[Schaffhauser Nachrichten] HEV-Vorstand Hannes Germann: Für viele Junge ist der Traum vom Eigenheim ausgeträumt

Zinserhöhungen, hohe Auflagen, knappes Angebot: Es war schon einfacher, ein Eigenheim zu kaufen – für viele, insbesondere auch für Jüngere, sind die eigenen vier Wände unerschwinglich geworden. Was tut der Hauseigentümerverband (HEV) dagegen? Wo kann er helfen? Und wie geht es nun eigentlich mit dem umstrittenen Eigenmietwert weiter? Wir fragen nach bei Hannes Germann, Ständerat und Vorstandsmitglied des HEV Schweiz und der Sektion Schaffhausen.

Iris Fontana

Hannes Germann will den Erwerb von Wohneigentum fördern. Bild: ZVG

Herr Germann, wo und wie wohnen Sie?

Hannes Germann: In einem 1994 erbauten Einfamilienhaus-Bungalow mit Erdsonden-Heizung in Opfertshofen, das politisch zu Thayngen gehört.

Hauseigentum zu kaufen, war schon deutlich attraktiver: Klingelt beim HEV nun ununterbrochen das Sorgentelefon?

Germann: Nein, nein. Ein Eigenheim zu erwerben war und ist immer attraktiv. Die meisten Wohneigentümer haben ihre eigene Wohnung oder ihr Haus nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen erworben. Es ist ihnen schlicht ein Anliegen etwas «Eigenes» zu besitzen. Vielfach wird Eigentum auch als Schutz und Vorsorge fürs Alter betrachtet. Befragungen zeigen, dass auch viele Jüngere Wohneigentum erwerben möchten. Ich finde es bedenklich, dass dieser Traum für immer weniger erfüllbar ist. Dies obwohl die Löhne stetig gestiegen sind und die Schweiz ein reiches Land ist.

Was sind die Gründe?

Germann: Das hat mit der hohen Zuwanderung und der schwachen Bautätigkeit im Eigenheimbereich zu tun – dies waren und sind enorme Preistreiber. Jetzt kommen auch noch die steigenden Zinsen dazu. Es muss daher unbedingt – vor allem auch in den Zentren – das Erstellen von neuen Wohnungen erleichtert werden. Und zwar nicht nur für Mietwohnungen, sondern auch für Stockwerkeigentum.

Was treibt die Mitglieder am meisten um?

Germann: Die stetige Zunahme an neuen Auflagen an die Wohneigentümer, die mit Aufwand und Kosten verbunden sind: Energetische Erneuerungsvorhaben, bauliche Sanierungen, Brandschutz, Gartengestaltungseingriffe (keine Neophyten) und anderes mehr. Dazu kommen steigende Steuern, Gebühren und Abgaben.

Und was tut der HEV, um zu helfen?

Germann: Der HEV Schweiz und seine regionalen Sektionen bieten den Mitgliedern Informationen mittels Fachbeiträgen in der HEV-Zeitung und auf der Website, durch Ratgeber-Bücher, Checklisten, Musterverträge und anderes. Sehr begehrt ist auch die Hotline für Rechtsberatungen sowie das Kurswesen für themenspezifische Weiterbildungen wie Heizungserneuerungen oder Stockwerkeigentum.

Ein Dauerthema ist der Eigenmietwert. Weshalb ist es so schwierig, eine Lösung zu finden?

Germann: Das Kernproblem liegt darin, dass verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen.

Was ist Ihr Standpunkt?

Germann: Die fiktive Steuer auf dem Eigenmietwert – die es ja nur beim selbstbenutzten Wohneigentum gibt, während andere Vermögensgegenstände nicht damit belastet werden – gehört abgeschafft. Sie führt auch zu Ungerechtigkeiten unter Eigentümern von unterschiedlichen Vermögensanlagen. Im Gegenzug muss logischerweise auch der Unterhaltsabzug gestrichen werden. Dies soll jedoch nur beim selbstgenutzten Wohneigentum gelten. Bei den Mietliegenschaften muss der Mietertag versteuert werden, folglich müssen auch die damit zusammenhängenden Kosten weiterhin abzugsberechtigt sein.

Welcher Aspekt ist Ihnen am wichtigsten?

Germann: Wichtig ist mir – wie auch dem HEV Schweiz – die Förderung des Wohneigentumerwerbs. Wie dies auch die Verfassung verlangt. Die beiden Räte haben hierfür einen betragsmässig begrenzten und zeitlich befristeten Schuldzinsabzug für Ersterwerber von Wohneigentum in die Vorlage eingebaut. Denn junge Neuerwerber sind auf Hypotheken angewiesen und sollen daher auch in der Anfangsphase die Schuldzinsen abziehen können.

Was bedeutet diese Frage für den Kanton Schaffhausen?

Germann: Von der Zweitwohnungsproblematik sind wir weniger betroffen. Die Eigentumsquote ist vergleichsweise tief, vor allem verglichen mit dem Ausland. Hingegen gibt es bei uns wie in anderen Kantonen viele ältere Menschen, die ihr Eigenheim abbezahlt haben und weitgehend schuldenfrei sind. Für sie ist der Eigenmietwert eine schreiende Ungerechtigkeit. Ihnen wird auf eine oftmals bescheidene Rente ein Einkommen aufgerechnet, das sie gar nicht haben. Und sie können nichts abziehen, weil vielen auch die Mittel fehlen, um zu investieren. Gerade mit Blick auf die Energiestrategie muss sich das ändern.

Wer würde von einem Systemwechsel beim Eigenmietwert am meisten profitieren?

Germann: Das ist individuell ganz unterschiedlich. Je nach Vermögenssituation. Mit dem Systemwechsel wird aber auf jeden Fall ein Anreiz für den Abbau der Schulden geschaffen. Heute wird das Schuldenmachen steuerlich belohnt, was auch volkswirtschaftlich schädlich ist.

Wie kommentieren Sie die jüngsten Turbulenzen im HEV, etwa den Austritt von Ruedi Noser oder den Mitgliedern, die davonlaufen?

Germann: Meinungsdifferenzen liegen in der Natur der Sache. Bezogen auf rund 340’000 Mitglieder sind sehr wenige ausgetreten. Netto verzeichnen wir gegenwärtig sogar einen Zuwachs.