Schaffhauser Nachrichten: Im Reich betörender Düfte

Der traditionelle Ausflug des Grossen Stadtrates führte diesmal ins Ramser Moos und in den Reiat zu betörenden Düften.

Wenn hartgesottene Städter in die Natur geführt und ihre Blicke fachkundig für die Details geschärft werden, dann können sie etwas erleben. Und genau dies widerfuhr den Mitgliedern des Grossen Stadtrates auf ihrem traditionellen Ratsausflug am vergangenen Dienstag. Ratspräsident Rolf Amstad hatte seinen parlamentarischen Kolleginnen und Kollegen gleichsam eine Exkursion in das Reich betörender Düfte organisiert – erst ins Ramser Moos, das wohl interessanteste Moosgebiet des Kantons, dann zu Unilever in Thayngen und schliesslich ins «Reiatstübli» nach Opfertshofen zum kulinarischen und gesellschaftlichen Schluss- und Höhepunkt.
Die Politik steht beim Ratsausflug wahrhaftig nicht im Vordergrund, der Alternative wandert da einträchtig neben der SVPlerin, die Freisinnige schäkert mit dem Linksaussen und, das grösste politische Wunder überhaupt, sogar zwischen Legislativ- und Exekutivmitgliedern herrscht für einmal ungetrübte Friedfertigkeit. Das öffnet die Sinne für anderes: am Dienstag etwa für die Geheimnisse der Pflanzen- und der Tierwelt. Martin Bolliger vom kantonalen Naturschutzamt offenbarte «Natur pur» und sorgte für faszinierende Ein- und Anblicke – die dem urban orientierten Laien ohne kundige Anleitung wohl verborgen geblieben wären. Einige Ratsmitglieder besonders beeindruckt haben dürfte die Erkenntnis, dass auch im Tierreich der «Rausch» weit verbreitet ist, von der Ameise bis zum Elefanten, woran man sich dann vor allem im späteren Verlauf des Abends erinnert haben dürfte.
Indessen hat auch die unendliche Vielfalt der Natur beeindruckt – und später, bei der Thaynger Knorri, die erstaunliche Sortimentsbreite von Unilever Schweiz, auf die Personaldirektor Matthias Jost bei der Begrüssung der städtischen Parlamentarier hinwies. Allerdings stand für einmal nicht der Lebensmittelmulti im Mittelpunkt, der mittlerweile zahlreiche seiner schweizerischen Aktivitäten in Thayngen konzentriert hat, sondern die Gemeinde – die auf der Knorri-Terrasse hervorragend überblickt werden kann. Einwohnerratspräsident Peter Kunz und Gemeindepräsident Bernhard Müller erläuterten dabei, wie Thayngen den Schock der Cementi-Schliessung überwunden und zu neuem Wachstum zurückgefunden hat. Dabei hat nicht nur Unilever für neue Impulse gesorgt. Auch Ansiedlungen wie etwa die Schuhfabrik Rieker sorgen für neuen Schub, der sich auch im belebten privaten Wohnungsbau manifestiert. Sehr wohl vermerkten die Grossstadträte, dass die offenkundige Dynamik durchaus auch auf begünstigende politische Entscheidungen zurückzuführen ist. In Opfertshofen schliesslich begrüsste Gemeindepräsident Hannes Germann die Gesellschaft und brachte den Städtern die Probleme der (kleinen) Reiatgemeinden näher, bevor dann der Ausflug im «Reiatstübli» ausklang. (J. R.)