Gelobt und mit dem Preis der «gesunden Stadt» bedacht wurde Schaffhausen gestern in Bern. Die Idee, Quartiere durch Begehungen altersfreundlich zu machen, hat die Jury überzeugt.
Von Alexa Scherrer
Die Delegierten des Schweizerischen Gemeindeverbands haben an der gestrigen Generalversammlung (GV) in Bern einiges über Schweizer Gemeinden erfahren, was sie vorher wohl noch nicht wussten. Etwa, dass die Dichte von Einhörnern als Wappentiere besonders in der Zentralschweiz hoch ist. Diese Information kam von SP-Bundesrat Alain Berset, der an der GV ein Referat zur bevorstehenden Altersreform 2020 hielt. Die Delegierten haben auch aber etwas über Städte erfahren – und spätestens gestern wurde mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Schaffhausen so unspektakulär ist, dass es – schon aus rein geografischen Gründen – gerne mal vergessen geht.
5000 Franken für die Stadt
Seit gestern ist Schaffhausen nämlich um eine Auszeichnung reicher und jetzt offiziell eine «gesunde Stadt». Verdient hat sie diesen Titel aufgrund der vom Sozialreferat unter der Leitung von Stadtrat Simon Stocker initiierten Quartierbegehungen mit Senioren. Bei den Spaziergängen geht es darum, die Quartiere auf ihre Altersfreundlichkeit zu testen. Gibt es genügend Sitzmöglichkeiten? Ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr gegeben? Wie schnell und gut sind Geschäfte erreichbar? Solche und andere Fragen werden während der Rundgänge geklärt.
Getragen wird der Preis vom Bundesamt für Gesundheit, von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren, von Gesundheitsförderung Schweiz, vom Schweizerischen Gemeinde- und Städteverband sowie von der Schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix. Schaffhausen ist eine von sieben nominierten und eine von drei ausgezeichneten Städten und Gemeinden und erhält somit 5000 Franken. Das Geld ist zweckgebunden und muss vollumfänglich in zukünftige Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention investiert werden. «Wir werden bestimmt Verwendung finden – Vorschläge machen die älteren Menschen genug», sagt Simon Stocker.
Und bereits die jetzigen Ideen scheinen bei der Jury gut angekommen zu sein. Das Rätsel, was sich hinter dem Wort «altersfreundliche Quartierstruktur» überhaupt verberge, löse Schaffhausen elegant, sagte die Direktorin des Schweizerischen Städteverbands, Renate Amstutz, in ihrer Laudatio. «Das Beispiel aus Schaffhausen ist ein Modell, das auch andere Städte und Gemeinden interessieren könnte», ist sie überzeugt.
Nicht ohne Stolz gratulierte zum Schluss auch der Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbands, der Schaffhauser SVP-Ständerat Hannes Germann, zur gewonnenen Auszeichnung. «Die Stiftung Radix ist unabhängig – ich hatte meine Finger da nicht mit im Spiel», fügte er schmunzelnd an.