extrazuges, die mit Hannes Germann nach Schaffhausen gefahren seien, auch aussteigen könnten. Kaum hatte er dies gesagt, traf auch schon pünktlich um 13.39 Uhr der Zug ein: Die Wagentüre öffnete sich, und Hannes Germann entstieg zusammen mit seiner Frau Karin dem Zug, begleitet von Bundesrat Alain Berset und zwei Weibeln. Im Lichtgewitter der Fotografen begrüsste ihn die Schaffhauser Regierung, bevor Stadtpräsident Thomas Feurer Germann und seine Gäste viersprachig willkommen hiess. Germann habe bei seiner Wahl ein Glanzresultat erzielt, «und ich gehe davon aus, dass im Ständerat richtig gezählt wurde», sagte Feurer unter grossem Gelächter der Anwesenden. Feurer lobte Germanns Verbundenheit mit den Menschen auf dem Land, aber auch in der Stadt, und wünschte allen ein schönes Fest in Schaffhausen. Angeführt von einer Tambourengruppe und der Knabenmusik, setzte sich der Umzug, mit Regierungspräsidentin Rosmarie Wimer Gysel und dem Ständeratspräsidenten an der Spitze, Richtung St. Johann in Bewegung. Geniessen konnte Germann, der jetzt auch von seinen beiden Töchtern Sarah und Nora begleitet wurde, diesen Gang durch die Stadt allerdings nicht, musste er doch im Laufen ein Fernsehinterview geben. Trotzdem bekam er die Begeisterung der Bevölkerung mit, die immer wieder applaudierte.
Fussball als zentrales Thema
Im St. Johann, der fast bis auf den letzten Platz besetzt war, begann die Feier mit einer vom Bläserensemble der Sinfonietta Schaffhausen vorgetragenen Version des «Munotglöggli». In den Reden, die folgten, spielte der Fussball immer wieder eine wichtige Rolle, hatte Germann doch in jungen Jahren beim FC Schaffhausen im Tor gestanden und ist heute noch als Stürmer im FC Nationalrat aktiv. Er sei zwar nicht Fussballprofi geworden, aber als Politiker spiele er jetzt in der Champions League, meinte Rosmarie Widmer Gysel. Germann sei ein Brückenbauer, und Brückenbauen liege den Schaffhausern im Blut. Sie gratulierte ihm im Namen der Bevölkerung und wünschte ihm ein erfolgreiches Präsidialjahr.
Pragmatischer Optimist
Hannes Germann sei einer der einflussreichsten Parlamentarier, erklärte Bundesrat Alain Berset, und die Treffsicherheit zeichne nicht nur den Fussballer Germann aus. «Er ist ein pragmatischer Optimist, der sich den Realitäten stellt und das Beste daraus macht», charakterisierte Berset den neuen Ständeratspräsidenten, dem er viel Freude im Amt wünschte. Nach einem Kurzauftritt des Pianisten Martin Werner ergriff der Gefeierte selber das Wort. Zu Beginn zitierte er einige Schlagzeilen über sich und meinte: «‹Ein netter Rechter, der gerne nach links ausbricht›, trifft es nicht schlecht, allerdings nur, wenn man es auf den Fussball bezieht.» Fussball sei seine grosse Leidenschaft gewesen, aber anstatt Profi zu werden, sei er in der Politik gelandet. Immerhin könne er dort noch im FC Nationalrat spielen, was auch sehr befriedigend sei: «Es gibt nichts Schöneres, als gegen die Vertretung des Deutschen Bundestages zu gewinnen», meinte er und brachte damit das Publikum zum Lachen. Dann wurde er ernster und bekannte: «Ich bin ein auf Ausgleich bedachter Schweizer und Föderalist, durch und durch.» Und zum Fussball zurückkehrend, mahnte er, wie das aktuelle Beispiel des FC Basel zeige, könne man nur als Team erfolgreich sein. Mit «Hopp Schaffuse, hopp Schwiiz» schloss er. Ein Apéro vor der Kirche, zu dem auch die Bevölkerung eingeladen war, rundete die Feier ab.