[Schaffhauser Nachrichten] Eine Billion Schulden und ein Grund zu feiern

Die Schaffhauser Immobilienfirma Allcap feierte ihr zehnjähriges Bestehen mit einem rauschenden Fest, dessen Unterhaltungswert mit nachdenklich stimmenden Zwischentönen rund ums Thema «Schaffe, schaffe, Häusle baue» durchsetzt war.

Von Martin Edlin

Rhetorisches Feuerwerk zum zehnjährigen Bestehen von Allcap in der Paradies-Schüür: Donato Scognamiglio (links) und Hannes Germann. BILD SELWYN HOFFMANN
Rhetorisches Feuerwerk zum zehnjährigen Bestehen von Allcap in der Paradies-Schüür: Donato Scognamiglio (links) und Hannes Germann. BILD SELWYN HOFFMANN

PARADIES/SCHLATT. Der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann versuchte sich als Seismologe und «schloss kleine Erdbeben nicht aus». Ebenso zur Vorsicht mahnte Donato Scognamiglio, promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Statistiker, CEO des Immobilienberatungsunternehmens IAZI und Titularprofessor am Institut für Finanzmanagement der Universität Bern: Entwicklungen auf dem schweizerischen Liegenschaftsmarkt und beim Hypothekargeschäft drohen Erschütterungen auszulösen. Politiker und Experte nannten beide die fast unvorstellbare Zahl: eine Billion (tausend Milliarden) Franken. So hoch ist die Hypothekarverschuldung in unserem Land. «Im Moment zwar noch kein Problem», meinte Germann, aber Vorsichtsmassnahmen seien angezeigt. Weshalb, wusste Scognamiglio: Weil «Geld zur Zeit fast nichts kostet», wird auf Pump gekauft und gekauft und dabei ausser Acht gelassen, dass die Eigenheimpreise seit dem Jahr 2000 um 70 Prozent, die Löhne jedoch nur um 11 Prozent gestiegen sind. Die Folge: Wer nicht zu den Grossverdienern zählt, hat bereits erhebliche Mühe, bei den Banken Hypotheken zu erhalten. Und sollten die Zinsen wieder einmal ansteigen …

Bei den Luxusimmobilien krisele es bereits seit Langem, illustrierte Donato Scognamiglio am Beispiel einer Traumvilla, die bei einem Schätzwert von 18 Millionen für sechs Millionen die Hand wechselte. Und der Liegenschaftsanzeiger widerspiegelt bizarre Werte: Da wird ein kleineres Einfamilienhaus in einer Schaffhauser Landgemeinde für 980 000 Franken angeboten, in St. Moritz für 52 Millionen.

Von Flughöhen …

Unkenrufe am rauschenden Fest, mit dem die Schaffhauser Immobilienfirma Allcap ihr zehnjähriges erfolgreiches Bestehen feierte und daran am Donnerstagabend rund hundert Gäste in der «Schüür» des Klostergutes Paradies teilhaben liess? Nicht doch! Sowohl Germanns wie auch Scognamiglios höchst launische Referate dämpften die Festfreude nicht, sondern entwarfen mit witzigen Strichen das Umfeld, in dem Allcap als Familienunternehmen von Daniel und Isabella Schlehan tätig ist und auf das Erreichte stolz sein kann. «Wir haben unsere Flughöhe erreicht», stellte Firmen-«Pilot» Schlehan befriedigt fest und fixierte nach der Höhe auch den Flugkurs in Richtung Nachhaltigkeit und Stabilität. Dass es ein Sichtflug sein muss, bei dem der von Beben und Risiken nicht freie Boden im Auge zu behalten ist, umrissen die beiden Referenten jedoch deutlich, Hannes Germann in seinem politischen Tour d’Horizon mit dem Neusten aus Bundesbern (inklusive in Angriff genommene Abschaffung des Eigenmietwertes) ebenso wie Scognamiglio mit Blick auf eine Schweiz, die «gesund und reich ist und immer älter wird», wobei alle zwar älter, aber nicht alle reicher würden. Dass alle immer mehr wollen, sei Faktum, und demjenigen, der meine, es könnte ja auch eine Nummer kleiner gehen, schrieb der blendend rhetorische Alleinunterhalter ins Stammbuch, dass das eine reine Frage des Preises sei.

… und einer Eisprinzessin

So tafelten Gäste und Gastgeber fröhlich beim Feiern des Aufstiegs der Allcap Immobilien AG zur sicheren Flughöhe bei Musik (mit der Sängerin Flavia Zucca und Gitarrist Martin Gisler), Multimediashow und einer alles anderen als oberflächlichen Plauderei von Matthias Wipf mit der einstigen «Eisprinzessin» Sarah Meier, die nach ihrer Sportlerinnenkarriere mit einmal Gold und zweimal Silber an Europa- und neun Titeln an Schweizer Meisterschaften nun als Sportjournalistin arbeitet.