Schaffhauser Nachrichten: Zurzeit ist es ihnen nicht ums Jodeln zumute

Seit fünf Jahren vertritt er Schaffhausen im Ständerat: Hannes Germann, Betriebsökonom und Gemeindepräsident in Opfertshofen.

Geniesst Ruhe und Aussicht aus dem Wohnzimmerfenster…mit Blick in die benachbarte EU.  (Aufnahme: Selwyn Hoffmann)
Geniesst Ruhe und Aussicht aus dem Wohnzimmerfenster…mit Blick in die benachbarte EU. (Aufnahme: Selwyn Hoffmann)

Der Mann, der mit Peter Briner zur Wiederwahl in den Ständerat antritt, hat zu seiner Partei, der SVP, ein gutes Verhältnis. Hannes Germann steht in fast allen Belangen mehr oder weniger stramm zu ihr, liegt programmatisch meistens auf Kurs. Allerdings kann er von der Linie der Partei auch einmal abweichen. Ein Hardliner etwa in der Asylpolitik oder bei Fragen der Integration ist er nicht. Trotzdem wird er in seiner Fraktion geschätzt, gilt als umsichtiger Gesprächspartner und seriöser Schaffer.

Die Arbeit im eidgenössischen Parlament kommt dem ländlich orientierten Politiker auch voll entgegen, denn er politisiert mit Überzeugung, stellt sich gern neuen Herausforderungen, so als Präsident der einflussreichen Wirtschafts- und Abgabenkommission, der nebst vielen Bereichen auch für die Agrarpolitik 2011 zuständigen WAK. An der SVP gefällt Germann auch, dass es an Parteitagen oder abends nach der Session unter den Kollegen auch mal fröhlich, unverkrampft her-und zugeht und bei einem Halben ein bisschen «gjödeled» wird. Solche Lockerungsübungen sind im Berner Parlamentsbetrieb freilich nicht die Regel, und zurzeit ist es sowieso niemandem in Bern so richtig ums Jödele zumute. Auch Hannes Germann nicht. Über die unseligen Geheimpläne und Komplotttheorien beispielsweise möchte er bei einem Gespräch kurz vor der Herbstsession gar nicht erst reden, wischt das Thema zunächst unwirsch vom Tisch.

Dann erklärt er aber doch, er halte nichts von Verschwörungstheorien und dem gegenwärtigen «Affentheater», im Falle Blocher/Roschacher dürfe man jetzt nicht vorschnell urteilen, er, Germann, lasse sich so oder so nicht davon abbringen, auch in Zukunft mit offenem Visier und eigenständig zu politisieren. Mit dem gelegentlich etwas grobschlächtigen Stil seiner Partei (und jener der linken Konkurrenz) hat er mitunter seine liebe Mühe, nicht zuletzt deshalb, weil damit aus seiner Sicht von der eigentlichen Sachpolitik abgelenkt werde. Germann, ein Pragmatiker mit solider Bodenhaftung, scheint für den eher «sach- und lösungsorientierten» Ständerat wie geschaffen; anders als im Nationalrat wird im «Stöckli» kaum dezidiert Parteipolitik betrieben, parteipolitisch motivierte Geschäfte hätten, sagt Germann, im Ständerat nicht den Hauch einer Chance, auch Schaumschläger seien fehl am Platz. Dafür müsse man in der Kleinen Kammer mit nur 46 Parlamentariern weit mehr als im Nationalrat «a d Säck», also zupacken; Germann ist über das ganze Jahr gesehen ungefähr zu 70 Prozent als Ständerat ausgelastet. Daneben reicht es noch zu einigen wenigen Mandaten, etwa als Verwaltungsrat in der Ersparniskasse, als Stiftungsratspräsident des Wohnheims Rabenfluh, als Vizepräsident des Schweizerischen Gemeindeverbandes, Vorstandsmitglied des Hauseigentümerverbandes oder Mitglied des Zentralvorstandes der SVP Schweiz. Die Tage sind also ausgefüllt, und wenn er am 21. Oktober wieder für eine Amtsperiode gewählt wird, hat Germann auch schon klare Vorstellungen von den Aufgaben, die ihn in Bern erwarten. Dazu gehören weiterhin brisante Fragen und Massnahmen zum Klimaschutz, aber auch regionalpolitische Geschäfte zum Verkehr und zur Steuer- und Wirtschaftspolitik. Reine Parteipolitiker und Schaumschläger sind in der Kleinen Kammer fehl am Platz.
Martin Schweizer