Von Hannes Germann
Die Schweiz gilt innerhalb der OECD-Staaten nebst Japan als klarer «Wachstumsverlierer» der letzten zehn Jahre. Der Bundesrat, die Wirtschaft und bürgerliche Parteien wollen in den nächsten Jahren darum klare Wachstumssignale setzen. An guten und gut gemeinten Vorschlägen fehlt es nicht. Um jedoch die Kurve optimal zu erwischen, ist es – wie für den Rennfahrer – entscheidend, den richtigen Zeitpunkt und vor allem die richtige Dosis zwischen Bremsen und Gasgeben zu finden. Bremst man zu früh respektive zu stark, ist das Tempo weg. Oder man würgt gar den Motor ab. Andernfalls droht man aus dem Rennen zu fliegen. Beides ist nicht zu empfehlen – weder für den Sportler noch für unsere Wirtschaft. Der Unterschied zum Rennfahrer besteht eigentlich nur darin, dass vom Wohlergehen unserer Volkswirtschaft 7 Millionen Mal so viele Menschen abhängig sind. Also gilt es, den Wachstumspfad mit Grips und einem Paket von cleveren Massnahmen anzugehen.
Zu einem vielversprechenden Massnahmenpaket gehören Verbesserungen im Bereich Bildung, Forschung und Technologie. Hier besteht offensichtlich erheblicher Handlungsbedarf. Beim Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) stellt man fest, dass die Qualität der Arbeitskräfte in der Schweiz überdurchschnittlich hoch ist. Bei der Generierung von Wissen steht unser Land sogar an der Spitze. Beste Voraussetzungen für Wachstum also! Doch weit gefehlt. Mit der Anwendung des neuen Wissens hapert es. Gar als schwach bezeichnet BBT-Direktor Eric Fumeaux die Entwicklung der Märkte, in denen sich der Mehrwert des generierten und angewandten Wissens in Form von Produkten und Dienstleistungen realisieren liesse.
Zwar spielt der Wissens- und Technologietransfer zwischen Universitäten (Grundlagenforschung) und Grossunternehmen (Forschung und Entwicklung) recht gut. Hochschulen dagegen spielen in diesem Prozess noch immer eine untergeordnete Rolle. Klein- und Mittelunternehmen arbeiten kaum mit Hochschulen zusammen. Somit bleiben erhebliche Innovationspotenziale ungenutzt. Das muss sich ändern. Umso eher, als die KMU in unserer Wirtschaft in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle eingenommen haben und an Bedeutung weiter zulegen werden.
Über die Förderagentur für Innovation KTI (Kommission für Technologie und Innovation) unterstützt der Bund nach dem Motto «Science to market» gezielt Forschungs- und Entwicklungsprojekte zwischen Hochschulen und KMU. Die von der inzwischen bedeutenden Firma Disetronic entwickelte und vertriebene Insulinpumpe ist nur eine Erfolgsstory aus einem KTI-Förderprojekt. Die vom Bund zusätzlich gesprochenen Mittel für Bildung und Forschung sind in diesem Bereich also gut investiert. Mit der Schaffung eines elektronischen Portals erhalten ab Frühjahr auch Start-up-Firmen Zugang zum vorhandenen Know-how. Gute Aussichten also. Unternehmergeist soll sich in der Schweiz wieder bezahlt machen – und für Wachstum sorgen.