Vier in Bern journalistisch und politisch tätige Schaffhauser trafen sich diese Woche erstmals zu einem Gespräch.
von Martin Schweizer
Dienstag, 11. März, ein erster Frühlingstag mit Temperaturen bis zu 17 Grad. Ganz Bern ist auf den Beinen, unter den Lauben, auf den Gassen, dem Gemüse- und Blumenmarkt.
Im Bundeshaus, auf den Tribünen des Nationalrates und des Ständerates, verfolgen im Laufe dieses sonnigen Vormittags nicht weniger als 600 Besucherinnen und Besucher die Beratungen, darunter einer Steiner Abschlussklasse mit Lehrer Ernst Rubli. Jährlich kommen Tausende von Gästen hieher, letztes Jahr registrierte man bei Führungen 40 000 Personen, keine Spur von Politikverdrossenheit.
Die Mitglieder der Bundesversammlung, bei Vollbesetzung total 246, sitzen und reden an diesem Tag von 8 Uhr bis Schlag 13 Uhr, vorschriftsgemäss wie gewohnt in «schicklicher Kleidung». Der Nachmittag ist dienstags jeweils den Fraktionssitzungen vorbehalten. Hinter den Kulissen, vorab in der geschäftigen Wandelhalle des gerade 100-jährig gewordenen Bundeshauses dann eine Begegnung nicht der dritten, sondern der vierten Art: Auf unsern Wunsch versammelt sich ein Quartett erstmal in dieser Zusammensetzung zu einem lockeren Meinungsaustausch während der Session im Bundeshaus, eine schaffhausische Berner Crew, nämlich: Schläpfer Martin, Gafner Beni, Germann Hannes, Steinemann Roger.
Die vier Schaffhauser mit tiefgründig heimatlichen Wurzeln sind teils seit Jahren (wie Martin Schläpfer), teils erst seit kurzem (wie Hannes Germann) in der Bundeshauptstadt tätig, sehen sich aber erstaunlicherweise eher selten; zwei, Martin Schläpfer, der Älteste, und Roger Steinemann, der Jüngste im Bunde, begegneten sich an diesem Dienstag sogar zum ersten Mal.
Aus dem Vollen schöpfen
Allen (auch Beni Gafner und Roger Steinemann) ist indes gemeinsam: Sie waren und sind Mitglieder der schreibenden Zunft, Journalisten mit Leib und Seele, und haben dank ihrer heutigen beruflichen Stellung einen hervorragenden Einblick in die Bundespolitik. Akkrediert und damit privilegiert sitzen sie zwar (glücklicherweise) nicht an den «Schalthebeln der Macht». Aber sie können aus dem vergleichsweise mächtigen Strom von Informationen aus dem Vollen schöpfen.
Weitere Gemeinsamkeit : Alle Vier «Berner» haben ihr journalistisches Handwerk bei den «Schaffhauser Nachrichten» und partiell bei «Radio Munot» erlernt, alle vier gehörten (und gehören teils noch immer) während Jahren der SN–Redaktion an. Die Seite gewechselt, von den Medien zur Politik, hat unlängst Hannes Germann, aber gerade dies ist aus journalistischer Sicht besonders interessant: Wie präsentiert sich für einen eidgenössischen Parlamentarier die Aktenlage? Wie wird er informiert? Wie bewältigt er die Informationsflut?
Berge von Papier
Tatsächlich bestätigt sich im Gespräch mit dem vor einigen Monaten gewählten Ständerat: Kaum im Amt bekommt man kiloweise Papier, Vorlagen, Berichte, Kommissionsprotokolle. So konzentriert man sich notgedrungen auf das Wesentliche, jeder muss individuell ein System finden, um informiert zu sein und à jour zu bleiben. Nützlich zur aktuellen Beratung eines Geschäfts sind im Zusammenhang mit Differenzbereinigungen in den beiden Kammern vor allem Fahnenabzüge mit synoptischen Darstellungen.
Hannes Germann lobt die «hochprofessionellen» Parlamentsdienste. Das sieht Beni Gafner genauso, der die gleichen Unterlagen erhält wie ein Parlamenarier, mit Ausnahme der Kommissionsprotokolle. Akkredidiert sind im Bundeshaus zurzeit rund100 Journalisten, etwa 60 sind in der Regel während den Sessionen anwesend.