Über Chancen und Risiken des Transportgewerbes referierte Ständerat Hannes Germann bei den Astag-Mitgliedern.
Vor den Mitgliedern der Fachgruppen Überland und Internationale Transporte des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes (Astag), die aus der ganzen Schweiz angereist waren, beleuchtete Hannes Germann eingangs seiner Ausführungen verschiedene Aspekte, die auf die Schweizer Wirtschaft nicht ohne Einfluss sind und hemmend wirken. So geisselte er das Gejammer über die «Hochpreisinsel Schweiz», in das auch der Verkehrsminister einstimme, sich aber einen Lohn auszahlen lasse, der einer Hochpreisinsel durchaus angepasst sei. Während man auf der Linken gegen einen in Tat und Wahrheit nicht existierenden Lohnabbau demonstriere, weise die Schweiz beim Staat und bei den Sozialwerken ein jährliches Ausgabenwachstum von 4,7 Prozent auf, im Gegensatz zum Bruttosozialprodukt, das nur 2,4 Prozent jährlich zulegt. Setze sich dieser Trend fort, würde der Staat bis 2025 das gesamte Volkseinkommen beanspruchen.
Mit den Bundes-Entlastungsprogrammen 2003 und 2004 könnte das Horrorszenario abgewendet werden, so Hannes Germann weiter. Die Behauptung, wir hätten ein kulturelles Problem, sei falsch, vielmehr müssten strukturelle Defizite in der Laufenden Rechnung so rasch wie möglich beseitigt werden, weil sie wachstumshemmend wirkten und sich vor allem für die KMU nachteilig auswirkten.
Wachsende Tonnenkilometer
«Für das Transportgewerbe bestehen durchaus noch Chancen», führte Hannes Germann weiter aus. Die gesamten Güterverkehrsleistungen auf Strasse und Schiene sollen bis zum Jahr 2030 von heute 24 auf etwa 31 bis 42 Milliarden Tonnenkilometer anwachsen. Das entspreche einem Wachstum in einer Bandbreite zwischen plus 32 und plus 78 Prozent. Der Transitverkehr werde weiter an Bedeutung gewinnen, wobei sich der Schienenverkehr gegenüber der Strasse merklich von heute 66 auf 71 Prozent im Jahre 2030 steigern könnte. Besonders deutliche Spuren hinterlässt das neue Verkehrsregime mit der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) und der 40-Tonnen- Limite, die zu besserer Auslastung der Fahrzeuge führen und eine geringere Fahrleistung besonders im Transitverkehr zur Folge haben. Ab 2010 dürften diese jedoch wieder zunehmen und 2030 über dem heutigen Wert liegen. Für die Unternehmer sei letztlich entscheidend, so Hannes Germann abschliessend, welche Marge sie mit den transportierten Gütern erzielen. Die Effizienz ihrer Unternehmen hätten sie selber in der Hand. Ein Risikofaktor bleibe die Politik; die Gefahr, dass die LSVA auch nach 2005, 2007 und 2008 weiter erhöht werden könnte, sei nicht von der Hand zu weisen. Ausserdem dürfte sich der Verteilkampf Schiene-Strasse angesichts der gigan-tischen Kosten für die Neat-Löcher weiter zuspitzen.
Transport ältestes Gewerbe
Den Verhandlungen der Astag-Mitglieder folgten im Saal des «Hombergerhauses» von «Amtes wegen» Nationalrat Ulrich Giezendanner, Stadtrat Urs Hunziker, die Grossstadträte Alfred Zollinger und Thomas Hauser, Ueli Wäckerlin, Chef des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes, und Christina Waldvogel, Päsidentin des Gewerbeverbandes. «Das Transportgewerbe ist das älteste Schaffhauser Gewerbe», hielt Stadtrat Urs Hunziker in seinem Willkommgruss an die Astag-Mitglieder fest und spielte dabei auf die Hochrheinschifffahrt zwischen Bodensee und Basel an, die mit dem Bau der Eisenbahnlinien ihr Ende fand. Der Strassentransport habe auch in unserer Region nach dem Zweiten Weltkrieg stark zugenommen und das Zollamt Thayngen zum zweitgrössten zu Deutschland werden lassen. In seinem Grusswort an seine Kollegen wies der Schaffhauser Astag-Sektionspräsident Hans-Peter Brütsch darauf hin, dass Schaffhausen Vergleiche mit anderen Ständen nicht zu scheuen brauche. Die Grösse allein sei nicht massgebend. Es komme vielmehr darauf an, was man mache.
Vorschriften und Konkurrenz
Auf die Sorgen und Nöte des Transportgewerbes ging Heini Egger, Präsident der Fachgruppe Überland, ein und betonte, dass man sich immer mehr Vorschriften und einem harten Verdrängungswettbewerb gegenübersähe. Das Just in Time bei Spedition und Logistik sei für die auf kurze Transportzeiten angewiesene Wirtschaft unerlässlich. Die steigenden LSVA-Kosten könnten vom Transportgewerbe nicht mehr selbst getragen und müssten auf die Kunden abgewälzt werden. Hans-Peter Dreier, Präsident der Fachgruppe International, bemängelte die am Gotthard oft künstliche Behinderung des Verkehrsflusses und wies auf den Streit zwischen Schwei-zer und italienischen Lokomotiv- führern beim grenzüberschreitenden Zugverkehr hin. Er fragte sich, wie ein derartiger Konflikt beim internationalen Transitverkehr gelöst werden könnte. (W. B.)