Hannes Germann ist nicht unbedingt für Hüftschüsse bekannt, sondern gilt als ruhiger Politiker. Am Feldschiessen stellte der Schaffhauser Ständerat aber unter Beweis, dass auch er Salven abfeuern kann, die ins Ziel treffen.
Von Markus Bührer
«Jetzt muss ich aber Gas geben», sagt Hannes Germann konzentriert, als der Warner im Buchthaler Schiessstand Warthau das letzte Seriefeuer mit sechs Schuss in 60 Sekunden ankündigt. Zwölf Schuss hat der Ständerat bereits hinter sich und noch liegt sein Ziel, das Kranzresultat aus dem Vorjahr zu wiederholen, im Bereich des Möglichen. Kaum ertönt das Kommando «Feuer» aus dem Lautsprecher, drückt Germann auch bereits zum ersten Mal ab. Die 60 Sekunden reichen ihm problemlos, um seine Schüsse ins Ziel zu bringen.
«Tradition aufrechterhalten»
Germann schiesst gut an diesem sonnigen Samstagmorgen, doch ohne Training mangelt es dem Politiker etwas an Konstanz. So mischen sich neben vielen Vierern und Dreiern auch ein paar Zweier und sogar ein Einer in sein Resultat. Trotzdem stehen schlussendlich respektable 55 Punkte auf dem Standblatt, womit er den anvisierten Kranz nur knapp um zwei Zähler verpasst. Damit ist er zufrieden und schmunzelt: «Ich war auch schon schlechter.» Hannes Germann ist ein regelmässiger Gast am Feldschiessen. Seit er in den Ständerat gewählt wurde, nimmt er, wenn immer möglich, am Feldschiessen-Reisli des Schaffhauser Kantonalschützenverbandes (SHKSV) teil, zu dem er jeweils für sein Engagement für den Schiesssport eingeladen wird. «Das Feldschiessen ist etwas Urschweizerisches», erklärt der Opfertshofemer die Bedeutung des welt- weit grössten Schützenfestes. Die Teilnahme, die zu seiner Militärzeit manchmal eher eine Pflichtübung war, empfindet er heute als Ehre: «Es ist ein Zeichen des Vertrauens des Staates gegenüber den Bürgern, dass sie mit einer Waffe verantwortungsvoll umgehen können.» Das sei etwas Einmaliges: «Diese Tradition müssen wir aufrechterhalten.» Am Schiesssport bewundert Germann vor allem den ehrenamtlichen Einsatz der unzähligen Funktionäre und Helfer in den Vereinen und Verbänden, die Anlässe wie das Feldschiessen überhaupt erst ermöglichen. «Vor allem bei der Nachwuchsausbildung leisten die Schützen enorm viel», zeigt er sich beeindruckt. Deshalb leistet auch Germann gerne Unterstützung, sei es politisch oder anderweitig: Für das in zwei Jahren stattfindende Kantonalschützenfest ist er im OK für das Ratsleuteschiessen zuständig. An diesem hat er bereits beim letzten «Kantonalen» 2009 teilgenommen und prompt einen Podestplatz erobert.
Tipps vom Schweizer Meister
Ansonsten schiesst Germann allerdings kaum, weshalb er auch beim Feldschiessen keine Spitzenleistungen von sich erwartet. «Dabei sein steht für mich im Vordergrund», meint Germann zum «Schiessanlass mit Volksfestcharakter», wie er das Feldschiessen bezeichnet. Dennoch, einen gewissen sportlichen Ehrgeiz streitet er nicht ab: «Man will natürlich immer sein Bestes geben.» Deshalb will sich Germann zwei Stunden nach dem Gewehrwettkampf auch noch an der Pistole versuchen. Der ehemalige Kompaniekommandant ist natürlich auch an der Waffe mit dem kürzeren Lauf ausgebildet. Seine Zielgenauigkeit bezeichnet er jedoch mittlerweile als «sehr tagesformabhängig». Nachdem er früher am Morgen noch ein lautes Sturmgewehr 57 neben sich hatte, befindet er sich im Neunkircher Pistolenschiessstand in angenehmerer Gesellschaft, wird er doch umrahmt vom ehemaligen SHKSV-Präsidenten Markus Brühlmann und von Toni Wulich. Beim ehemaligen Pistolen-Internationalen und vielfachen Schweizer Meister konnte er sich kurz vorher noch mit Last-Minute-Tipps eindecken. Und diese scheinen zu nützen: Schuss um Schuss setzt Germann zielsicher auf die Scheibe, und mehr als einmal trifft er mit einer Zehn genau ins Zentrum. Erst in der letzten Passe passiert dann doch noch das Malheur, und ein Schuss verfehlt die Scheibe. Dass trotz diesem Nuller noch ein stolzes Resultat von 148 Punkten zustande kommt, freut Hannes Germann aber sichtlich. Zwar kann er sich auch mit dieser Punktzahl keinen Kranz an die Brust heften, aber den Abstecher in die Festbeiz hat sich der Ständerat redlich verdient.