Bei den Hypotheken und Kundengeldern, vor allem aber dank Kunden, die an der Börse aktiv waren, hat sich die Ersparniskasse Schaffhausen im letzten Jahr nochmals klar steigern können. Ausgezahlt hat sich aber auch ein grosser strategischer Schritt.
Zeno Geisseler
SCHAFFHAUSEN. Die Ersparniskasse Schaffhausen hat sich nach einigen anspruchsvollen Jahren weiter stabilisieren können. Im Vergleich zu 2018 hat sich die Lokalbank nochmals deutlich gesteigert. Der Geschäftserfolg, die wichtigste Kennzahl für die operative Tätigkeit der Bank, ist von 3,6 auf 4,8 Millionen Franken gewachsen. Das mag sich für Bankenverhältnisse nicht nach viel anhören, doch man muss sich vor Augen führen, dass das gleiche kleine Institut noch vier, fünf Jahre zuvor Bruttogewinne von deutlich unter einer Million verbucht hatte. Nach Abzug von Einlagen in die Reserven und von Steuern verbleibt für 2019 ein Reingewinn von 2,4 Mio. Franken, was im Rahmen früherer Jahre liegt.
Delle ausgemerzt
Dass es 2019 so gut kommen würde, war keineswegs selbstverständlich. Noch beim Halbjahresabschluss war das Wachstum bei den Hypotheken recht bescheiden, bei den Kundeneinlagen konnte die Bank den Pegel nur knapp halten, und beim Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft zeigte sich im Vergleich zum 1. Halbjahr 2018 gar ein deutlicher Rückgang. Auch die Bilanz war geschrumpft.
Doch ab Juli vermochte die Ersparniskasse mit ihren 35 Mitarbeitenden den Schalter umzulegen. Von den 34,4 Mio. Fr. an Neuhypotheken stammen zwei Drittel aus dem zweiten Halbjahr, die 21 Millionen Franken neue Kundeneinlagen kommen gar praktisch ausschliesslich aus dieser Zeit. Auch bei den Dienstleistungen, namentlich im Wertschriften- und Anlagegeschäft, liess das zweite Halbjahr das erste sehr deutlich hinter sich, auch dank einer steigenden Börse. «Es war», folgerte Verwaltungsratspräsident Hannes Germann gestern an der Bilanzmedienkonferenz, «ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr».
Aber, und da ist die älteste Bank Schaffhausens (gegründet 1817) nicht allein, es war auch ein Jahr, das weiter unter dem Zeichen des Margendrucks stand, gerade auch im so wichtigen Zinsgeschäft, dem grössten Ertragspfeiler der Bank. Bei den Hypotheken standen 100 Millionen Franken, das ist ein Siebtel des Bestands, im letzten Jahr zur Erneuerung an. Darunter sind Festhypotheken aus – für die Bank – besseren Zinszeiten. Solche Tranchen werden heute mit Sätzen mit einer Eins oder durchaus einer Null vor dem Komma verlängert, und auch wenn Germann betonte, «dass man auch mal Nein sagen muss, wenn die Marge nicht stimmt», kann sich seine Regionalbank dem allgemeinen Trend natürlich nicht entziehen. Aber, und da spielt der Markt dann wieder zugunsten der Bank, auch bei der Refinanzierung sind die Kosten gesunken. Musste die Ersparniskasse 2018 noch 2,7 Millionen Franken für den Zinsaufwand auslegen, waren es im letzten Jahr bloss noch 2,3 Millionen. Ohne eine Wertberichtigung von 330 000 Franken wäre der Zinserfolg unter dem Strich sogar über dem Vorjahr gelegen.
Ausbezahlt hat sich für die Bank aber auch ein strategischer Grundsatzentscheid, der eine Dekade zuvor gefällt worden war: 2009 eröffnete die Ersparniskasse eine Filiale in Kleinandelfingen – und dort geht es rund. Rund ein Viertel des Hypothekenbestands, also über 180 Millionen Franken, stammt inzwischen aus dem Weinland, sagte Beat Stöckli, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, gestern. Fünf Personen arbeiten in Kleinandelfingen. Doch die Erträge der Bank haben sich auch strukturell gewandelt. Noch 2015 verdiente die Bank für einen Franken, den sie bei Dienstleistungen, also Börsengeschäften, holte, 3.30 Franken mit Hypotheken. Im letzten Jahr kamen auf einen Franken Dienstleistungen noch 2.05 Franken Zinserträge. Mit Courtagen und Depotgebühren macht die Bank also inzwischen schon halb so viel Geld wie mit dem klassischen Zinsdifferenzgeschäft.
Auf der Aufwandseite konnte die Ersparniskasse aufgrund von Generationenwechseln bei den Personalkosten rund 200 000 Franken einsparen. Der Sachaufwand blieb im Rahmen des Vorjahrs.
Vom Ertrag gehen wie schon in früheren Jahren 100 000 Franken an die Hülfsgesellschaft und damit an jene Institution, die einst die Ersparniskasse gegründet hatte. Das Geld wird für die Gassenküche verwendet.
Die Dividende geht an die Alleinaktionärin, die Stiftung EK Schaffhausen, sowie an jene Mitarbeitende, welche Partizipationsscheine gezeichnet haben.